Eine Billion Dollar
hat?«
Bleeker grinste abfällig. »Rache? Ach was. Ich bin kein nachtragender Mensch. Ich bin in dieser Angelegenheit völlig leidenschaftslos, wissen Sie? Ich tue nur, was man mir aufträgt.«
»So. Was man Ihnen aufträgt.«
»Das ist aber keine Frage nach meinen Auftraggebern, oder? Dazu sind Sie zu klug.«
John zuckte nur mit den Schultern. »Was geschieht jetzt? Was haben Sie mit mir vor?«
»Oh, Ihr Lösegeld wird Geschichte machen, glaube ich.« Bleeker hielt sich sorgfältig außerhalb seines Bewegungsradius. Er trug einen leichten, ziemlich zerknitterten hellen Anzug und rieb sich unaufhörlich eine kleine Stelle unter dem Ohr. »Und ansonsten… Das kommt darauf an.«
»Worauf?«
»Auf Sie, zum Beispiel. Ihr Verhalten, Ihre Kooperation. Auch auf andere Dinge, auf die Sie keinen Einfluss haben.«
»Es wird nicht funktionieren«, sagte John und wunderte sich über seine eigene Gelassenheit. »Sie werden wieder scheitern, Bleeker. Genau wie damals, als Sie Lino ins Unglück gestürzt haben.«
Bleeker musterte ihn und bleckte die Zähne. »Sie würden sich wundern, wie detailreich Ihr Bruder sich sein Leben als Vater eines Billionenerben ausgemalt hat.«
John konnte sich vorstellen, dass das womöglich nicht einmal gelogen war. Lino war schon immer ein Anhänger des Lebensmottos Nehmen, was man kriegen kann gewesen. Mit Frauen, mit Geld, mit allem. Er verschränkte die Arme. »Ich würde vorschlagen, dass Sie mir endlich sagen, was Sie hier wollen.«
»Qualitätskontrolle«, sagte Bleeker. »Ich muss ja sicher gehen, dass meine… Subunternehmer korrekte Arbeit geleistet haben. Ob sie den richtigen Mann erwischt haben.«
»Ihre Subunternehmer.«
»Ich tue das nur für Geld, Mister Fontanelli. Da man es mir nicht hinterherwirft, arbeite ich dafür. Ich habe entdeckt, dass man sehr angenehm leben kann, wenn man bereit ist, von Zeit zu Zeit sehr unangenehme Dinge zu tun. Wie das hier, zum Beispiel.«
»Und wie was noch? Sie können doch unmöglich vorhaben, mich am Leben zu lassen. Ich würde Sie belasten, sobald ich frei bin.«
»Was mich wiederum nicht belastet. Ich bin ohnehin auf der Flucht, Sie erinnern sich? Mittlerweile kenne ich die nötigen Kniffe, und ob Sie ‘s glauben oder nicht, es gefällt mir ganz gut so. So bleibt das Leben wenigstens aufregend.«
McCaine betrachtete die monströsen Kristalllüster direkt über seinem Kopf mit Unbehagen. Mexico City wurde bisweilen von Erdbeben heimgesucht; sollte sich ausgerechnet heute Abend eines ereignen, würden die Leuchter ihn glatt erschlagen. Er räusperte sich, und alle Augen, Mikrofone und Kameraobjektive richteten sich auf ihn.
Die Pressekonferenz fand im Großen Saal des Hotels El Presidente statt. Grüner Samt war in weiten, zeltartigen Bahnen über Decke und Wände drapiert und kunstvoll in Falten gelegt, goldverzierte Pfeiler schienen das symbolische Zeltdach zu stützen, und all das stand in bizarrem Kontrast zu dem riesigen, farbgewaltigen Wandbild hinter McCaine, das von der Hand Diego Riveras höchstselbst stammte, des größten unter den mexikanischen Malern. Man musste nicht sonderlich gebildet sein, um das zu wissen: Das Hotel tat mit Informationsbroschüren, Hinweistafeln und Inschriften, was es konnte, um einen über diese Tatsache nicht im Ungewissen zu lassen.
»Bis jetzt«, erklärte McCaine, nachdem er Grund und Anlass seiner Anwesenheit dargelegt hatte, »wissen wir nur, dass Mister Fontanelli verschwunden ist. Die Umstände seines Verschwindens, soweit wir sie kennen, legen nicht zwingend gewaltsame Gründe hierfür nahe; ausschließen kann man sie gleichwohl nicht. Sollte es sich in der Tat um eine Entführung handeln, so haben sich die Entführer bis jetzt jedenfalls noch nicht gemeldet.«
Eine Frau streckte die Hand hoch. »Weiß man, wer die Person war, mit der Mister Fontanelli sich treffen wollte?«
»Nein«, sagte McCaine. »Ich bezweifle auch, dass es eine solche Verabredung gegeben hat. Meines Wissens kannte Mister Fontanelli niemanden an der hiesigen Universität, mit dem er sich hätte verabreden können.«
Das gab Aufruhr. »Warum hat er das dann behauptet?«, rief ein Mann, ohne abzuwarten, bis McCaine ihm das Wort erteilte.
McCaine beugte sich über den Wald von Mikrofonen vor sich. »Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass Mister Fontanelli es von Zeit zu Zeit riskiert, sich ohne den Schutz von Leibwächtern in die Öffentlichkeit zu begeben. In der Vergangenheit ist es dabei nie zu
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