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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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vorher gesehen. Es entzieht sich meiner Kenntnis, wer er ist.«
    Seine Augen weiteten sich. »In der Tat?«
    »Ganz recht, so verhält es sich«, antwortete sie, bevor sie einen weiteren Vorstoß wagte. »Kennt Ihr überhaupt die Legende, Sire?«
    Mit betretener Miene lehnte er sich zurück. »Welche Legende, mein Kind?«
    »Um die heilige Agnes«, erklärte sie ihm geduldig. »Am St.-Agnes-Abend meinte Malculinus, dass man in der Nacht von dem Mann träumen werde, den man heiraten wird, wenn man den ganzen Tag fastet oder ein Stück verdorbenes Fleisch isst. Aber gestern Morgen beteuerte seine Schwester Lauda, jemand habe ihr erzählt, ein solches Vorhaben sei lediglich dann von Gelingen gekrönt, wenn man den ganzen Tag faste. Esse man hingegen verdorbenes Fleisch und träume von einem Gentleman, dann sollte man selbigen auf gar keinen Fall ehelichen. Ich hoffte, Ihr könntet mir Aufschlüsse in der Sache geben, Sire.«
    »Ah, ich verstehe.« Er nickte weise, ehe er sanft nachschob: »Demnach bist du dir unsicher, ob du den Gentleman aus deinem Traum zum Manne nehmen sollst oder nicht, sehe ich das richtig?«
    »Ja, Sire, so verhält es sich.«
    »Mhm …« Edward blickte forschend zu seinem Berater. »Was meint Ihr dazu, Becker? Ihr kennt Euch da gewiss besser aus als ich.«
    Murie blinzelte verwirrt, als er sich Rat suchend an seinen Berater wandte, aber dafür waren Berater schließlich da, oder? Ein weiser, kluger Mann wie König Edward wusste gewiss nicht alles, aber er hatte die richtigen Leute, wenn er mit seinem Latein am Ende war. Niemand war schließlich allwissend.
    Becker ließ den Regenten nicht lange auf eine Antwort warten. »Nach meinem Kenntnisstand, Euer Majestät, trifft das zu, was Lord Malculinus behauptet hat. Der alte Brauch besagt, dass man nach dem Fasten oder dem Verzehr von verdorbenem Fleisch von seinem künftigen Bräutigam träumen soll. Soweit ich weiß, gibt es keine anderslautenden Deutungen. Offen gestanden fände ich dergleichen auch recht abwegig, denn wenn man sich für einen entscheidet, kommen zwangsläufig alle anderen Gentlemen nicht in Betracht und scheiden gewissermaßen als Kandidaten aus.«
    Edward nickte, ein Grinsen stahl sich in seine Züge. »Da hörst du es, mein Kind. Der Mann, von dem du geträumt hast, ist dir als Gemahl vorbestimmt. Und du hast wirklich von jemandem geträumt?«
    »Ja.« Wieder überzogen sich ihre Wangen mit einer verlegenen Röte.
    »Und diesen Jemand kennst du nicht? Du hast ihn noch nie zuvor gesehen oder dergleichen?«, fragte er mit einer Mischung aus Neugier und Ungläubigkeit.
    »Nein«, murmelte Murie.
    »Hmmm.« Seine Miene verdunkelte sich. »Murie, ich vermag durchaus nachzuvollziehen, dass du nicht heiraten und uns verlassen magst, aber du darfst einen Unbekannten aus einem Traum mitnichten als Vorwand vorschieben, um die Wahl eines Ehegatten hinauszuzögern. Das lässt Philippa dir gewiss nicht durchgehen.«
    »Oh nein, Sire«, versicherte sie hastig. »Das würde ich niemals wagen. Zumal ich gestern Morgen, als ich zum Fastenbrechen herunterkam, den Mann aus meinem Traum wiedergesehen habe.«
    »Donnerwetter«, entfuhr es ihm wenig majestätisch. »Darf ich denn einmal fragen, wer der Glückliche ist, Murie?«
    Murie zögerte, ehe sie bekannte: »Lord Gaynor.«
    »Lord Gaynor?«, fragte er scharf. »Seine Lordschaft weilt nach vielen Jahren das erste Mal wieder bei Hofe, mein Kind. Für gewöhnlich reist er nach ein paar Tagen wieder ab, weil er den Festen und Bällen nicht viel abgewinnen kann.«
    »Er war schon einmal hier?«, erkundigte sie sich milde betreten, denn sie hatte ihn früher nie wahrgenommen.
    »Wahrhaftig, mein Kind, aber du hast ihn gewiss nie kennengelernt und deswegen auch nie für ihn geschwärmt«, betonte ihr Patenonkel. Vermutlich hatte er anfangs geglaubt, ihr Traum wäre das Ergebnis einer glühenden Schwärmerei, sann Murie geistesgegenwärtig.
    »Nein, mitnichten, ich kannte ihn wahrlich nicht«, beteuerte sie. »Ich hatte seine Lordschaft noch nie zuvor gesehen. Um ehrlich zu sein, hielt ich ihn für einen Ausbund meiner lebhaften Fantasie, bis er leibhaftig vor mir stand.«
    »Aber …« Er stockte. »Verlege dich ja nicht aufs Schwindeln, mein Kind. Also noch einmal, du hast ein Stück verdorbenes Fleisch gegessen und von einem Gentleman geträumt, der dir vorher noch nie begegnet ist? Verstehe ich das richtig?«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Gut«, murmelte Edward, »und wie sich herausstellte, war es

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