Eine Braut fuer den italienischen Grafen
ab.
„Noch etwas: Könntest du am Freitag zum Dinner aufs Schloss kommen, um meine Familie kennenzulernen?“ Seinem finsteren Blick nach zu urteilen, sah er dem Treffen nicht freudig entgegen.
„Gern.“
„Gut. Dann störe ich dich jetzt nicht weiter.“ Er stand auf, schüttelte ihr förmlich die Hand und ging, ganz wie nach einem gewöhnlichen Geschäftsbesuch – und genau das war es in seinen Augen ja auch gewesen, wie Ana sich traurig eingestand.
Beim Abendessen, nahm Ana sich vor, wollte sie ihren Vater von ihrer Verlobung unterrichten. Das hätte sie zwar bereits am Morgen erledigen können, etwas hatte sie jedoch zurückgehalten. Vielleicht war der Grund, dass sie selbst noch nicht so recht daran zu glauben vermochte. Doch da die Hochzeit auf Vittorios Drängen hin bereits in vierzehn Tagen stattfinden und ihr Vater Trauzeuge sein sollte, konnte sie es nicht mehr länger aufschieben.
Als die Suppe aufgetragen worden war, gestand sie: „Gestern haben ich mich mit Vittorio verlobt.“
Langsam ließ Enrico den Löffel sinken und sah sie überrascht an. „Oh, Ana, das ist ja wunderbar!“
„Hoffentlich“, murmelte sie, und ihr Vater nickte verständnisvoll.
„Fürchtest du dich?“
„Ein wenig.“
„Er ist ein guter Mensch.“
„Freut mich, wenn du so denkst.“
„Bist du anderer Ansicht?“
Darüber dachte sie kurz nach. „Ich würde ihn nicht heiraten, wenn ich ihn nicht dafür hielte.“ In ihren Augen war Vittorio gut im Sinn von ehrenhaft, gerecht, moralisch. Gleichzeitig strahlte er jedoch eine gewisse Kälte und Härte aus, wann immer er von seiner Familie sprach. An Anstand fehlte es ihm gewiss nicht, aber was war mit Freundlichkeit? Dann fiel ihr ein, wie er ihre Wange gestreichelt und sie Schwalbe genannt hatte.
„Ich freue mich für dich. Für euch beide.“ Enrico griff nach ihrer Hand. „Wann soll die Hochzeit stattfinden?“
Sie schluckte. „In zwei Wochen.“
Erstaunt zog ihr Vater die Augenbrauen hoch, fing sich jedoch schnell wieder. „Gut, weshalb solltet ihr auch warten! Ich rufe heute noch Tante Iris in England an, vielleicht kann sie kommen.“
Ana hatte ihre Tante bisher nur selten getroffen, denn Iris war gegen die Heirat ihrer Schwester mit einem Italiener gewesen und hatte sich nach Emilys Tod fast vollständig von den Viales zurückgezogen. „Das würde mich freuen“, antwortete sie. Somit würde ihre Heirat zumindest dazu beitragen, ihre Familie wieder zu vereinen.
Von nun an kreisten ihre Gedanken ständig um die Hochzeit und was sie nach sich ziehen würde, und Ana gelang es kaum noch, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Selbst mitten in einem wichtigen Telefonat ertappte sie sich dabei, wie sie ins Leere starrte und träumte: Bald bin ich die Contessa de Cazlevara. Was werden die Leute dazu sagen? Wie bald wird Vittorio mit mir …?
Außerdem war es ihr nahezu unmöglich, zu essen oder mehr als nur ein paar Schlucke Wasser zu trinken. Hochgradig nervös fragte sie sich immer wieder, worauf sie sich nur eingelassen hatte. Von der gelassenen Geschäftsfrau, als die Vittorio sie kannte, war nicht viel geblieben.
Um sich bei dem kleinen Spaziergang zu entspannen, kehrte sie am Donnerstagabend zu Fuß vom Büro in die Villa zurück. Unterwegs erstellte sie im Geist eine Liste all der Dinge, die noch zu erledigen waren. Sie musste ihr Personal von der bevorstehenden Hochzeit unterrichten, einiges mit Paola besprechen, entscheiden, was sie bei dem Dinner mit Vittorios Familie am nächsten Tag anziehen sollte …
Bei ihrer Ankunft in der Villa erwartete ihr Vater sie nicht wie gewohnt in seinem Arbeitszimmer.
„Papa?“, rief sie, doch er antwortete nicht. Besorgt eilte sie die Treppe hinauf und war schon fast an einem der selten genutzten Gästezimmer vorübergegangen, als sie darin ein Geräusch zu hören glaubte. Sie öffnete die Tür und entdeckte ihren Vater auf dem Boden sitzend. Erschrocken blieb sie stehen. „Papa?“, fragte sie behutsam. „Ist alles in Ordnung?“
Er sah auf, blinzelte ein paar Mal und lächelte. „Natürlich. Ich stöbere gerade in alten Schätzen.“
„Was hast du denn da?“, fragte sie neugierig und trat ein.
„Erinnerungen an deine Mutter.“ Enrico hob den weißen Satin hoch, der sich auf seinem Schoß bauschte. „Sie hätte sich sehr gefreut, dass du heiratest. Irgendwie glaube ich, sie weiß darüber Bescheid.“
„Bestimmt! Was ist das?“
„Das Brautkleid deiner Mutter. Habe ich es dir noch nie
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