Eine Braut gehoert dazu
nichts, was ihre Mutter lieber mochte als frittiertes Hähnchen, und Meredith schreckte nicht vor einem Bestechungsversuch zurück, um sie milde zu stimmen.
Louise leckte sich die Lippen. “Schließ die Tür ab”, warnte sie mit einem nervösen Blick in die Richtung. “Wenn Schwester Mullins hereinkommt und sieht, was wir essen, setzt sie mich wochenlang auf Diät und gibt mir nichts als Rinderbrühe.”
Sie setzten sich an den kleinen Tisch wie Piraten mit wertvoller Beute, und Meredith servierte das Festmahl auf einem Papierteller. “Du hast gute Nachrichten erwähnt”, sagte Louise, während sie sich mit strahlender Miene über das für sie so ungesunde Essen hermachte.
Meredith schickte sich an, das Märchen aufzutischen. Bald würde ihre Mutter so viele frittierte Hähnchen essen können, wie ihr Herz begehrte, und das entschuldigte die Lüge. “Adam Morgans Sekretärin hat mich heute angerufen. Offensichtlich hat sie beim Aussortieren einiger alten Akten eine alte Versicherungspolice von Dad gefunden.”
“Eine Versicherungspolice? Aber ich dachte, wir hätten nach seinem Tod alle uns zustehenden Leistungen erhalten.”
“Das dachte ich auch, aber anscheinend haben wir uns geirrt.
Die Dokumente sind alt, aber immer noch in Kraft. Es sieht ganz so aus, als ob Dad dir eine gehörige Summe Geld hinterlassen hat.”
Mit großen Augen legte Louise ihre Gabel mit Kohlsalat nieder. “Wie gehörig?”
Meredith grinste. “Genug, um eine Herztransplantation zu bezahlen.”
“Aber … aber … Das ist furchtbar viel Geld, Merry.” Louises Gesicht wurde noch bleicher als gewöhnlich, und sie presste sich eine Hand auf die Brust.
Einen Moment lang verspürte Meredith Besorgnis, doch dann sah sie die Farbe in Louises Gesicht zurückkehren. Sie nahm ihre Hand. “Dafür haben wir so lange gebetet, Mom. Deine Chance, gesund zu werden, wieder ein normales Leben zu führen, dieses Heim hinter dir zu lassen.”
Tränen traten in Louises Augen. “Ich weiß nicht, was ich sagen, was ich denken soll. Eine Versicherungspolice.” Sie schüttelte den Kopf. “Es ist unglaublich.”
“Du bist doch diejenige, die mir immer sagt, dass Gott auf geheimnisvolle Weise vorgeht.” Gott und Adam Morgan, dachte Meredith. Eine reizvolle Kombination.
“Vielleicht erlebe ich es sogar, dich verheiratet zu sehen, Merry.”
“Es ist in Ordnung, optimistisch zu sein, Mom, aber wir wollen uns lieber nicht zu sehr hinreißen lassen. Ich habe an wichtigere Dinge als an Heirat zu denken, wie zum Beispiel, dass du wieder gesund wirst.”
Louise reckte trotzig das Kinn vor. “Ich beabsichtige, dich am Arm deines Ehemannes zum Altar schreiten zu sehen. Ich habe außerdem vor, im Wartezimmer des Krankenhauses zu sitzen, wenn du mein erstes Enkelkind zur Welt bringst.”
Meredith schluckte schwer und zwang sich zu einem Lächeln. Nach dem Vorfall zwischen ihr und Adam an diesem Nachmittag konnte der Wunsch ihrer Mutter durchaus in Erfüllung gehen. In der Hitze des Augenblicks hatten sie wieder einmal nicht an Verhütung gedacht.
14. KAPITEL
Während Louise im Krankenhaus in Baltimore begierig darauf wartete, dass ein passendes Organ gefunden wurde, tat Meredith das Gleiche zu Hause. Sie füllte die Zeit mit Arbeit aus, las eifrig die neusten Berichte über Herztransplantationen und war häufig mit Adam zusammen.
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Seit Louises Verlegung vor einer Woche waren die beiden geradezu unzertrennlich, und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie in dieser für ihre Mutter so schwierigen Phase überglücklich war. Um dieses Schuldgefühl zu mindern, rief sie dreimal am Tag im Krankenhaus an. Louise gab sich tapfer, aber Meredith wusste um deren Angst. Sie plante in Kürze einen Besuch über ein verlängertes Wochenende und hoffte, durch die neuesten Statistiken diese Angst zu lindern. Adam und die Kinder sollten sie begleiten. Damit blieb nur noch das Warten auf ein Organ.
Er zog sie in die Arme und drückte sie fest an seine Brust.
“Hör bitte auf, dir Sorgen zu machen, und küsse mich. Ich kann es nicht ertragen, dich so aufgebracht zu sehen.” Wenn Liebkosungen sie von ihrer Grübelei ablenkten, dann fühlte er sich verpflichtet, für diese Ablenkung zu sorgen. Nie zuvor hatte er sich bei einer Frau so gefühlt wie nun - ganz wohlig und zufrieden und glücklich.
War das Liebe? Wenn er es doch nur mit Sicherheit wusste!
Er hatte sogar einige dieser Liebesromane gelesen, nach denen sie so verrückt war - in der
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