Eine Braut fuer Lord Sandiford
dem gegenübertreten, was ihm noch bevorstand, denn die Zuneigung, die Sarah für ihn empfand, würde niemals enden.
Er dachte an ihre Bitte, die Leidenschaft, die sie einmal füreinander verspürt hatten, nicht in Bitterkeit und Härte zu verwandeln, um sich nicht gegen die Liebe zu verschließen, die er vielleicht eines Tages wieder empfinden könnte.
Er sollte ihr Glück vollkommen machen, indem er selbst eine Familie gründete.
Sandiford verzog sein Gesicht. Obgleich er sein Versprechen, das er ihr gegeben hatte, ehrlich meinte, litt er doch weiterhin an seiner unerfüllten Liebe. Wenn er an die Eile dachte, mit der er nun eine Ehe eingehen sollte, konnte er im besten Falle auf gegenseitigen Respekt und vielleicht einen Funken Zuneigung hoffen.
Als er an seiner Unterkunft angekommen war, ging er die Treppe zu seinen Zimmern hinauf. Nach einem kurzen Moment im Salon schritt er in sein Schlafzimmer, wo auf dem Nachttischchen ein Bündel Briefe lag.
Er wollte sie wegräumen und sie für Sarahs Sohn aufbewahren. Wenn der Junge weiterhin so begeistert vom Militär war, würde er sich vielleicht eines Tages über die Briefe freuen, die seine Mutter an einen Soldaten geschrieben hatte, der gegen Napoleon kämpfte.
Bis auf den einen Brief! Er zog aus der Innentasche seines Rocks ein hauchdünnes Stück Papier heraus, das er seit dem Augenblick, als er es erhielt, nahe bei seinem Herzen getragen hatte. Es war Sarahs letzter Brief, den sie ihm geschrieben hatte, ehe sie nach London aufgebrochen war, um die Vernunftehe mit Englemere einzugehen.
Sarah hatte Sandiford in diesem Brief geschildert, wie verzweifelt sie über die Tatsache war, dass sie ihren Schwur brechen musste. Er las ihre letzten Sätze noch einmal, obwohl er jedes Wort in seinem Herzen trug.
"Morgen breche ich also auf, mein Geliebter, und lasse den Traum zurück, der mir mehr bedeutete als mein Leben. Auch wenn ich dich nie mehr, so lange dieses zur Verdammnis bestimmte Herz schlägt, mein Eigen nennen werde, wirst du stets bei mir sein. Immer die Deine, Sarah."
Sandiford ging in den Salon, goss sich das letzte Glas Wein aus der Karaffe ein und setzte sich in den Sessel, der vor dem Kamin stand. Langsam beugte er sich vor und hielt den Brief in die glühenden Kohlen, die auf dem Feuerrost lagen.
Er hielt es bis zum letzten Moment, während die orangefarbenen Flammen es rasch zu Asche verbrannten. Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Erschöpft lehnte er sich zurück und trank den Wein aus. Ihm fiel ein, dass Englemere darauf bestanden hatte, dass er ihn und seine Frau morgen Abend auf einen Ball begleiten sollte. Entschlossen zwang er sich dazu, die Verzweiflung, die er noch immer in sich verspürte, zu unterdrücken. Wahrscheinlich würde Alexander anwesend sein, und auch ein paar andere der zurückgekehrten Offiziere mochten sich auf dem Ball befinden. Er würde also jemand haben, mit dem er sprechen konnte und vielleicht ein paar Kontakte erneuern.
Nun erinnerte er sich auch wieder an das aufwendig gekleidete Mädchen, das er vor Sarahs Haus getroffen hatte. Trotz Englemeres Ratschlag, eine Ehe mit einer Aristokratin nicht auszuschließen, war Sandiford doch überzeugt, dass er unter den Frauen am morgigen Abend nicht eine Einzige finden würde, die er als Gattin in Erwägung ziehen konnte.
4. Kapitel
Clarissa hatte sich gerade eine widerspenstige Locke hochgesteckt und drehte sich nun vom Spiegel in Sarahs Ankleidezimmer zu ihrer Freundin um. "Bist du dir sicher, dass es dir gut genug geht, um einen Ball zu besuchen?" Sie betrachtete Sarah besorgt. "Du hast beinahe nichts gegessen und siehst sehr blass aus."
"Ich fühle mich etwas müde, aber es ist nicht weiter schlimm", erwiderte Lady Englemere, während eine Zofe damit beschäftigt war, ihr den schweren Umhang für den Abend um die Schultern zu legen. "Ich bin wieder guter Hoffnung."
Clarissa ließ die Haarnadeln fallen und eilte zu ihrer Freundin, um sie zu umarmen. "Welch wunderbare Neuigkeit! Oh, diesmal bitte eine Tochter – ein entzückendes Mädchen mit Locken, das ich anziehen und mit dem ich Geheimnisse austauschen kann."
"Ich nehme deinen Wunsch zur Kenntnis, obwohl ich nichts gegen einen weiteren Sohn hätte, um die Erbfolge sicherzustellen."
Clarissa verzog das Gesicht. "Das klingt sehr nach den Vorstellungen deines Mannes."
Sarah warf ihrer Freundin einen tadelnden Blick zu. "Nicholas hat keine bestimmten Vorstellungen, außer dass er sich ein gesundes Kind und
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