Eine Braut fuer Lord Sandiford
nicht dein Herz. Der Junge, der Mann, den ich liebte, war zu warmherzig, zu großmütig, um sich in bittere Einsamkeit zurückzuziehen. Und ich will auch nicht, dass du mich und meine angebliche Vollkommenheit auf einen Sockel stellst, hinter dem du dich versteckst und jede Frau mit mir vergleichst. Versprich mir, dass du wenigstens die Möglichkeit einer neuen Liebe in Betracht ziehst. Wenn du sie schon nicht suchst, dann sei wenigstens offen dafür. Wie soll denn mein Glück jemals vollkommen sein, wenn du unglücklich bist?"
"Schuldgefühle, meine Liebe?"
"Sicher nicht." Ihre silbergrauen Augen blitzten so wütend auf, dass er lächeln musste. "Ich hoffe nur, dass du in deinem eigenen Interesse klug handelst, anstatt wie ein Starrkopf die ganze Welt zu verachten, nur weil sich deine Wünsche nicht so erfüllt haben, wie du dir das eingebildet hast." Ihr scharfer Ton wurde milder. "Versprichst du mir das?" Sie streckte ihm die Hand hin.
"Könnte ich dir je etwas abschlagen?" Mit einem ironischen Lächeln nahm er ihre schlanken Finger. "Also gut, Madam. Ich verspreche es. Sollen wir den Pakt mit Blut besiegeln, so wie wir es als Kinder gemacht haben?"
Aubrey, den das Gespräch der Erwachsenen offenbar langweilte, rutschte vom Schoß seiner Mutter herunter. Er trat auf Sandiford zu, den er von oben bis unten begutachtete. "Kein Soldat", erklärte er schließlich. "Soldat spielen?"
Die Augen, die denen seines Vaters so auffallend glichen, sahen den Besucher bittend an. Er holte tief Luft. "Nicht jetzt, kleiner Mann. Vielleicht ein anderes Mal."
Das Gesicht des Jungen drückte seine ganze Enttäuschung aus, strahlte dann jedoch wieder. "Papa!" rief er und rannte zur Tür.
Sandiford hätte auch ohne den Ausruf des Kindes gewusst, wer in diesem Augenblick eingetreten war. Denn Sarahs Miene erhellte sich sichtbar, als sie ihren Mann erblickte. Und wie der morgendliche Nebel von der Sonne vertrieben wird, so zerbrach auch noch die letzte Hoffnung in Sandifords Herzen.
Der Marquess hob seinen Sohn auf den Arm und warf ihn in die Luft, so dass Aubrey vor Begeisterung kreischte. Dann setzte er ihn auf seine Schultern und reichte dem Gast die Hand.
"Sandiford", sagte er. "Ich freue mich, dass Sie uns schon so rasch besuchen. Ich hoffe, dass Sie meine Familie zu Ihrer Zufriedenheit vorgefunden haben?"
Auch wenn er versuchte, sich gelassen zu geben, wirkte Englemeres Körperhaltung doch verkrampft und starr; er musterte sein Gegenüber misstrauisch. Für einen Moment sahen sich die beiden Männer in die Augen.
Obgleich er innerlich Qualen litt, fand Sandiford diesmal die Antwort, die der Anstand erforderte. "Ich habe sie vollkommen glücklich vorgefunden, Mylord."
Englemere atmete sichtlich erleichtert auf. "Das freut mich." Er ging zu seiner Frau und küsste sie auf die Wange. "Du siehst heute Morgen entzückend aus, Liebste. Sandiford, trinken Sie einen Tee mit uns?"
Was für ein perfektes Bild sie doch abgaben! Sarah lächelte den Sohn an, der wieder auf ihren Schoß kletterte, während Englemere hinter ihr stand und ihr die Hand auf die Schulter legte. Eine glückliche kleine Familie!
Und Sandiford selbst war für immer ein Außenstehender. Verzweiflung erfüllte sein Herz, und einen Moment lang vermochte er kaum eine Antwort zu finden.
"Nein … Nein, ich muss gehen. Ich habe Sarah bei ihrer Arbeit gestört und muss selbst noch einiges erledigen. Master Aubrey, es hat mich gefreut, Sie kennen gelernt zu haben. Sarah, Englemere, einen guten Tag!"
"Ich begleite Sie hinaus", sagte der Marquess. "Lass uns bitte Tee bringen, meine Liebe."
"Bist du dir sicher, dass du nicht bleiben kannst?" erkundigte sich Sarah. "Dann musst du uns aber bald wieder besuchen. Oft", fügte sie hinzu und schenkte ihm das süße Lächeln, nach dem er sich so gesehnt hatte.
"Ich werde euch natürlich besuchen", erwiderte er und fühlte sich innerlich ganz leer. Aber sicher nicht oft.
"Jetzt Soldat spielen, Mama?" hörte er Aubrey drängeln.
Englemere geleitete den Besucher schweigend hinaus. Nachdem ihm der finster blickende Butler seinen Mantel gereicht und sich wieder zurückgezogen hatte, wandte sich Sandiford an Englemere.
"Ich gebe Ihnen mein Wort als Ehrenmann, dass Sie von mir nichts zu befürchten haben. Ich gratuliere Ihnen. Sie haben einen hinreißenden Sohn." Er musste tief durchatmen. "So es Gott gefällt, mögen Sie noch mehr Kinder haben."
Wieder sah ihn Englemere ernst an. Dann nickte er.
Der Oberst wandte sich
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