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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und Frederick begleiteten sie. Dort angekommen verkündete sie glückselig, dass sie jetzt endlich neue Gewänder nähen könne. Ihre Töchter seien gewiss begeistert, wenn sie mit Cecily vom Binsenholen zurückkämen, beteuerte sie mit Freudentränen in den Augen, während sie die Stoffe begutachtete und sich lautstark über die schönen Farben ausließ. Gottlob gebe es keinen einzigen Stoffballen, der auch nur annähernd an die allgegenwärtige Farbe Braun erinnerte, meinte sie erfreut.
    Die Soldaten sowie sämtliche anderen Bewohner versammelten sich um den Wagen mit den Stoffen, allerdings galt ihr Augenmerk den mitgebrachten Fässern mit Bier und Honigmet. Zwar gab es zuweilen Bier auf Gaynor, aber Gatty, die es herstellte, mangelte es an Erfahrung in der Kunst des Brauens. Da ihr zudem die nötigen Zutaten fehlten, hatte das Bier stets einen bitteren, wässrigen Geschmack.
    Derweil sich die anderen fröhlich schwatzend um die Karren scharten, verharrten Murie und Anselm am Fuße der Treppe. Mit sorgenvoller Miene blickten beide über das bunte Treiben hinweg. Sie hatten schnell erkannt, dass die beiden berittenen Männer, die die Wagen begleiteten, nicht Balan und Osgoode waren.
    »Wo ist mein Gemahl?«, fragte Murie. Dienstgesinde und Vieh waren ihr plötzlich gleichgültig. Ihr Blick glitt zu den bewaffneten Soldaten, und sie runzelte die Stirn. »Wer sind diese Männer?«
    »Habt Ihr eben Euren Gemahl erwähnt, Mylady?«, forschte einer der Männer nach: »Meintet Ihr damit Osgoode?«
    »Mitnichten, ich meinte Lord Balan Gaynor«, antwortete Murie. »Ich bin Lady Gaynor. Und wer seid Ihr?«
    »Wir wurden in Carlisle von Eurem Gemahl angeworben, um die Wagen auf dem Weg nach Gaynor zu begleiten«, antwortete der Soldat bedächtig. »Wie ist es Euch gelungen, so bald wieder ins Schloss zurückzukehren, Mylady?«
    Murie trat näher, in ihren Augen ein Ausdruck tiefer Bestürzung. »Wovon redet ihr da? Ich war den ganzen Tag hier im Schloss … bei der Arbeit im Garten.«
    Als die beiden berittenen Männer Blicke austauschten, überlief Murie ein eisiger Schauder. Irgendetwas lag da im Argen.
    »Wo ist mein Gemahl?«, wiederholte sie, ihre Stimme dieses Mal nachdrücklicher.
    »Er ist in dem Dorf draußen vor den Schlosstoren. Osgoode meinte, er habe Lord Gaynors Gemahlin an der Tür von einer der Hütten gesehen. Aus dem Schornstein sei Rauch gequollen. Lord Gaynor befahl uns, unseren Weg zum Schloss mit den beladenen Wagen fortzusetzen. Sie gaben uns Geleitschutz, dann ritten die beiden zum Dorf zurück, um Euch dort zu überraschen.«
    Als Muries Blick erschüttert zu Anselm schwenkte, las sie aus seiner Miene, dass er ihre Sorgen teilte.
    »Ich hole ein paar von meinen Männern und gehe der Sache nach«, entschied der Garnisonskommandeur und lief im Eilschritt zu den Stallungen.
    Muries Verstand war in heller Aufruhr. Sie war sicher, dass es sich um einen neuerlichen Anschlag auf das Leben ihres Gatten handelte, und mochte keine kostbare Zeit vertrödeln, indem sie darauf harrte, dass Anselm mit seinen Leuten nach dem Rechten schaute. Ihr Blick schwenkte zu den bewaffneten Wachleuten, die soeben absaßen. Blitzschnell entriss sie dem ihr am nächsten stehenden Mann die Zügel und schwang sich auf den Pferderücken.
    »He, was soll das! Das ist mein Ross!«, wetterte der Wachmann und wollte ihr Einhalt gebieten, doch das ließ Murie nicht zu. Beharrlich an den Zügeln zerrend, lenkte sie das Ross zu den Toren, wo sie ihm ihre Fersen in die Flanken grub. Das Pferd befolgte gehorsam ihren Befehl und verfiel in einen geschmeidigen Galopp.
    Murie vernahm die gellenden Schreie und das Gezeter hinter sich, doch das kümmerte sie nicht. Ihr Gemahl brauchte sie.

16
    »Bist du dir auch sicher, dass es Murie war, die du gesehen hast?«, forschte Balan, während sie an einer Reihe verlassener Hütten vorüberritten, die das ehedem blühende Dorf bildeten. Sie hatten an der Kreuzung Halt gemacht, wo sich die Landstraße zum Schloss gabelte und in einer Richtung in die Ortschaft Gaynor abzweigte, und sich vergewissert, dass der Tross aus Wagen und Reitern vereinbarungsgemäß die Zugbrücke passierte, bevor sie weiterritten, um Balans Gemahlin zu begrüßen. Es war eine beschwerliche Reise gewesen, und es hatte Balan eine beträchtliche Summe Geld gekostet, ihren kleinen Tross vor plündernden Wegelagerern zu schützen. Dennoch konnte er nicht sicher sein, dass die bewaffneten Wachen, die er als Geleitschutz angeheuert

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