Eine Braut gehoert dazu
und dem Verstand den Vorrang vor den Gefühlen gab. Und daran war nach Peters Ansicht Allistair Morgan schuld.
Der strenge Millionär war kalt und gefühllos gewesen, vermutlich als Resultat seiner eigenen Erziehung. Er hatte alles nur in schwarz und weiß gesehen, wie die Kolumnen in einem Hauptbuch. Wenn die Rechnung nicht aufging, war es keine kluge Investition. Auf dieselbe Weise hatte er Menschen betrachtet.
Adam hatte nie gelernt, Grautöne zu sehen und einen Kurs zu verfolgen, der nicht bombensicher war.
“Manchmal musst du aus dem Bauch heraus handeln, Kumpel. Das tue ich. Ich habe Sally Jacobs einen Job bei Meredith verschafft und …”
“Meredith hat diese Frau eingestellt?”
Peter lächelte selbstgefällig. “Ohne mit der Wimper zu zucken. Und es klappt hervorragend für beide, wie ich zu meiner Freude sagen kann. Sally hat die Videoaufnahmen von den Bewerberinnen gemacht.” Und sie war ein anderer Mensch geworden, seit sie für Meredith arbeitete - offener, weniger zurückhaltend in ihren Meinungsäußerungen und bereitwilliger, ihr wundervolles Lächeln zu zeigen, das ihm stets den Atem raubte.
Adam brauchte einen Moment, um die Informationen zu verdauen. Dann fragte er: “Und du bist an dieser Frau interessiert?”
“Ja. Aber in romantischer Hinsicht unternehme ich vorläufig nichts. Sie braucht einen Freund, keinen Geliebten. Sie muss sich erst mal von den Qualen erholen, die ihr Verlobter ihr zugefügt hat.”
Die Ader an Adams Schläfe pochte, als Erinnerungen an Allisons Misshandlung und Tod ihn überwältigten. “Wie schlimm hat der Schuft sie geschlagen?”
Jedes Mal, wenn Peter daran dachte, wie Sally zum ersten Mal im Frauenhaus aufgetaucht war, verspürte er den Drang, ihren Exverlobten umzubringen. Ihre Haut war so schwarz und blau vor Prellungen gewesen, dass es Wochen gedauert hatte, bis unwahrer Teint zum Vorschein gekommen war.
“Schlimm genug”, erwiderte er mit geballten Händen. “Aber äußerlich ist sie fast völlig geheilt. Ich glaube aber, dass es eine Weile dauern wird, bevor sie lernt, wieder zu vertrauen. Sie standen nur einen Monat vor der Hochzeit. Er hat sie windelweich geschlagen, ihr Bankkonto ausgeräumt und die meisten ihrer Möbel und Habseligkeiten gestohlen.”
Das Ausmaß des Zorns ließ Adam vermuten, dass Peters Herz beteiligt war, was ihn sehr besorgte. Sie standen sich so nahe wie Brüder und hatten sich immer gegenseitig beschützt.
“Lass mich wissen, wenn ich irgendwie helfen kann.”
“Danke. Ich sollte jetzt gehen. Meredith wird jeden Moment kommen.” Wie auf ein Stichwort ertönte der Türklopfer. “Da ist sie ja schon.” Peter bemerkte, dass Adams Gesicht plötzlich erglühte, und diese Reaktion ermutigte ihn. “Ich hatte schon immer ein tadelloses Timing.”
Meredith wunderte sich über den seltsamen Blick, mit dem Peter sie im Vorübergehen bedachte. Dann hielt sie Adam die Tüte mit den Videos hin. “Ich hoffe, dass du reichlich Popcorn hast”, sagte sie. “Und vielleicht etwas Kräftiges zu trinken, Ich fürchte, du wirst beides brauchen.”
7. KAPITEL
Adam war nicht zu Hause, als Meredith am nächsten Tag eintraf, um Megan abzuholen. Mrs. Fishburn teilte ihr mit, dass er bei einer Benefizveranstaltung im Country Club Golf spielte und seine Nichte am Abend abholen würde, falls es ihr recht war.
Meredith reagierte erleichtert und enttäuscht zugleich.
Erleichtert, weil er bei der Betrachtung der Videoaufnahmen am vergangenen Abend in äußerst schlechte Laune geraten war.
Selbst nach zwei Gläsern Brandy hatte er nicht über Tess Fontaines Imitation von Jayne Mansfield lächeln können. Er konnte einfach nicht begreifen, warum normale, attraktive und einigermaßen gescheite Frauen nicht die Gelegenheit beim Schöpf ergriffen, ihn zu heiraten. Mit verletzter Miene hatte er erklärt, dass er schließlich reich und nicht gerade hässlich war.
Meredith hatte ihm in diesem Punkt nicht widersprechen können und es für sinnlos gehalten, ihn darauf hinzuweisen, dass seinem Heiratsplan der wichtigste Bestandteil fehlte: Liebe.
Sicher, das Geld war angenehm. Aber wer wollte schon in einem kalten Bett liegen, umgeben von einer Million Dollarscheinen? Das passierte nur in Filmen.
Nicht, dass Adams Bett unbedingt kalt sein musste, aber …
Hastig verdrängte sie diesen Gedanken.
Enttäuscht war sie, weil sie gehofft hatte, ihn überreden zu können, den Tag zusammen mit seiner Nichte in ihrem Hause zu verbringen. Er
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