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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ein schönes Lachen hatte. Und schöne Augen. Sie wünschte, er hätte sie vorhin im Park geküsst, denn dann hätte sie gewusst, ob seine Küsse im wirklichen Leben auch so erregend waren wie in ihrem Traum.
    Sie rollte sich schlaflos auf den Rücken und grübelte. Wie war das jetzt mit dem verdorbenen Fleisch? Bedeutete ihr Traum nun, dass sie ihn nicht heiraten sollte, oder wie verhielt es sich? Sie brannte darauf, sich endlich Klarheit zu verschaffen. Sie hatte eigentlich gedacht, Mydrede hätte des Rätsels Lösung gewusst, aber dann hätte Cecily ihr das gewiss auf die eine oder andere Weise zu verstehen gegeben. Becker weiß es mit absoluter Sicherheit, redete sie sich zu, fest entschlossen, ihn und Seine Majestät am nächsten Morgen als Erstes aufzusuchen.

6
    »Und jetzt zu dir, mein Kind«, hob König Edward an. Seine Stirn in tiefe Falten gelegt, drehte er sich zu Murie, sobald sich der Saal geleert hatte. »Was ist denn so dringend, dass du mich allein sprechen musst?«
    Murie errötete. Sie hatte in der Nacht wenig geschlafen, hin- und hergerissen zwischen ihren erhebenden Gedanken an Balan und ihren Bedenken hinsichtlich der wirklichen Bedeutung des Traums. Sollte er nun ihr Gemahl werden? Oder doch nicht? Sie hatte die schwierige Frage in ihrem Kopf gewälzt, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die schmalen Fensterschlitze drangen und es endlich hell wurde. Da hatte sie die Laken und Felle beiseite geworfen und sich aus dem Bett geschwungen. Sie hatte sich hastig angekleidet und ihr Zimmer verlassen, noch bevor Cecily ihr zu Diensten eilen konnte … Um dann festzustellen, dass die ganze Eile umsonst gewesen war, weil Seine Majestät noch in den Federn lag.
    Ärgerlich darüber, dass offenbar alle außer ihr noch friedlich schlummerten, war Murie in den Park hinausgerauscht und hatte sich dort auf eine Bank gesetzt. Ihre Gedanken kreisten um Balan und um den Kuss in ihrem Traum. Schließlich war sie länger sitzen geblieben als ursprünglich vorgesehen. Als sie dann in den Arbeitsgemächern des Regenten eintraf, warteten dort bereits etliche andere auf eine Audienz bei Seiner Majestät. Murie war empört gewesen, als Robert, der Hofmarschall, der die Einhaltung des Protokolls verantwortete, sie nicht gleich vorlassen wollte.
    Da er zweifellos mit einem ihrer legendären Zornesausbrüche rechnete, drückte der Bedienstete beide Augen zu und schleuste sie an den anderen vorbei zu einem Vieraugengespräch mit Seiner Majestät in den Audienzsaal.
    »Murie?«, drängte der König, als sie nicht gleich mit der Sprache herausrückte.
    Puh, wie sie diese Ungeduld hasste! Sie zog eine Grimasse, zumal sie nicht wusste, wie sie anfangen sollte. Ihr Blick glitt zu Becker, dessen Anwesenheit sie mit Erleichterung erfüllte. Für gewöhnlich nahm er an den Audienzen teil, wenn er nicht in anderer Mission für den Regenten tätig war. Gottlob war das heute nicht der Fall.
    »Murie?«, wiederholte König Edward, sein Ton diesmal schroffer, ein sicheres Indiz dafür, dass seine Geduld am seidenen Faden hing.
    Die Angesprochene öffnete den Mund, dann platzte sie heraus: »Sire, habt Ihr von dem Brauch gehört, mit dem sich am St.-Agnes-Abend ein Gemahl finden lässt?«
    »Aha, daher weht der Wind.« Er nickte gedankenvoll und sagte: »Soweit ich Kenntnis habe, hat Lady Aldous dich dazu überredet, diesen Aberglauben auszuprobieren.«
    »Jaaa.« Als sie seinen belustigten Blick auffing, trat sie unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Er hob eine Braue. »Hast du denn von jemandem geträumt?«
    »Gewiss«, enthüllte sie und errötete bei der Erinnerung an jenen Traum.
    »Tatsächlich?« Verblüfft straffte der König sich in seinem Sessel. »Mir wurde da etwas anderes berichtet.«
    Murie zog eine Schnute. Bei Hofe verbreiteten sich Gerüchte schneller als die Mäuse in den Vorratskellern. Wieder etwas, das sie nach einer Vermählung mitnichten vermissen würde.
    »Einzig Lady Reynard und meine Zofe wissen, dass ich von jemandem geträumt habe«, vertraute sie ihm an. »Ich wollte vermeiden, dass das ganze Schloss davon erfährt und rätselt, wer es ist.«
    »Ah.« Er nickte. »Das war gewiss eine kluge Entscheidung.«
    Murie nickte ebenfalls und blickte verlegen auf ihre Hände.
    »Wer ist es denn? Jemand, den du kennst und für den sich dein Herz schon seit Längerem erwärmt hat?«, lenkte er ein.
    Sie hob abrupt den Blick, erstaunt über seine Mutmaßung. »Nein. Offen gestanden habe ich den Gentleman noch nie

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