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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weiterwusste.
    Balan warf den nassen Leinenlappen, mit dem er sich abgerubbelt hatte, in die Waschschüssel zurück. Dann lief er zum Bett, stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab, beugte sich zu Murie hinunter und küsste sie rasch auf den Mund. Es war ein kurzer Kuss, schneller zu Ende, als ihr lieb war. Dann richtete er sich auf und wandte sich zum Gehen. »Ich habe Reginald versprochen, mich heute Morgen mit ihm im Hof zu treffen, um wieder einmal unsere Schwerthand auszuprobieren. Seit wir hier eingetroffen sind, haben wir beide nicht mehr trainiert.«
    »Oooch.« Murie entwich ein enttäuschter kleiner Seufzer. Sie glitt aus dem Bett und lief zu der Waschschüssel. Brrr, war das Wasser kalt! »Aber macht nichts, ich bin heute Morgen ohnedies mit Emilie verabredet. Vielleicht ist es auch besser so.«
    Balan schmunzelte über ihren betrübten Ton und trat hinter sie. Seine ledernen Beinkleider an die Rückseiten ihrer Schenkel geschmiegt, schlang er seine Arme um Murie und küsste seitlich ihren Nacken.
    »Ich bin ausnehmend zufrieden mit dir, Eheweib«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du stürzt dich begeistert in deine ehelichen Pflichten, und das mag ich.«
    Murie schob resolut seine Arme weg und angelte nach dem sauberen Gewand, das Cecily ihr am Abend zuvor hingelegt hatte. Kaum hatte sie es übergestreift, glitt sie mit wiegendem Hüftschwung zur Tür und konterte gespielt herablassend: »Freut mich, das zu hören, mein Gemahl. Nichts für ungut, aber eine Frau weiß schließlich, womit sie ihren Mann erfreuen kann.«
    Sein belustigtes Schnaufen ignorierend, zog sie die Tür auf, froh, dass Cecily davorstand, eine Hand erhoben, als wollte sie gerade anklopfen.
    »Gut, dass du da bist, Cecily.« Sie nickte ihrer Zofe freundlich zu. »Du musst mir bei den Verschlussbändern helfen.«
    »Gewiss, Mylady.« Die Zofe folgte ihr in die Kammer, wo Balan sich eilends in seine Kleider warf.
    Höflich schweigend begann Cecily, ihr das Gewand im Rücken zu schnüren. Derweil verschlang Murie ihren Gemahl, der sich eben Schwert und Stiefel schnappte, mit Blicken. Cecily, die inzwischen die Bänder verknotet hatte, streifte ihrer Herrin die Tunika über den Kopf. Als sie ihr den Stoff vom Gesicht zog, blinzelte die junge Lady überrascht, denn Balan stand vor ihr.
    Er neigte sich über ihr verwundertes Gesicht und küsste Murie hingebungsvoll. Dass Cecily ihm dabei zuschaute, kümmerte ihn nicht im Mindesten. Dann ging er mit ausgreifenden Schritten zur Tür, blieb stehen und schwenkte erneut herum. Er kehrte zum Bett zurück, nahm sein Kurzschwert und steckte es in seinen Gürtel. Mit einem Mal erspähte er etwas am Boden. Er bückte sich und hob es auf.
    »Eigenartig, ich dachte schon, ich hätte es verloren«, murmelte er.
    Murie blinzelte neugierig auf den Gegenstand in seiner Hand. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Kreuz erkannte, das sie an dem Morgen nach ihrem Traum von Balan in ihrer Kammer gefunden hatte. Sie hatte Cecily gebeten, es auf den Nachtschrank zu legen, aber offenbar war es im Laufe der Nacht in die am Boden liegenden Binsen gefallen. Was mitnichten verwunderlich war, angesichts ihres nächtlichen Tuns.
    »Hmmm, es muss sich wohl in meinen Sachen verfangen haben«, murmelte er, die Kette im Nacken schließend. Auf dem Weg zur Tür hauchte er seiner jungen Frau noch einen Kuss auf die Lippen, die mit einem Mal verdächtig kühl waren.
    Murie starrte ihm nach, blass und tief erschüttert.
    »War das nicht das Kreuz, das Ihr an dem Morgen gefunden habt, nachdem Ihr von ihm geträumt hattet?«, fragte Cecily ruhig.
    »Ja«, hauchte sie.
    Nach einer kurzen Pause meinte ihre Zofe: »Ich habe Euch doch gleich gesagt, dass ich gesehen habe, wie er an dem fraglichen Abend draußen im Gang herumlungerte.«
    »Ja«, wiederholte Murie.
    »Glaubt Ihr, dass er …«
    »Ja«, kreischte Murie und stürzte zur Tür, getrieben von einem einzigen Gedanken: Sie musste mit Emilie sprechen. Ihre Freundin hatte gewiss einen Rat für sie. Sie wusste immer, was zu tun war. Sie würde ihr helfen, die Sache zu klären.
    »Komm, beruhige dich erst mal«, meinte Emilie begütigend, als Murie kurz darauf in ihre Gemächer stürmte und vor lauter Entrüstung keinen zusammenhängenden Satz zustande brachte. »Beruhige dich erst einmal, Liebes, und dann von Anfang an. Was hast du vorhin gesagt? Balan hat ein Kreuz in deinem Zimmer gefunden?«
    »Ja. Nein. Ja, aber …« Murie stockte deprimiert, atmete tief durch, um sich

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