Eine Braut fuer Lord Sandiford
der Countess musterten ihn. "Sandiford? Der Sohn des verstorbenen James Allen Sandiford?"
Der Oberst verbeugte sich und dachte amüsiert daran, dass ihn die alte Schreckschraube gerade als Glücksjäger abgestempelt hatte. "Ich habe die Ehre."
Die Countess schenkte ihm keine weitere Beachtung. "Komm, Barbara. Dein Vater möchte dir einen Herrn vorstellen."
"Danke, Oberst", brachte die hilflose junge Dame gerade noch heraus, bevor ihre Mutter sie wegzog.
Alexander muss wahrhaftig verliebt sein, wenn er sich mit einer solchen Familie einlassen will, dachte Sandiford und machte sich auf die Suche nach den Freunden von Lord Englemere, die er mit ein paar Sätzen höflichen Geplauders abfertigen wollte, um dann zu gehen.
Zuerst entdeckte er Sarah, die in ihrem goldfarbenen Kleid so zauberhaft aussah, dass es ihm für einen Moment den Atem verschlug. Dann trat Englemere dazu, der ihren Arm nahm und seinen Kopf herabbeugte, um sie auf die Wange zu küssen. Der Marquess mit den dunklen Haaren bot in seinem schwarzen Abendanzug das perfekte Gegenstück zu Sarahs blonder Schönheit; sein Kuss in aller Öffentlichkeit zeigte auf ungewöhnliche Weise seine Hingabe. Wieder versetzte es Sandiford einen schmerzhaften Stich, und er biss die Zähne zusammen.
Da entdeckte Sarah ihn. "Michael! Wir hatten dich schon aufgegeben."
Er ging zu ihr, um ihr die Hand zu küssen. "Es tut mir Leid, dass ich spät bin. Mein Leutnant, Alexander Standish, erlitt einen kleinen Unfall. Ich musste mich um ihn kümmern und ihn davon überzeugen, zu Hause zu bleiben, was nicht leicht war, da hier eine junge Dame ist, die er unbedingt sehen wollte."
"Clarissa ist schon lange von ihren Verehrern in Beschlag genommen worden", erklärte Englemere. "Wir suchen Sarah nur eben eine Sitzgelegenheit, und dann stelle ich Ihnen unsere Ballkönigin vor."
Sandiford war verwundert, dass Sarah, die niemals müde zu sein schien, sich setzen wollte. Doch nun bemerkte er, dass sie tatsächlich ungewöhnlich blass aussah. "Bist du krank?" fragte er besorgt.
"Nur müde; es ist nichts. Ich habe Nicholas versprochen, dass er mich nach Hause bringen darf, sobald er Clarissa gefunden hat. Du wirst dich an sie erinnern, vermute ich. Sie ist viel zu schön, um vergessen zu werden."
Nur vage erinnerte er sich an ein hoch gewachsenes Mädchen mit roten Haaren und milchiger Haut, die über und über mit Diamanten behängt war. Obwohl sie auffallend schön war, hatte er ihr damals kaum Beachtung geschenkt, da sie nicht seinen Vorstellungen entsprach. "Zweifelsohne", erwiderte er flüchtig.
Sie gingen in einen weniger überfüllten Vorraum, in dem ein Sofa stand. Sarah setzte sich. "Könnten Sie bei ihr bleiben, Oberst?" fragte Englemere. "Es wird nur ein paar Minuten dauern, bis ich Clarissa gefunden habe."
"Mit dem größten Vergnügen", antwortete Sandiford, den es überraschte, dass Englemere ihm Sarah anvertraute. Er war sich jedoch nicht sicher, ob er diese unerwartete Gelegenheit für ein Tête-à-tête überhaupt genießen würde.
"Nicholas, ich werde schon nicht ohnmächtig", protestierte seine Frau.
"Vielleicht nicht, meine Liebe. Aber diese Räume sind viel zu heiß. Je schneller wir nach Hause kommen, desto besser." Er strich ihr über die Wange. "Ich werde bald zurück sein", fügte er hinzu und eilte davon.
"Alexander Standish – ist er nicht der Sohn des Earl of Worth?" erkundigte sich Sarah, als Sandiford einen Stuhl zu ihr hinzog, auf dem er sich niederließ.
"Das ist er", erwiderte er und war erleichtert, dass sie ein so unverfängliches Thema gewählt hatte. "Er trat dem Zehnten Husarenregiment kurz vor Waterloo bei."
"Und wurde schwer verwundet, nicht wahr? Er hatte Lady Barbara Childress den Hof gemacht, und sie war sehr besorgt, als sie von seinen Verletzungen erfuhr."
"Er macht ihr auch jetzt wieder den Hof, selbst wenn ich mir nicht sicher bin, ob er bei der Menge der Verehrer überhaupt eine Chance hat."
"Oder bei ihrer Mutter", sagte Sarah und rollte mit den Augen. "Aber die beiden sind schließlich von gleichem Stand und sehr wohlhabend; außerdem besitzen sie beide einen außergewöhnlichen Charakter. Es kann kein Hindernis geben, wenn ihr Wunsch, zu heiraten, stark genug ist."
Wenn das Geld keine Rolle spielt, hätte auch uns damals der Einwand der Eltern nicht abhalten dürfen, dachte Sandiford und erkannte in Sarahs Miene, dass sie dasselbe überlegte.
"Das erinnert mich daran, dass ich etwas mit dir besprechen wollte", sagte sie
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