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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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blutet, wenn ringsum alle Leute Quieker aufblasen oder Luftballons anstechen.
    «Basil ist natürlich ein Mensch mit hervorragenden Qualitäten», gab ich zu. «Wahrscheinlich wird er eines Tages für irgendein Mädchen ein ausgezeichneter Gatte sein. Und ich räume desgleichen ein, daß die Grimsdykeschen Aussichten nicht ausgesprochen glänzend sind. Aber», hob ich hervor, «wenn du mich an seiner Statt heiratest, würdest du zumindest rascher entbunden werden.»
    Mir kam ein neues Bedenken, als ich den bunten Schiffsreisenprospekt aus ihrer Handtasche lugen sah.
    «Du wirst doch den armen alten Onkel Grimsdyke nicht vergessen?» fragte ich kläglich. «In diesen romantischen Nächten voll tropischem Mondschein? Wenn du von den Kerlen in weißem Smoking walzertanzend ums Deck geschleift wirst? Schau, wie auf diesem Bild hier -»
    «Ein so großer, erwachsener Bursche wie du glaubt doch nicht mehr an Werbetexte?» Ophelia küßte mich hauchartig auf das linke Ohr.
    «Nein, aber -»
    «Außerdem ist dann wahrscheinlich in Südamerika die Monsunzeit angebrochen, wo es in den Nächten kohlrabenfinster ist und alle Passagiere an Seekrankheit leiden.»
    Sie streifte ihr Höschen über.
    «Ich weiß was!» rief sie. «Warum kommst du nicht mit? Wir könnten einen Riesenspaß haben, bei Shuffleboard, Pingpong und gemeinsamen Bädern vor dem Frühstück.»
    Ich seufzte tief auf. «Das ist leider vollkommen ausgeschlossen. Beim gegenwärtigen Stand meiner Finanzen könnte ich mir kaum das Fahrgeld für den Bus zum Hafen erschwingen.»
    «Richtig, du müßtest ja die Fahrt zahlen, Darling. Das hab ich ganz vergessen. Nun muß ich aber davonstürzen - sei so lieb und mach den Zipp meines Kleides zu, ja? -, ich hab noch massenhaft Dinge in meiner Wohnung zu erledigen, wenn ich am nächsten Montag losfahren soll.»
    «Ophelia -» Ich faßte nach ihrer Hand. «Ich darf dich doch noch ein bißchen ausführen, bevor du abreist?»
    «Aber ich hab noch wahnsinnig viel zu tun, Einkäufe besorgen, Kleider auswählen, Friseur und alles mögliche.»
    «Wie steht’s mit morgen abend?»
    «Da hab ich eine Sondersitzung mit Jeremy.»
    «Also dann morgen nachmittag?»
    «Aber, Liebling! Sonntag nachmittags ist London so ausgestorben wie Pompeji.»
    «Bitte, bitte, Ophelia -»
    «Na schön.» Sie vertiefte sich in ihr Make-up. «Wir können ja irgendwohin, wo es nett ist, Tee trinken gehen, ja? Dank dir tausendmal für das Zeugnis.»
    Sie küßte mein anderes Ohr.
    «Du bist ein geradezu himmlischer Arzt», schloß sie, nach ihrer Handtasche greifend, «und ich kann’s kaum erwarten, richtig krank zu werden und nach dir zu schicken, damit du mir die Hand hältst und alle diese geschickten Dinge nochmals machst.»
    Sie verschwand.
    Das Grimsdykesche Leben lag in Trümmern. Nie mehr wieder würde ich Gelegenheit haben, das teure Mädchen zu sehen, ohne daß dieser verdammte Kerl von einem Basil im Hintergrund lauerte. Alles in allem lag ein recht jammervoller Abend hinter mir. Ich fragte mich, ob es besonders unangenehm kalt wäre, all dem von der Westminster-Brücke aus ein Ende zu machen. Aber dann entschied ich mich doch dagegen, löste meine Krawatte und ging statt dessen ins Bett. Trotzdem fand ich, es geschähe McFiggie mehr als recht, wenn er in aller Morgenfrühe mit einem schauerlichen Kater ins St. Swithin gerufen würde und mich dort vorfinden würde.

6

    Ich tastete nach Razzys rosa Nachttischtelefon, als es um halb acht Uhr morgens klingelte.
    «Hallo, bist du’s, mein Engelchen -?»
    «Grimsdyke? Hier Spratt.»
    «Oh, guten Morgen, Sir. Herzlichen Dank für das reizende Dinner -»
    «Wird Sie voraussichtlich heute nachmittag etwas Wichtiges in Ihrer Praxis beanspruchen?»
    Ich dachte rasch nach — zu dieser Morgenstunde!
    «Ich hab ein paar Routinebesuche bei Diabetikern zu absolvieren.»
    «Die können Sie wahrscheinlich auch später am Abend erledigen. Ich wünsche, daß Sie mich in den Zoo begleiten.»
    «In den Zoo, Sir?»
    «Sie haben meine Worte vollkommen richtig verstanden.»
    Der alte Knabe schien mir recht übel gelaunt zu sein.
    «Nach dem Theater, das sie gestern gemacht, sieht sich die bischöfliche Dame außerstande, ihre Kinder dorthin zu führen; die haben sich die ganze Nacht bei der Aussicht, um ihr Vergnügen zu kommen, die verdammten Seelen aus dem Leib geschrien. Der Bischof kann sich offenbar am Sonntag nirgendwo in der Öffentlichkeit zeigen. So behauptet er wenigstens. Meine Frau ist daher der

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