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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zu unternehmen, wo sie Birkenreiser und Klee zu sammeln gedachte, um Zweige und Blättchen zwischen die im Saal ausgelegten Binsen zu streuen. Beides wendete angeblich Ungemach ab. Und Holunder, überlegte sie. Dem sprach man die Kraft zu, Feuersbrünste abzuwehren.
    Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie das Portal erreichte. Falls man sie beim Verlassen des Wohnturms ertappte, würde man sie aufhalten und Balan davon unterrichten.
    Behutsam drückte sie die Tür einen Spaltbreit auf, linste nach draußen und stellte überrascht fest, dass der Schlosshof einsam und verlassen lag. Vermutlich waren alle anderweitig beschäftigt, und wenn sie sich beeilte, hatte sie den Schlosshof überquert, ohne dass es jemandem auffiel. Die Soldaten auf dem Wehrgang bereiteten ihr die größte Sorge, doch die Tunika, die sie über ihrem Gewand trug, war von dem gleichen Braun wie die Gewänder von Gatty und ihren Töchtern. Von dort oben könnte man sie irrtümlich für eine von Gattys Töchtern halten – so hoffte sie.
    Sie lächelte stumm in sich hinein, schlüpfte aus dem Wohnturm und ging rasch über den Schlosshof.
    »Das wurde auch höchste Zeit«, rügte Balan, als Clement, Cecily, Estrelda und Thibault im Eilschritt nahten und sich hastig zu der kleinen Zusammenkunft im Wehrgang gesellten.
    »Verzeiht, Mylord«, ächzte Thibault außer Atem. »Lady Murie kam nach unten, weil sie etwas zu essen …«
    »Sie ist aufgestanden?«, fragte Balan scharf.
    »Ganz recht, und sie sitzt an der Tafel im Saal und isst die Suppe, die Clement für sie gekocht hat«, beeilte sich der Haushofmeister zu versichern. »Das ist auch der Grund, weshalb wir uns verspätet haben. Clement brachte ihr die Suppe und Estrelda einen Krug Bier. Dann nahmen wir den rückwärtigen Küchenausgang und mussten den langen Umweg zur Wehrmauer laufen.« Er hielt inne, ehe er fortfuhr: »Wir fragten uns bereits, ob Ihr wünscht, dass Mylady gleichfalls herkommen soll, aber …«
    »Nein«, schnitt Balan ihm das Wort ab. »Sie ist der Anlass dafür, euch alle herzurufen.«
    »Sie, unsere Lady Murie?«, erkundigte sich Anselm verwundert.
    Gatty fragte: »Ihr denkt doch nicht, dass Mylady mit dem letzten Anschlag auf Euer Leben zu schaffen hat, Mylord?«
    »Nein, wahrhaftig nicht«, versetzte Balan schroff. »Was verleitet euch zu dieser Annahme?«
    »Nun, das letzte Mal, als wir eine solche Unterredung an der Wehrmauer führten, waren jene beiden, die wir verdächtigten, Euch nach dem Leben zu trachten, nicht zugegen«, erläuterte Gatty.
    »Es gab schon einmal eine Unterredung an der Wehrmauer?«, entfuhr es Osgoode erstaunt. Im selben Moment schwante ihm, dass er zu den genannten Verdächtigen gezählt hatte, und seine Brauen schossen nach oben. »Ihr habt mich also alle verdächtigt, ich würde Balan ans Leben wollen?«
    »Oder ich«, murmelte Cecily bestürzt.
    Die Anwesenden sahen unbehaglich zu Boden, bemüht, den Blick der beiden zu meiden. Schließlich ergriff Balan das Wort: »Das tut jetzt nichts zur Sache. Ich habe diese Zusammenkunft nicht einberufen, um mit euch zu bereden, wer es auf mein Leben abgesehen haben könnte. Nein, diese Zusammenkunft findet wegen meiner Gemahlin statt. Ihr seid hier alle versammelt, damit auch die Wehrsoldaten Kenntnis von meinen Anweisungen erhalten.«
    Als alle nickten und ihr Augenmerk auf ihren Schlossherrn richteten, fuhr er fort: »Ich möchte, dass meine Gemahlin unter dauerhafter Bewachung steht. Sie darf nicht einen Augenblick lang allein sein. Bis mein Widersacher gefasst ist, sollen ihr mindestens zwei Wachleute auf Schritt und Tritt folgen. Ich ersuche euch dringend, ein Auge auf die anderen zu haben. Habt ihr das verstanden?«
    Ein Moment des Schweigens schloss sich an, dann räusperte sich Anselm und erklärte: »Wir haben Euch sehr wohl verstanden, Mylord, aber der Mörder hat es auf Euch abgesehen und nicht auf Mylady. Sie ist völlig sicher.«
    »Sie ist keineswegs sicher«, gab Balan zurück. »Sie war …«
    »Mylord«, versuchte Erol, ihn zu unterbrechen.
    »Nicht jetzt, Erol.« Balan bedachte ihn mit einem strafenden Blick. »Bei ihrem Versuch, mich zu retten, wäre sie heute beinahe zu Tode gekommen. Und sie war gezwungen, mich zurück zum Schloss zu bringen, allein und vollkommen entblößt. »Es ist offenkundig …«
    »Aber Mylord«, versuchte Erol es erneut.
    »Nicht jetzt!«, versetzte Balan ungehalten. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, es ist offenkundig, dass, solange ich in Gefahr bin,

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