Eine Braut von stuermischer Natur
Reise in Kenntnis zu setzen. Sie überlegte hin und her, ob sie die Vorfälle enthüllen, oder das besser ihm überlassen sollte? Ganz ohne Zweifel war die Katze ohnehin aus dem Sack, nachdem Cecily einiges ausgeplaudert hatte. Und es wäre gewiss ratsam, die Bewohner von Gaynor über den Ernst der Lage aufzuklären, damit sie ein Gespür für unliebsame Zwischenfälle entwickelten und ihren Mann im Fall der Fälle beschützen konnten. Zumindest so lange, bis Murie den Übeltäter gefunden und ans Messer geliefert hatte.
Nachdem ihr Entschluss feststand, lehnte Murie sich in ihrem Sessel zurück und blickte von einem zum anderen. Die Dienstboten waren ihrem Gemahl treu ergeben, denn sie waren in Gaynor geblieben, während andere auf der Suche nach grüneren Weiden oder mehr Lohn geflohen waren. Seine loyale Dienerschaft verdiente es, die ganze Wahrheit zu erfahren.
»Ganz recht, auf meinen Gemahl wurden auf dem Weg von Windsor Castle nach Reynard zwei Attentate verübt«, räumte sie ein und wartete, bis das aufgebrachte Gemurmel verstummte, ehe sie fortfuhr. »Jemand hatte ihm eine Distel unter den Sattel gelegt, und als er aufsaß und ihn mit seinem Gewicht beschwerte, scheute sein Hengst und ging mit ihm durch. Gottlob gelang es Lord Reynard, das wild davongaloppierende Tier einzuholen, und mein Gemahl konnte von seinem Pferd auf Reynards springen.«
»Oh Mylady, seine Lordschaft hätte dabei sterben können!«, meinte Thibault bestürzt.
»Ich schätze, so war es vorgesehen«, äußerte Clement trocken.
»Und das zweite Mal war das mit dem Gift?«, erkundigte sich Gatty.
»Richtig«, bekräftigte Murie. »Ich hatte meinem Gemahl das Nachtmahl zubereitet, als wir am zweiten Abend Rast machten. Ich enthäutete und würzte eins von den Kaninchen, die die Männer gejagt hatten, und briet es über dem Feuer.«
»Wie konnte es jemand vergiften, wo Ihr es selbst zubereitet habt?« Clement zog fragend die Brauen hoch.
Muries Augen wurden schmal, und sie maß den Koch mit einem scharfen Blick. »Ich war kurz mit Lord und Lady Reynard zum Frischmachen am Fluss. Als ich zurückkehrte, war der Braten fast fertig und duftete so würzig, dass ich nicht widerstehen konnte. Ich naschte von dem Fleisch, und es schmeckte so köstlich, dass ich etwa die Hälfte vertilgte. Eine kurze Weile später befiel Balan und mich eine schlimme Übelkeit.«
»Hat denn niemand bemerkt, wie sich jemand während Eurer Abwesenheit am Feuer zu schaffen machte?«, wollte einer der zurückgebliebenen Wachsoldaten wissen.
»Emilie … Lady Reynard«, fügte sie für jene hinzu, die ihre Freundin nicht kannten. »Sie erzählte mir, ihr Gatte habe sich noch am selben Abend bei seinen Leuten umgehört, aber leider Gottes ohne Erfolg.«
Die Männer nickten nachdenklich. »Und es hat auch keiner gesehen, dass sich jemand in der Nähe von Lord Gaynors Pferd herumtrieb?«, lautete die nächste Äußerung.
»Nein«, antwortete Murie, die sich im Stillen fragte, ob Balan überhaupt Nachforschungen angestellt hatte. Hätte der Wachsoldat es nicht eben erwähnt, wäre sie selbst auch nicht auf die Idee gekommen. Sie erinnerte sich nicht, dass Balan in dieser Hinsicht irgendetwas unternommen hatte. Nach dem unliebsamen Vorfall waren sie ins Lager zurückgekehrt, wo er seinen Hengst hinten am Wagen festgemacht und sich auf ihre Stute geschwungen hatte. Dann waren sie aufgebrochen. Gewiss hätte er sich auch nachher noch umhören können, aber das bezweifelte sie. Angesichts seiner Eile, nach Reynard zu kommen, hatte er das aller Wahrscheinlichkeit nach versäumt.
»Ihr blickt zweifelnd, Mylady. Seid Ihr Euch nicht sicher?«
Murie hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Offen gestanden habe ich meinen Gatten nie danach gefragt. Ich weiß gegenwärtig nicht einmal, ob er sich entsprechend umgehört hat.«
»Doch, das hat er gewiss«, versicherte der Soldat. »Wenn er sich nicht geäußert hat, dann hat er auch nichts erfahren.«
Murie schluckte und blickte mit beschwörendem Blick in die Runde. »Zweifelsohne dürfen wir seine Lordschaft nicht aus den Augen lassen.«
Alle nickten bekräftigend.
»Auf der Fahrt von Reynard nach Gaynor habe ich mir einmal durch den Kopf gehen lassen, was man zu seinem Schutz tun könnte«, bekannte sie. »Ich hätte da einige Ideen.«
»Wir helfen, wo wir können«, erklärte Gatty ernst, und die anderen nickten erneut.
»Was für Ideen, Mylady?«, forschte Thibault eifrig. »Gibt es irgendetwas, das wir
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