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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Hoffentlich habe ich nicht alles verlernt.«
    »Ach was, Schachspielen verlernt man nicht.« Emilie klopfte ihr ermutigend auf die Schulter.
    Als Erstes inspizierten die beiden Freundinnen die große Halle. Sie entdeckten weder Osgoode noch Balan, doch dessen Page drückte sich vor dem Kamin herum. Etwas entfernt saßen Malculinus und Lauda in hohen Armlehnstühlen vor dem Feuer. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten unentwegt.
    Da sie das Pärchen unter gar keinen Umständen auf sich aufmerksam machen wollte, suchte Emilie den Blick des Jungen, um ihn heimlich zu ihnen zu winken. Der Junge zögerte kurz, ehe er zu ihnen herüberkam. Von ihm erfuhren sie, dass Balan und Osgoode sich in ihrer Kammer aufhielten, wo sie sich auf den Abend vorbereiteten.
    Sie bedankten sich bei dem Pagen und machten sich durch das Gewirr von Gängen und Fluren auf die Suche nach den Räumlichkeiten, in denen Balan und Osgoode untergebracht waren. Auf was mochten sich die beiden vorbereiten?, fragten sich die Freundinnen, während sie durch das kühle, dämmrige Schlossinnere liefen. Beide wussten keine schlüssige Antwort.
    »Wir sind da«, murmelte Emilie und blieb vor einer verschlossenen Kammer stehen. Sie wechselte einen fragenden Blick mit Murie, da aus dem Innern leises Flötenspiel drang, dann klopfte sie. Keine Reaktion. Emilie klopfte abermals.
    »Zwecklos«, meinte Murie, als sich nichts rührte.
    »Wegen der Musik können sie uns wahrscheinlich gar nicht hören«, erwiderte Emilie stirnrunzelnd.
    »Wir probieren es später wieder«, schlug Murie vor, kein bisschen enttäuscht über die Verzögerung. Umso besser, dann konnte sie noch üben und ihre Züge perfektionieren. Es war ein Weilchen her, seit sie das letzte Mal Schach gespielt hatte, und sie durfte sich auf keinen Fall lächerlich machen, indem sie scheiterte. Zumal sie beteuert hatte, sie sei genauso intelligent wie die Männer.
    Dummerweise schüttelte Emilie den Kopf. »Nein. Besser, wir bringen es hinter uns.«
    »Und wie willst du das bewerkstelligen, wenn sie es nicht einmal für nötig erachten, an die Tür …« Die Worte erstarben auf ihren Lippen, denn Emilie riss beherzt die Tür auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrten die beiden Frauen in die Kammer. Dort saß ein junger Bursche und spielte Flöte, was zunächst nichts Ungewöhnliches war. Aber Balan und Osgoode … Die beiden tanzten miteinander oder versuchten es zumindest. Osgoode beherrschte die Schritte ganz gut. Balan hingegen schien ernsthafte Schwierigkeiten zu haben.
    »Himmelherrgott, pass auf meine Füße auf!« Osgoode jaulte auf, da Balan – den Blick auf dessen Hand geheftet – den Tanzschritt zu groß ausführte und schmerzhaft auf dem Fuß seines Cousins landete.
    Leise zog Emilie die Tür zu. Sie griff nach Muries Arm und scheuchte sie ein Stück weiter den Gang entlang, wo beide in lautes Gelächter ausbrachen.
    »Ach herrje.« Murie japste nach Luft. »Was war denn das eben?«
    »Auf mich machte es den Eindruck, als würde Osgoode seinem Cousin Tanzstunden geben«, antwortete Emilie mit einem nachsichtigen Lächeln. »Wahrscheinlich will er dich damit heute Abend beeindrucken.«
    »Oh, das Fest heute Abend hatte ich total vergessen«, gestand Murie. Für gewöhnlich versuchte sie, den Festen und Bällen bei Hofe fernzubleiben, wenn Emilie sie nicht begleitete … Und meistens glückte ihr das auch. Nun jedoch war Emilie da, und Muries Teilnahme wurde gewiss erwartungsvoll entgegengesehen, nachdem Seine Majestät sie zu einer baldigen Heirat angehalten hatte.
    »Weißt du schon, was du anziehst?«, wollte Emilie wissen.
    Murie schüttelte den Kopf.
    »Mhm, da wir mit Balan erst einmal nicht weiterkommen, sollten wir das Schachspiel vertagen und uns um unsere Abendgarderobe kümmern. Wir finden gewiss etwas Hübsches für dich.«
    »Das verstehe, wer will«, meinte Emilie nach einem langen, kritischen Blick durch den Ballsaal. »Alle bei Hofe wissen, dass du heiraten sollst. Wo bleiben denn die Herren der Schöpfung?«
    Murie zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Vermutlich verstecken sie sich aus Angst, ich könnte mich in einen von ihnen vergucken, und sie wären dann mit dem Teufelsbraten als Ehefrau geschlagen.«
    »Aber nein, bestimmt nicht«, beschwichtigte Emilie mit bedenkenvollem Blick – und diese Sorge war durchaus berechtigt, befand Murie. Leidvolle Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ihre Anwesenheit bei höfischen Festen genügte, um eine auffällige

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