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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zu sammeln, und begann erneut: »Ich habe ein Kreuz in meinem Zimmer gefunden, an dem Morgen nach jenem Traum. Damals dachte ich mir nichts dabei. Ich wusste ja auch nicht, wem es gehörte. Ich mutmaßte, dass es irgendwer im Saal verloren, es sich in meinem Rocksaum verfangen hätte und vom Bett gefallen wäre, als ich mich entkleidete … Oder dass es einem der Stubenmädchen gehörte, die hier oben saubermachen.«
    »Ja«, meinte Emilie gedehnt. »Verstehe.«
    »Tja, und heute Morgen, als er sich anzog, entdeckte Balan das Kreuz auf dem Boden und …«
    »Hast du es etwa auf dem Boden liegen lassen?«
    »Nein, ich hatte es auf den Nachtschrank gelegt, aber es muss heruntergefallen sein.« Sie errötete bis zum Haaransatz, da sie spontan daran dachte, was sie und Balan mit dem Tischchen angestellt hatten. Dabei hatten sie das Kreuz wahrscheinlich heruntergefegt. Sie vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Ist ja auch einerlei, er hat es aufgegeben und gemeint, er hätte es schon vermisst und es müsse ihm wohl aus den Sachen gefallen sein. Dann streifte er es über.«
    Emilie nickte langsam. »Er trägt das Kreuz schon lange. Es ist ein Geschenk von seinem Vater.«
    Verdrossen funkelte Murie sie an. »Verstehst du denn gar nichts? Es war sein Kreuzanhänger … In meiner Kammer. An dem Morgen, nachdem ich geträumt hatte, er wäre bei mir gewesen und hätte mich geküsst.«
    »Ah.« Emilie lehnte sich zurück. »Jetzt dämmert es mir. Du meinst, es war gar kein Traum, sondern er war heimlich bei dir und hat dich in deinem Bett geküsst …« Bestürzt stockte sie und sagte dann voller Entrüstung: »Bevor du mit ihm verheiratet warst! Himmel, das ist ein Skandal, das ist …«
    »Jedenfalls ist es kein Traum«, versetzte Murie grimmig und fest entschlossen, beim Thema zu bleiben. »Ich habe also gar nicht geträumt, dass er da war, er war da . Warum, frage ich dich?«
    Emilie blinzelte verwirrt. »Warum?«
    »Ja. Warum? Wir kannten uns gar nicht. Ich hatte ihn noch nie gesehen, bis ich die Augen aufschlug und mir klar wurde, dass er mich küsste. Aber es war in jener Nacht, in der ich von meinem Zukünftigen träumen sollte, und als ich aufwachte, dachte ich, hoppla, der ist es.«
    »Oh, ich bin sicher, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, wiegelte Emilie ab, klang aber wenig überzeugt.
    »Nein? Warum war er dann bei mir und hat mich geküsst? Ein mir völlig unbekannter Mann.«
    »Vielleicht war er betrunken und hat sich in der Kammer geirrt, und als er dich schlafend im Bett liegen sah, war er so überwältigt, dass er sich nicht bezähmen konnte und dich vom Fleck weg küssen musste.«
    »Cecily will beobachtet haben, dass Balan sich in der fraglichen Nacht im Gang herumdrückte. Anfangs habe ich mir nichts dabei gedacht … aber mittlerweile bin ich skeptisch geworden. Offen gestanden könnte einem doch der Verdacht kommen, dass sein nächtlicher Besuch bei mir geplant war, oder?«
    »Liebes, bitte hör auf, aus einer Ameise ein Schlachtross zu machen! Ich bin sicher, es gibt für alles eine stichhaltige Erklärung.«
    »Und die wäre?«
    »Keine Ahnung«, räumte Emilie ein. »Am besten, du fragst ihn selbst. Ja, das halte ich für das Vernünftigste.«
    Murie schwieg eine Weile, dann stand sie auf und strebte zur Tür. »Na gut, ich werde ihn fragen, ob er in jener Nacht bei mir gewesen ist und was ihn dazu bewogen hat.«
    »Mach das. So lässt sich die Geschichte gewiss am besten aufklären.«
    »Ja.« Murie glitt aus dem Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Im Gang blieb sie stehen und sah sich vorsichtig um. Ein klärendes Gespräch mit Balan war dringend erforderlich, allerdings durfte sie nichts übers Knie brechen, dafür war die Lage zu ernst. Immerhin war sie inzwischen mit ihm verheiratet und hatte ihm ewige Treue geschworen. Bis dass der Tod Euch scheidet … Folglich musste sie besonnen vorgehen.
    Überaus besonnen, seufzte Murie innerlich und machte sich auf den Weg in den Park. Sie beschloss spazieren zu gehen. Unterwegs würde ihr gewiss eine Strategie einfallen, wie sie es geschickt anstellte, ihrem Gemahl auf den Zahn zu fühlen. Überdies wollte sie kurz in die Kapelle huschen und dafür beten, dass Balan eine triftige Antwort für sein Verhalten anzubieten hatte. Herrje, und dafür, dass sie sich nicht in ihm geirrt hatte. Nicht auszudenken, wenn er sich die Legende um die heilige Agnes arglistig zunutze gemacht hätte, um sie zu einer Vermählung zu bewegen, und das

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