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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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seinen auffordernden Blick verstand. Dann verbeugte er sich und ging hinaus.
    Er traf Mrs. Cartwright an der Schwelle zur Bibliothek. "Lord Sandiford! Ist etwas nicht in Ordnung?"
    "Ganz und gar nicht. Ich hoffe vielmehr, dass sich schon bald alles in bester Ordnung befinden wird. Ich wollte Sie nur fragen, welche Zigarren Mr. Motrum am liebsten raucht und woher er sie bezieht."
    "Zigarren?" wiederholte sie verständnislos. "Er bezieht sie von 'Wendover' in der King Street." Plötzlich musste ihr ein Gedanke gekommen sein, denn ihr Gesicht hellte sich auf. "Möchten Sie mit Mr. Motrum unter vier Augen sprechen? Ausgezeichnet! Darf ich Ihnen meine Glückwünsche aussprechen? Oh, ich bin so aufgeregt …"
    "Ich bin für die Herzlichkeit, mit der mich die Motrums und Sie, meine liebe Mrs. Cartwright, empfangen haben, sehr dankbar."
    Die Anstandsdame sah ihn nun mit finsterem Blick an. "Dann haben Sie und Anne nicht … Nun, kehren wir in den Salon zurück. Anne kann Ihnen bestimmt sagen, welche Zigarren ihr Vater besonders schätzt. Sie ist ein so kluges Mädchen." Mrs. Cartwright bat den Oberst, ihr zu folgen.
    Betont langsam ging Sandiford hinter ihr her. "Wo befindet sich denn dieses Geschäft in der King Street? Ich möchte einen Diener dorthin schicken und will nicht, dass er sich verläuft."
    "Wenn ich darf, würde ich vorschlagen, dass Sie ihn einfach zu mir schicken, Mylord. Ich sage ihm gern, wohin er gehen muss."
    Als sie sich dem Empfangszimmer näherten, hörten sie bereits Stimmengemurmel hinter der angelehnten Tür. Mrs. Cartwright blieb stehen und lauschte mit gerunzelter Stirn. "Wir müssen noch Besuch bekommen haben", sagte sie verstimmt. Sie stieß die Tür auf und trat ein. "Anne, meine Liebe. Wer hat dich denn … Anne!"
    Mit einem Schrei des Entsetzens blieb Mrs. Cartwright wie angewurzelt stehen. Sandiford konnte über ihre Schulter sehen, dass sich Miss Motrum und Mr. Wickham eng umschlungen hielten, während er sie innig küsste und mit den Fingern durch ihre goldblonden Haare fuhr.
    Die beiden waren so sehr miteinander beschäftigt, dass sie erst durch Mrs. Cartwrights erneuten Ausruf aufgeschreckt wurden. Entsetzt sprangen sie auf. Miss Motrum errötete und trat hastig einen Schritt zurück. Mr. Wickham lächelte jedoch glücklich und zog sie sogleich wieder an sich.
    "Du ungezogenes Mädchen!" jammerte die Anstandsdame. "Und Sie, Mr. Wickham, sind eine hinterhältige Schlange!" Erst jetzt schien sie sich daran zu erinnern, dass der Oberst hinter ihr stand. "Mein guter Lord Sandiford!" rief sie und drehte sich zu ihm um. "Sie dürfen nicht glauben … Bitte, lassen Sie es mich Ihnen erklären."
    "Das wird nicht nötig sein." Sandiford lächelte Mr. Wickham an, der ihm dankbar zunickte, während Miss Motrum beschämt den Kopf gesenkt hielt. "Es ist an der Zeit, dass ich mich verabschiede."
    Nach einer Verbeugung drehte er sich um und verließ den Salon.
    Mrs. Cartwright eilte ihm nach und ergriff ihn am Ellbogen. "Mylord, bitte, gehen Sie jetzt nicht. Ich lasse uns Tee kommen. Und um das ungezogene Mädchen kümmere ich mich später!" Sie warf einen zornigen Blick über ihre Schulter.
    Sandiford zog geschickt seinen Arm aus ihrer Umklammerung. "Ich danke Ihnen, Madam. Aber ich muss mich nun wirklich beeilen." Er nahm den Hut und die Handschuhe entgegen, die ihm der Butler reichte. "Ihnen noch einen guten Tag, Mrs. Cartwright, und meine besten Wünsche für Miss Motrum."
    Als sie noch immer protestierte, warf er ihr einen strengen Blick zu, verbeugte sich ein letztes Mal und ging zur Tür. Ein unendlich großes Gefühl der Erleichterung beflügelte seine Schritte.
    Eigentlich müsste ich bedrückt und beschämt sein, denn zum ersten Mal in meinem Leben habe ich es nicht über mich gebracht, meine Pflicht zu erfüllen, überlegte er, während er eine Mietdroschke zur North Audley Street nahm.
    Er fühlte sich wie ein unerfahrener Kavallerieoffizier, der vor lauter Aufregung zu weit vorgestoßen war, ganz allein auf feindliches Gebiet – ohne Verstärkung weit und breit. Wenn er an seinen Misserfolg und die verzweifelte finanzielle Lage dachte, in der er sich noch immer befand, gab es keinerlei Grund, in einer derartigen Hochstimmung zu sein.
    Dennoch musste er über sein geschicktes Manöver lachen – so unvernünftig es auch gewesen sein mochte. Er hatte es geschafft, Mrs. Cartwright zu überlisten, und Mr. Wickham im rechten Moment Zeit gegeben, seinen Wunsch vorzutragen; zweifelsohne würde

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