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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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angeregt mit seinem Sitznachbarn zu unterhalten. Sein Begleiter sah zwar nicht übel aus, aber er war eher der helle, unscheinbare Typ und konnte dem breitschultrigen, hünenhaften Recken optisch nicht das Wasser reichen. »Wer ist der Mann, der neben ihm auf der Bank sitzt?«
    »Sein Cousin Osgoode. Die beiden haben zusammen in Frankreich gekämpft. Deshalb wurden sie von der Pest verschont. Reginald lässt nichts auf Osgoode kommen.«
    »Das ist gut zu hören«, murmelte Murie. »Lebt er auch in Gaynor?«
    Emilie nickte. »Seine Mutter starb bei seiner Geburt, und er wuchs in Gaynor auf, nachdem sein Vater in einer Schlacht gefallen war. Er und Balan sind einander wie Brüder.«
    Murie nickte. »Gibt es noch weitere Angehörige?«
    »Soweit mir bekannt ist, hat Balan noch eine jüngere Schwester. Die Mutter starb, als sie mit ihr in den Wehen lag. Nach dem Tod ihres Vaters ist das Mädchen zur Waise geworden.«
    »Genau wie ich«, murmelte Murie. Ihr Herz verkrampfte sich vor lauter Mitgefühl für das unbekannte Mädchen. Immerhin hatte es das Glück, einen großen Bruder zu haben, der sich um es kümmerte, während sie, Murie, nach dem Tode ihrer Eltern niemanden mehr hatte. Gewiss, der König und die Königin hatten sie bei sich aufgenommen, und sie konnte froh sein, wenigstens die Zuneigung ihres Patenonkels zu genießen. Indes hätte sie sich mehr Zuneigung von Seiten der Königin gewünscht. Murie hatte sich nach mütterlicher Liebe und Zuwendung gesehnt, und da vermochte Seine Majestät verständlicherweise nicht mitzuhalten. Vielleicht konnte sie Balans Schwester das geben, was sie selbst nicht bekommen hatte. »Wie heißt sie?«
    »Hmm, frag mich etwas Leichteres. Ich meine Juliana, aber sicher bin ich mir nicht.«
    »Juliana, ein schöner Name.«
    »So, findest du?«, fragte Emilie beiläufig. »Bist du bereit?«
    »Bereit? Wozu?«, fragte Murie begriffsstutzig.
    »Na, um ihn kennenzulernen, du Dummerchen.«
    »Ihn kennenlernen?«, wiederholte ihre Freundin bestürzt. »Wieso?«
    Emilie, die über Muries Reaktion lachen musste, meinte begütigend: »Um mit ihm zu plaudern und um festzustellen, ob er der Richtige ist, Liebes.«
    »Aber … ausgerechnet jetzt ?«
    » Jetzt ist so gut wie jeder andere Zeitpunkt«, versicherte ihre Freundin. »Umso eher weißt du, ob er infrage kommt oder nicht. Wenn ja, kannst du dich mit ihm verabreden, um ihn besser kennenzulernen. Wenn er dir nicht zusagt, kannst du dich anderen Kandidaten zuwenden.«
    »Aber …« Missmutig spähte Murie auf ihr Gewand herab, ein weißes Überkleid über einem schlichten grauen Untergewand. Hätte ich bloß geahnt, seufzte sie stumm in sich hinein, dass ich heute dem Mann aus meinem Traum begegne, hätte ich etwas Hübscheres angezogen.
    »Du siehst gut aus, keine Bange«, kicherte Emilie. »Komm. Balan war schon einmal bei uns in Reynard zu Gast. Auf der Rückreise nach Gaynor. Seitdem kennen wir uns, und er denkt sich bestimmt nichts dabei, wenn ich ihn kurz begrüße. Es ist völlig unverfänglich.«
    »Na gut«, stammelte Murie. Ihre Aufregung wuchs, als sie aufstand und ihrer Freundin durch den Saal folgte.

4
    »Da kommen sie!«
    Als Osgoode ihm aufgeregt die Nachricht zuraunte, blieb Balan der Bissen Brot, an dem er eben schluckte, in der Kehle stecken. Hustend griff er nach seinem Becher Met und trank einen tiefen Schluck, um das Brot hinunterzuspülen. Dann spähte er sich vorsichtig nach Lady Emilie und Murie um, die anmutig durch den Saal schwebten. Vielleicht wollten die beiden Damen ganz woandershin, um mit jemandem zu plaudern, überlegte er. Aber nein, so wie es aussah, schien Lord Reginalds Frau ausgerechnet seinen Tisch anzusteuern.
    »Sitz gerade, Cousin«, brummte Osgoode ungehalten. »Und fahr dir einmal mit der Hand durch deine ungeordneten Haare. Meine Güte, was sollen wir jetzt bloß machen?«
    Balan verdrehte die Augen, denn sein Cousin bekam es offenkundig mit der Angst zu tun. »Wieso fragst du mich das? Ich war der Ansicht, du seist der große Recke, der sich auf das schwache Geschlecht versteht. Hat dir jemand den Schneid abgekauft? Wenn die beiden herkommen, dann gewiss nicht deinetwegen, sondern um mit mir zu plaudern.«
    »Genau deswegen mache ich mir Sorgen«, meinte Osgoode dumpf. »Du bist nun einmal kein großartiger Unterhalter. Wie ich dich kenne, kriegst du bei den beiden Damen die Zähne nicht auseinander.«
    »Ich bin eben einer von der stillen Truppe«, knurrte Balan.
    »Das bringt dich aber kein

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