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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zwei Monaten mit Mister Balabagan zerstritten, inzwischen einen anderen Fischaufkäufer gefunden, und das Geschäft ging gut, wobei sich besonders der Verkauf von Süßigkeiten an Kinder unterwegs als unerwarteter Renner entpuppt hatte. Beigelegt war ein Foto seines mit Werbeaufklebern übersäten Tricycles, mit einem vor Stolz strahlenden jungen Filipino hinter dem Lenker, ferner ein auf kariertem Papier sorgfältig ausgerechneter Tilgungsplan für die Rückzahlung der dreihundert Dollar. Manuel hatte eigenmächtig eine Laufzeit von fünfzehn Jahren und einen Zinssatz von sechs Prozent veranschlagt und kam auf eine monatliche Rate von 2 Dollar und 53 Cent. Für das erste halbe Jahr hatte er einen Scheck über $15.18 angeheftet.
    »Ja, verdammt noch mal«, murmelte John. »Werd ich denn überhaupt kein Geld mehr los?«
     
    Paul schien Johns Erregung nicht nachvollziehen zu können. Er überflog den Brief, studierte seelenruhig den Tilgungsplan, deutete auf eine der Zahlen und sagte, nach seinem Taschenrechner greifend: »Ich glaube, da hat er sich verrechnet.«
    »Darum geht es doch überhaupt nicht«, brauste John auf.
    »Worum dann? Du hast ihm Geld geliehen, er zahlt es zurück. Die normalste Sache der Welt.«
    »Mit Zinsen!« John sprang auf. »Verdammt noch mal, ich habe ihm das Geld gegeben, damit er eine Chance hat, damit er sich was aufbaut… und jetzt verdiene ich auch noch daran! Wie soll das eigentlich enden? Ich gebe Leuten Geld, sie geben mir mehr Geld zurück. Das muss doch irgendwann einmal aufhören! Sonst ist eines Tages alles Geld bei mir, und dann? Dann gehört mir die ganze Welt, oder? Das macht verdammt noch mal keinen Sinn.«
    Paul lehnte sich zurück und betrachtete ihn nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass es so weit kommt. Dass dir irgendwann die ganze Welt gehört, meine ich.«
    »Du glaubst es nicht, so. Paul, mir fließt mehr Geld zu, als ich loswerden kann. Wie soll das denn anders enden, als dass eines Tages alles bei mir ist?«
    »Bis jetzt ist noch jedes große Vermögen eines Tages wieder verschwunden.«
    »Bis jetzt.«
    »Wenn es so einfach wäre, wie du gerade denkst, würde längst die ganze Welt der Familie Rockefeller gehören, wenn nicht den Nachfahren der Fugger.«
    John stieß einen spitzen Schrei aus. »Und wie ist es denn? Wer bin ich denn? Ein Nachfahre Jakob Fuggers!«
    »Sagt eine gewisse Ursula Valen. Was mich anbelangt, bist du in erster Linie ein Nachfahre Francesco Fontanellis.«
    »Oh, ja.« John ließ sich in einen der Sessel fallen, legte die gefalteten Hände vor den Mund und starrte an die Decke. Eine Weile war Schweigen, punktiert vom Klicken des Kugelschreibers, mit dem Paul herumspielte. »Was ist mit der Prophezeiung?«
    »Was soll mit ihr sein?« Pauls Stimme klang Millionen Meilen weit weg.
    »Bin ich der Erbe? Ja. Bin ich der wahre Erbe? Nein. Ich kann den Menschen die verlorene Zukunft nicht zurückgeben. Ich habe keine Ahnung, wie ich das tun sollte. Ich weiß nicht mal, wovon die Rede ist.« Er fing an, die gefalteten Hände hin und her zu bewegen. »Lorenzo hätte es gewusst. Lorenzo wäre es gewesen. Aber McCaine hat ihn umgebracht…«
    »John?«, sagte Paul.
    »Hmm?«
    »Ich weiß nicht, ob ich sonderlich beeindruckt sein soll von einer göttlichen Vorsehung, die sich von jemandem wie McCaine so einfach ins Handwerk pfuschen lässt.«
    John sah überrascht hoch. Paul saß hinter seinem Schreibtisch, drehte den Kugelschreiber zwischen den Händen und wirkte leicht gereizt. »Was?«
    »Ich halte das alles für großen bullshit «, sagte Paul. »Es ist doch völlig egal, wessen Nachfahre du bist und was für Visionen irgendjemand irgendwann gehabt hat. Was zählt, ist die Gegenwart. Du hast jetzt nun mal dieses Vermögen und diesen Konzern am Hals und musst sehen, wie du damit zurechtkommst. Was hätte deinem Cousin denn anderes einfallen sollen? Er war sechzehn, mein Gott. Was weiß man in diesem Alter schon vom Leben?«
    »Was man in diesem Alter vom Leben weiß?« John stemmte sich hoch. »Ich werde dir zeigen, was Lorenzo in diesem Alter vom Leben wusste.« Er stürmte in sein Büro hinüber, durchwühlte seine Schubladen nach den beiden Schülerzeitungsbeiträgen und den Übersetzungen, die er davon angefertigt hatte, und kehrte damit zu Paul zurück. »Hier. Lies das.«
    Paul las es. Las es, schmunzelte zuerst, runzelte die Stirn, je weiter er kam, und machte schließlich: »Hmm.«
    »Und?«, fragte John lauernd. »Genial, oder?«
    »Ich weiß

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