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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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herum, funkelte ihn wütend an.
    Sein Cousin wiederum sah durch ihn hindurch, als sei Balan Luft für ihn, dann erklärte er den Damen: »Juliana macht sich prächtig. Sie vermisst ihren Vater, das ist gewiss verständlich, aber ihr Bruder tut, was er kann, um die Lücke zu füllen, die durch den Tod des alten Lord Gaynor entstanden ist.«
    Balans Brauen zuckten missfällig ob dieser unverhohlenen Lüge. Sehr zu seinem Leidwesen hatte sein Vater es nie verwinden können, dass seine Gemahlin bei Julianas Geburt verstorben war. Im Innersten hatte er seiner Tochter die Schuld an dem frühen Tod seiner geliebten Frau gegeben. Unversöhnlich bis zum letzten Atemzug hatte er das Mädchen mit Verachtung gestraft und sie der Obhut der Dienerschaft überlassen. Juliana vermisste wohl kaum jemanden, den sie nicht wirklich kannte. Demnach gab es keine Lücke, die Balan füllen musste.
    Trotzdem hatten die Worte Murie augenscheinlich berührt, denn sie lächelte ihn voller Bewunderung an und murmelte: »Das ist sehr großherzig von Euch, Mylord. Sicherlich weiß sie Euer Bemühen zu würdigen. Ich wäre froh gewesen, wenn ich nach dem Tod meiner Eltern einen älteren Bruder gehabt hätte, der für mich da gewesen wäre.«
    »Mhm«, schaltete Emilie sich ein und blickte an ihrer Freundin vorbei zu Balan, »Murie war erst zehn, als sie Waise wurde und an den Königshof kam.«
    Balan nickte stumm und wehrte Osgoodes Ellbogen gerade noch rechtzeitig ab, bevor er abermals in seinen Rippen landete. Da es den Frauen nicht verborgen blieb, dass er Osgoodes Arm packte, schoss Balan seinem Cousin einen warnenden Blick zu, bevor er ihn losließ. »Pass auf, wo du hintrittst, Cousin. Es ist ziemlich morastig hier draußen.«
    Osgoodes Mundwinkel verzogen sich griesgrämig nach unten. Seine Verärgerung überspielend, wandte er sich an die Damen: »Das muss schwierig für Euch gewesen sein, Murie. Das Hofleben ist bisweilen kein Honigschlecken.«
    Als Murie unschlüssig schwieg, antwortete Emilie für sie: »Es war ungemein schwierig für sie. Die anderen Mädchen waren neidisch, dass der König sie bevorzugte. Folglich waren sie entsetzlich gehässig zu ihr.«
    Osgoode nickte mitfühlend. »Balan hat in seiner Jugend Ähnliches erlebt. Wir wurden zu Lord Strathcliffe geschickt, um uns von ihm ausbilden zu lassen. Seine Lordschaft hatte buchstäblich einen Narren an Balan gefressen und zog ihn den anderen jungen Knappen vor. Obwohl mein Cousin dafür nichts konnte, hassten die anderen Jungs ihn deswegen und legten sich immerzu mit ihm an.«
    Balans Miene verdunkelte sich. Obwohl es zutraf, war es unendlich lange her, und obschon er dadurch ein beherzterer Kämpfer und ein besserer Krieger geworden war, gehörte es nicht hierher. So glaubte er wenigstens, bis Murie sanft seinen Arm drückte und ihn schüchtern anlächelte. Hmmm.
    »Ihr habt zweifellos gehört, was der König verkündet hat. Er möchte, dass Murie heiratet, aber sie darf sich ihren Gemahl selbst aussuchen«, sagte Emilie unvermittelt und erntete dafür einen erschrockenen Blick von Murie. Ungerührt fuhr Lady Reynard fort: »Das ist eine überaus ernste und schwierige Entscheidung, finde ich.«
    »Ja«, bekräftigte Osgoode eilig. »Balan muss ebenfalls heiraten und empfindet ähnlich.«
    Es fehlte nicht viel und Balan hätte laut aufgestöhnt. Die beiden waren schlimmer als jeder Albtraum! Nicht mehr lange, und die zwei würden ihn unweigerlich mit Murie verkuppeln. Lady Reynard, darf ich im Auftrag von Lord Balan Gaynor um die Hand von Lady Murie Somerdale anhalten, denn mein Cousin ist heute mal wieder auf den Kopf … ähm … auf den Mund gefallen. Es klingelte ihm förmlich in den Ohren. Gottlob blieb ihm das erspart. Ein Unglück kommt selten allein, seufzte er innerlich, als Malculinus und seine Schwester Lauda plötzlich vor ihnen auftauchten.
    Nach Laudas geröteten Wangen und Malculinus’ schwerem Keuchen zu urteilen, waren die beiden gerannt, um ihnen elegant – und schnaufend wie zwei Streitrösser – den Weg abzuschneiden.
    »Ah, Lady Murie! Lady Emilie!«, rief Lauda mit strahlendem Lächeln aus. »Wie schön, euch hier draußen zu treffen.«
    Balan bemerkte, dass er und Osgoode geflissentlich übergangen wurden.
    »Ja«, japste Malculinus immer noch atemlos.
    Der Mann sollte ernsthaft anfangen, mit seinen Leuten zu exerzieren, sinnierte Balan abfällig. Sich an der Stechpuppe ausprobieren und seinen Schwertarm trainieren, um in Form zu kommen. Allerdings

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