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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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im Hinblick auf alle diese Gratisbankette, die damit verbunden sind.
    Aber natürlich hörte ich bald auf, über Sir Lancelot oder sonst etwas anderes als Ophelia nachzudenken, und entstieg dem Lift, in kleine Rechenübungen vertieft: wie viele Stunden mußten noch bis zu unserem Wiedersehen verstreichen? Ich griff nach Razzys Schlüssel, als ich um die Ecke des Korridors bog, und da stand das teure Mädchen, heftig auf die Klingel drückend.
    «Ophelia!»
    Ich machte einen Sprung wie eine Gazelle, die in einen Ameisenhaufen getreten ist.
    «Darling, wo bist du denn gewesen, um Himmels willen? Und noch dazu im Abendanzug! Ich läute hier schon stundenlang.»
    Ich war verwirrt. «Wieso bist du nicht noch drunten am Land und hilfst deiner lieben Alten die Reste des kalten Truthahns zu verzehren?»
    «Etwas geradezu Sensationelles ist eingetreten.»
    «Basil -?»
    Mein Herz raste. War er am Ende von einem Gruselfilmproduzenten entdeckt und nach Hollywood entführt worden? War er vielleicht mit der Feenkönigin durchgebrannt? Hatte er das Zeichen auf die Falltür verfehlt und sich sein verdammtes Genick gebrochen?
    «Nein, Jeremy. Er hat mich heute früh angerufen, wegen des phantastischsten Jobs der Welt.»
    «Jeremy? Was für ein Jeremy?»
    Ich führte sie in die Wohnung.
    «Jeremy Graham. Du weißt doch, der, der die Reklame für die Capricorn-Schiffslinie macht.»
    «Ach ja, richtig.»
    Ich entsann mich eines seltsamen Vogels mit enger Hose und welligem Schlapphut, den wir in einer Kneipe getroffen hatten.
    «Daher mußte ich alles liegen und stehen lassen und aufbrechen. Aber einen dummen Haken hat die Sache.» Ophelia lachte. «Ich muß mich zuerst ärztlich untersuchen lassen. Ich! Wo ich doch nie nur einen Tag meines Lebens krank war und meine sämtlichen Verwandten Hunderte von Jahren alt werden.»
    «Ärztlich untersuchen mußt du dich lassen?»
    Ich wunderte mich, für welche Reklame sie eingesetzt wurde; scheinen doch alle Mädel in den Magazinen im Stadium der Unterernährung fotografiert zu werden.
    «Ja, Darling.» Ophelia schritt auf das Ordinationszimmer zu. «Ich werde auf einem Schiff als Fotomodell arbeiten. Ist das nicht aufregend? Drei Wochen unterwegs nach Südamerika, zurück per Flugzeug, herrlicher Sonnenschein, alles bis ins letzte bezahlt und keine Hausarbeit. Was hab ich jetzt zu tun? Hinter diesen Schirm zu gehen?»
    «Warte - wart noch eine Minute.»
    Sie blickte mich überrascht an.
    «Was ist denn los, um Himmels willen, Gaston?»
    «Nichts, nichts, nur... weißt du, das könnte schrecklich peinlich werden.»
    «Peinlich?»
    «Will sagen... Verdammt! Du solltest dich an einen anderen Arzt wenden.»
    «Aber, Darling! Ich kenne doch keine anderen Ärzte.»
    «’s gibt massenhaft hier herum», versicherte ich ihr. «Gewissenhafte und zuvorkommende praktische Ärzte zu beiden Seiten der Sloane Street. Kannst aufs Geratewohl jede Messingtafel wählen.»
    «Gaston, was machst du für ein Getue -»
    «Es gibt eine gewisse ärztliche Etikette —»
    «Jedermann würde glauben, ich verlange von dir, daß du mir ein Bein abschneidest, oder sonst etwas Ähnliches. Ich komme doch schließlich nur um ein ärztliches Zeugnis.»
    Ophelia verschwand hinter dem Schirm.
    Was sollte ich nur tun? Natürlich sieht unsereiner eine ganze Menge Leute ohne Kleider, und das ohne besondere Gefühle außer dem der Verwunderung, wieso jemand Anhänger der Nacktkultur werden kann, wenn er nicht unter fortgeschrittener Kurzsichtigkeit leidet.
    Aber ich liebte Ophelia. Ich stellte sie auf ein Piedestal, so gewaltig wie das der Queen Victoria vor dem Buckingham-Palast. Alles würde in mir zusammenbrechen, wenn ich hinter diesen Wandschirm ginge, um kaltblütig die Leber des von mir angebeteten Weibes abzutasten und alle möglichen Fragen an sie zu richten, die nie und nimmer in einen Salon passen. Und das noch dazu im Smoking.
    «Soll ich alles ausziehen, Darling?»
    Bestandteile von Ophelias Garderobe, die sonst der Öffentlichkeit entzogen waren, begannen über den Wandschirm zu flattern.
    «Nein, nein, nicht alles! Nur die erforderlichen.»
    «Die erforderlichen -?»
    «Will sagen, die erforderlichen behalte an. Nein, wirklich, Ophelia!» Ich begann auf dem pfirsichfarbenen Teppich hin und her zu laufen. «Das ist nicht anständig von dir.»
    Sie schien das Ganze enorm spaßig zu finden.
    «Du bist doch nicht am Ende zimperlich, Gaston? Und ich dachte, ihr Ärzte seid gegenüber dem menschlichen Körper völlig

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