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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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er mit Nachdruck.
    »Gewiss, Mylord.« Einer von den Soldaten trat aus der Gruppe, um mit ausgreifenden Schritten zu Balan aufzuschließen. »Sollen die Wachtposten derweil unbemannt bleiben?«, wollte er von seinem Dienstherrn wissen, worauf dieser nickte.
    Widerstrebend folgte die Wachgarde ihrem Offizier.
    Murie spähte sich erwartungsvoll um, aber außer den Soldaten machte niemand Anstalten, den Saal zu verlassen. Anscheinend hatten die Schlossbewohner keine Eile, wieder zu ihren angestammten Tätigkeiten zurückzukehren. Stattdessen grinsten sie Murie an, als hätte sie eben einen guten Witz erzählt.
    »Ihr seid die Patentochter des Königs«, sagte Frederick unvermittelt in die verlegene Stille, worauf ihm seine Mutter in die Seite knuffte.
    »Du hast gefälligst den Mund zu halten, bis Mylady dich anspricht«, las Gatty ihm die Leviten.
    »Lasst ihn gewähren«, sagte Murie eilig und schenkte dem Jungen ein Lächeln. »Gewiss, die bin ich. Woher weißt du das?«
    »Lord Aldous und seine Gruppe haben auf ihrem Rückweg hier Rast gemacht und es uns berichtet«, sagte der Junge und plusterte dabei wichtigtuerisch seinen schmächtigen Brustkorb auf, als verkünde er sensationelle neue Nachrichten. »Er meinte, Lord Balan hätte die verzogene, kratzbürstige Patentochter des Königs geheiratet, die alle Teufelsbraten rufen, und dass seine Lordschaft gewiss bald mit Euch eintreffen werde. Es wunderte ihn, wieso Ihr nicht längst in Gaynor angekommen wart. Er fragte sich besorgt, ob Euch womöglich irgendein Zwischenfall aufgehalten habe.«
    Murie ging schweigend über Malculinus’ gehässige Beschreibung ihrer Person hinweg. Einmal mehr war sie froh, ihn nicht geehelicht zu haben.
    »Ich bin untröstlich, Mylady«, murmelte Gatty. Sie packte ihren Jungen und zog ihn schmerzhaft am Ohr. »Er hätte Lord Aldous’ Worte nicht wiederholen dürfen.«
    »Ach, das macht gar nichts«, wiegelte Murie ab und sank nachdenklich in ihren Lehnstuhl. Soso, Lord Aldous fragte sich ernsthaft, ob ihnen unterwegs irgendetwas zugestoßen sein könnte? Soweit sie wusste, hatten Lauda und Malculinus noch bei Hofe geweilt, als sie mit Balan abgereist war. Und sie hatten nicht den Eindruck vermittelt, als wollten sie den Königspalast bald verlassen. Merkwürdig. Nach einem Blick in die Runde erkundigte Murie sich neugierig: »Wann waren sie denn hier?«
    »Vor ungefähr einer Woche«, antwortete Clement.
    »Demnach müssen sie Windsor Castle kurz nach uns verlassen haben. Das kommt hin, denn wir waren noch eine Woche in Reynard.«
    »Ihr habt Reynard einen Besuch abgestattet? Dann hat es also keinen Zwischenfall gegeben, der Euch aufgehalten hätte?« Gatty klang erleichtert, ehe sie erklärend nachschob: »Wir haben uns mit jedem Tag größere Sorgen gemacht, weil Ihr nicht gekommen seid.«
    »Wie es der Zufall will«, murmelte Cecily und lenkte damit die Aufmerksamkeit von ihrer Herrin auf sich, »wurde auf Lord Gaynor während der Reise gleich zweimal ein Attentat verübt, und auf Lady Gaynor einmal. Wäre meine Herrin nicht gewesen, wäre Lord Gaynor jetzt vermutlich tot, weil jemand sein Fleisch vergiftet hatte. Da seine Gemahlin jedoch den halben Braten selbst vertilgte, rettete sie ihm das Leben, wäre aber beinahe selbst zu Tode gekommen. Die ganze Woche in Reynard war sie ohne Bewusstsein und hatte hohes Fieber.«
    Murie errötete, denn sämtliche Blicke waren auf sie gerichtet. Grundgütiger, Cecily hätte nun wirklich nicht in allen Einzelheiten ausplaudern müssen, wie sie Balans Leben gerettet hatte, sann sie. Ihre neue Dienerschaft hätte ihre eigenen Schlüsse ziehen können. Zudem war die Wahrheit wenig schmeichelhaft für sie: Sie hatte ihrer Naschsucht nachgegeben und Balan damit mehr zufällig vor Schlimmerem bewahrt.
    Murie merkte, dass alle verstummt waren und an Cecilys Lippen hingen.
    »Ach, ich vergaß!« Geschmeidig stand sie auf und trat mit schuldbewusster Miene zu ihrer Kammerfrau. »Verzeih mir, Cecily, dass ich es versäumt habe, dich den anderen vorzustellen. Also, das ist meine Zofe, Cecily. Sie hat mich in meiner Kindheit an den Königshof begleitet und war die letzten zehn Jahre für mich tätig.«
    Unter den Anwesenden erhob sich leises Willkommensgemurmel, dann trat Thibault vor. Er rang nervös die Hände. »Ist das wahr, Mylady? Wurde tatsächlich versucht, Euch und Seine Lordschaft zu töten?«
    Murie zögerte. Balan hatte es offenbar nicht für nötig befunden, seine Leute über den Verlauf der

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