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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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produzieren und ausstrahlen. Wir gründen im Augenblick pro Tag mindestens zwei Institute irgendwo auf der Welt, die sofort mit der Arbeit beginnen; in der Regel, indem sie eine örtliche Druckerei mit der Herstellung von Unterrichtsmaterialien und Büchern beauftragen.«
    »Das klingt, als ob Sie selber jedenfalls genug Geld zur Verfügung hätten«, meinte eine Journalistin.
    Färber nickte gewichtig. »Das Kapital der Stiftung beträgt sechzig Milliarden Schweizer Franken. Damit ist die Fontanelli Foundation for Money Education die größte jemals gegründete Stiftung.« Er erlaubte sich ein dezentes Lächeln. »Im Augenblick zumindest.«
     
    »Es gibt ein Sprichwort. Geld regiert die Welt. Seltsamerweise denkt aber fast niemand darüber nach, wer eigentlich das Geld regiert, nach welchen Regeln das vor sich geht. Es gibt kaum einen geheimnisvolleren Bereich als die Hochfinanz.«
    John sah die anderen an, während sich ein schweres, elendes Gefühl in seinem Inneren ausbreitete. Angst. So, als betrete er mit diesen Worten das Territorium eines mächtigen Feindes.
    Das war doch verrückt, oder? Ihm gehörte eine der größten Banken der Welt. Er besaß das größte Privatvermögen aller Zeiten. Er war der Feind!
    Aber er fühlte nicht so. Er gehörte nicht wirklich dazu. Für die Direktoren seiner Bank war er ein Fremder, ein Eindringling, ein Thronräuber. Selbst nach drei Jahren war er weder akzeptiert noch zugehörig.
    »Man betrachtet das Geldwesen, als wäre es so etwas wie die Wasserversorgung. Langweilig. Im Grunde unbedeutend. Etwas, das ohnehin nach unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten funktioniert, sodass es sich nicht lohnt, einen Gedanken daran zu verschwenden«, sagte John und hatte das Gefühl, von sich selbst zu reden. So war es ihm den größten Teil seines bisherigen Lebens ergangen. Geld hatte man oder hatte es nicht, und wenn man es hatte, gab man es aus. Selbst ein Sparkonto war jenseits seiner Vorstellung gewesen. Etwas für andere Leute. Mit dem Wirtschaftsteil der Zeitung hatte er allenfalls den Mülleimer ausgelegt. »Dabei könnte nichts falscher sein. Die Gesetzmäßigkeiten sind nicht unabänderlich, und erst recht sind sie nicht unbedeutend.«
    Er sah den grauen Computerbildschirm auf dem Schreibtisch des Generalsekretärs, deutete darauf. »Das Geldwesen ist so etwas wie das Betriebssystem unserer Zivilisation. Seine Regeln bestimmen, wie alles andere vor sich geht. Wer sie festlegen kann, regiert die Welt.«
    Der Mann an der Spitze der Vereinten Nationen hob die Augenbrauen. »Vorhin hätte ich gewettet, dass Ihr Vorschlag darin besteht, eine Weltregierung einzusetzen, der alle Streitkräfte der Welt unterstellt wären. Und dann hätte ich Ihnen gesagt, dass das unmöglich ist.«
    John nickte. »Zweifellos.«
    »Aber Sie scheinen eher darauf hinaus zu wollen, eine weltweit einheitliche Aufsicht über das Finanzwesen zu schaffen.«
    »Richtig.«
    Der Generalsekretär faltete die Hände.
    »Dergleichen ist schon oft versucht worden, Mister Fontanelli«, sagte er ernst. »Niemand bestreitet, dass eine solche Einrichtung segensreich wirken könnte. Aber bisher sind alle derartigen Initiativen gescheitert, weil die Staaten sich nicht ihrer Souveränität berauben lassen wollen.«
    John nickte. Mit gläserner Klarheit erkannte er plötzlich, dass es ein Missverständnis gewesen war zu glauben, eine Vision würde einem Gewissheit geben. Das tat sie nicht. Entschlossenheit, das war es, was sie einem verlieh.
    »Ihr Anliegen ist ehrenwert«, fuhr Kofi Annan fort, »aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das erreichen wollen.«
    »Nicht?« John Fontanelli hob verwundert die Augenbrauen. »Ich dachte, das liegt auf der Hand.«
     
    Larry King beugte sich über den Tisch, die Daumen in die breiten Hosenträger gehakt, die sein Markenzeichen waren. »Mister Fontanelli – was könnte eine solche Institution denn bewirken? So eine… Was wäre das eigentlich? Eine Art Welt-Zentralbank?«
    »Nein. Eher eine Art Welt-Finanzministerium«, sagte sein Gast.
    »Brauchen wir das denn?«, fragte der berühmte Talkmaster sofort zurück. »Ich meine, Mister Fontanelli, ich glaube mich erinnern zu können, dass die Prophezeiung, die zu erfüllen Sie angetreten sind, lautete, der Erbe des Vermögens – also Sie – werde der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben. Da denkt man – ich jedenfalls tue das – eher an Dinge wie Ozonloch, Klimaschutz und Bevölkerungsexplosion. Nicht unbedingt an Geld

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