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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Laudas Bruder stehen, eilte an Gaynors Seite, fasste seinen Arm und zog ihn in Richtung Schloss. Als sie einen verstohlenen Blick über ihre Schulter warf, stand Malculinus weiterhin wie angewurzelt zwischen den Rabatten und sah ihnen mit zusammengekniffenen Augen nach.
    »Und, was habt Ihr mir mitzuteilen?«, wollte Balan wissen, als sie außer Hörweite waren.
    Murie biss sich auf die Lippe und gestand: »Verzeiht mir, Mylord, aber das mit der Botschaft von Lord Reynard war geschwindelt. Er lässt Euch nichts mitteilen. Ich wollte jedoch nicht allein mit Malculinus im Park spazieren gehen und suchte nach einem Vorwand, um ihn auf elegante Weise loszuwerden.«
    »Wenn Ihr nicht mit ihm spazieren gehen wolltet, weswegen habt Ihr ihn dann in den Park begleitet?«, fragte er schroff.
    Murie bedachte ihn mit einem ungnädigen Blick. »Ich habe ihn nirgendwohin begleitet. Ich bin allein für einen kurzen Spaziergang hergekommen, und als ich zurückging, stand er aus heiterem Himmel vor mir.«
    Balans harte Züge milderten sich, und er schloss in ruhigem Ton: »Und da habt Ihr Euch nicht wohlgefühlt in seiner Gesellschaft.«
    Murie zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken. »Sagen wir es einmal so, ich habe mich unwohl gefühlt.«
    »Ihr verfügt über einen gesunden Menschenverstand«, versicherte ihr Balan. »Wäre ich an Eurer Stelle gewesen, hätte ich ihm auch nicht über den Weg getraut.«
    Murie verschlug es kurzzeitig die Sprache. Dem Mann glückte es in der Tat, zwei Sätze hintereinander zu sprechen, eine stolze Leistung!
    »Gefällt es Euch auf dem Ball?«, fragte er nach einer kurzen Weile.
    Erstaunt über den Umstand, dass er sich tatsächlich dazu herabließ, ihr eine Frage zu stellen, stammelte Murie: »Mhm … nein. Ich wäre schwerlich hier draußen im Park, wenn ich mich da drinnen amüsieren würde, nicht wahr? Wieso wart Ihr eigentlich nicht auf dem Ball?«
    Balan machte eine lange Pause, und als sie schon gar nicht mehr mit seiner Antwort rechnete, räumte er ein: »Mit dem Wams, das ich tragen wollte, ist leider ein Malheur passiert.« Er stockte und drehte sich frontal zu ihr. Im Mondlicht erkannte sie, dass sich mitten auf der Brust seines Rocks ein großer dunkler Fleck abzeichnete.
    »Hattet Ihr denn nichts anderes als Ersatz?«, fragte sie geistesgegenwärtig.
    »Nichts, das fein genug wäre für einen Ball bei Hofe. Ehrlich gesagt habe ich ohnehin nichts Passendes für das höfische Leben anzubieten. Die Pest hat Gaynor schwer getroffen, und wir haben vorübergehend gewisse Engpässe. Ich hatte mir dieses Wams von Lord Reynard ausgeborgt und werde es jetzt ersetzen müssen.«
    Murie schwieg, unsicher, was sie darauf antworten sollte. Aufrichtigkeit war für diesen Mann offensichtlich kein Thema. Die meisten Gentlemen hätten bestimmt nicht freimütig über ihre Schwierigkeiten geredet, ob vorübergehender Natur oder nicht. Er hingegen beschönigte nichts, sondern schilderte die schlichten Tatbestände.
    Nach einer kurzen Weile fragte sie: »Wie ist denn der Fleck auf das Wams gekommen?«
    »Das wüsste ich auch gern«, erwiderte er grimmig. »Nachdem ich es mir von Reginald ausgeliehen hatte, brachte ich es in meine Kammer. Als ich später mit Osgoode zurückkehrte, hatte irgendjemand Tinte darauf gekleckst.«
    Muries Augenbrauen schossen nach oben. Das hörte sich so an, als hätte in Balans Abwesenheit jemand absichtlich das Kleidungsstück ruiniert – aber warum? Es schien ganz so, als wäre irgendjemandem daran gelegen gewesen, Balans Teilnahme an dem Ball zu vereiteln. Aber wem?, grübelte sie.
    Obwohl brennende Fackeln den Garten erhellten, lag der Weg in Dunkel getaucht, und Murie, abgelenkt von ihrer Unterhaltung, achtete nicht darauf, wo sie hintrat. Unversehens rutschte sie auf den Kieseln aus, und ihr Knöchel knickte unter ihr ein. Sie schrie auf und packte Balan geistesgegenwärtig am Arm, um nicht zu stürzen.
    Er blieb sogleich stehen, schwenkte zu ihr herum, um sie zu stützen. Als er jedoch den Schmerz auf ihrem Gesicht las, hob er sie kurz entschlossen in seine Arme. Er trug sie zu einer Bank, die sich etwas abseits des Weges in eine Laubenhecke drückte, und setzte sie sanft ab. Dann kniete er sich vor die junge Frau, um ihren Knöchel zu untersuchen.
    Murie, die vor lauter Verlegenheit errötete, weil er es wagte, unter ihrem Rock herumzunesteln, versuchte, seine Hände wegzuschieben, doch er ließ sich nicht abwimmeln. Seelenruhig zog ihr Balan den Schuh aus und

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