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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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meine Gemahlin gleichermaßen gefährdet ist. Deshalb soll sie jederzeit unter Beobachtung stehen. Ihre Sicherheit ist unter allen Umständen zu gewährleisten. Habt ihr noch Fragen?«
    »Natürlich«, sagte Erol ungehalten. »Mylord, ich ersuche Euch dringend, einmal einen Blick auf den Schlosshof zu werfen! Ist das nicht Eure Gemahlin, die soeben in den Wald läuft, mutterseelenallein , während wir hier oben stehen und ihre Bewachung erörtern?«
    Balan versteifte sich. Dann schnellte er herum, lenkte seinen Blick über die Wehrmauer in die Tiefe. Gerade noch rechtzeitig, um zu erkennen, dass seine Gemahlin soeben im Dunkel des Waldes verschwand. Lautstarke Verwünschungen ausstoßend, rannte er ausgreifenden Schrittes die Stufen hinunter.

17
    Die Blätter und Früchte der Esche verhießen Glück, so wurde überliefert, allerdings bedurfte es dazu eines schönen, ebenmäßigen Eschenblatts. Auf der Suche danach befand Murie sich im Geäst eines solchen Baums, als aus der Ferne Hufschlag zu ihr drang. Sie hielt inne und spähte neugierig nach unten. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihren Gemahl auf seinem Hengst Lightning schnell heranreiten sah.
    Als sie Balans aufgebrachte Miene bemerkte, beschloss sie, ihn nicht noch mehr zu verstimmen, indem sie nach ihm rief. Anscheinend war er in wichtiger Mission unterwegs. Sie hegte keinen Zweifel, dass er aus der Haut fahren würde, wenn er mitbekam, wie sie mit ihrem verletzten Kopf auf Bäumen herumkletterte.
    Kaum hatte sich der Hufschlag des Pferdes auf dem weichen Waldboden verloren, richtete Murie ihr Augenmerk wieder auf das Blätterdach. Sie hatte gerade ein schönes Blatt entdeckt, als das Hufgetrappel erneut lauter wurde. Sie ließ den Ast, den sie mit einer Hand umklammert hielt, los und linste Richtung Boden. Balan preschte ein weiteres Mal an ihr vorbei, dieses Mal in die andere Richtung. Ob er seine Mission schon erfolgreich beendet hatte?, überlegte sie kurz, ehe sie sich wieder dem Ast zuwandte, an dem sie zuvor das ebenmäßig gewachsene Blatt entdeckt hatte. Dummerweise war er in der Zwischenzeit zu den anderen zurückgeschnellt, und sie konnte nicht mehr ausmachen, welcher Zweig es gewesen war.
    Verhalten schimpfend begann sie, nach dem vollkommenen Blatt zu suchen. Sie hatte soeben eines erspäht, als sie einmal mehr den donnernden Galopp eines Rosses vernahm.
    Dieses Mal war sie nicht gewillt, das Blatt loszulassen. Stattdessen zupfte Murie den Zweig frei und hielt ihn fest, ehe sie zu Boden blickte. Dicht über Lightnings Rücken geduckt, jagte ihr Gemahl ein weiteres Mal unter der Esche entlang. Was um alles in der Welt hatte er hier im Wald verloren?, wunderte sie sich kopfschüttelnd. Kaum war er im Dickicht verschwunden, kletterte sie eilig den Stamm hinunter und pflückte unterwegs noch einige Eschenfrüchte ab.
    Plötzlich fuhr ihr durch den Kopf, wo denn sein Bewacher sein mochte. Zumal es beschlossene Sache gewesen war, dass ihr Gemahl dauerhaft einen Leibwächter zur Seite gestellt bekam; Erol und Godart teilten sich die jeweiligen Schichten. Sie nahm sich vor, nach ihrer Rückkehr ins Schloss ein ernstes Wort mit den beiden zu reden. Ihr Gemahl durfte sich nicht allein im Freien bewegen. Sein Widersacher hatte schon mehrere Anschläge auf ihn verübt, und sie konnte von Glück sagen, dass Balan noch lebte. Ein derartiges Glück war ihnen gewiss nicht ewig hold.
    Über den vorerst letzten Anschlag auf Balans Leben nachgrübelnd, lief sie zu dem satten Klee auf der Lichtung, die sie zuvor erspäht hatte. War Osgoode tatsächlich der festen Überzeugung gewesen, sie im Dorf gesehen zu haben? War es eine Frau gewesen, die die Männer zu den Hütten gelockt hatte? Es konnte kein Zufall gewesen sein, dass sie Malculinus und seine Ritter in Gaynor gesehen hatte, nicht lange vor jenem letzten Anschlag. Doch woher wollte Malculinus wissen, wann Balan zurückerwartet wurde? Es sei denn, Cecily oder Estrelda hätten geplaudert, während Baxley mit ihnen herumgetändelt hatte.
    Das lag durchaus im Bereich des Möglichen. Allerdings würde Osgoode sie kaum mit einem Mann verwechseln. Sie beschloss, ihn zu fragen, warum er glaubte, er hätte sie gesehen.
    Auf der von sattem Klee getupften Wiese verstaute Murie den kostbaren Eschenzweig samt Früchten sorgfältig unter dem Gürtel ihrer Tunika, und wünschte sich, sie hätte daran gedacht, einen Korb mitzunehmen. Sie kniete sich ins Gras und begann mit ihrer Jagd auf ein vierblättriges

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