Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
anstrengend und irritierend, aber trotzdem nett. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich verkuppelt werden möchte.
Sie sieht mich vorwurfsvoll an. Nach allem, was sie für mich getan hat, ist es das Mindeste, dass ich ihr Spiel mitspiele. Ich folge Gwillem in den Garten. Die Luft ist noch immer warm und schwer vom Duft des Flieders und der Bauernrosen.
Billie Holidays Stimme tönt aus dem alten Grammophon, das David so mag. Er findet, dass alte Platten auf alten Grammophonen gespielt werden sollten. Sie sind gebaut worden, um einander zu ergänzen, und nie wird man einen besseren Klang bekommen, behauptet er.
»Wollen Sie tanzen?« Gwillem hält mir seine perfekt manikürte Hand hin.
Schließlich komme ich also zu einem Tanz im Mondschein.
Es ist nett, aber ich fühle mich trotzdem unwohl. Ich bin keine gute Tänzerin und vor lauter Nervosität steif wie ein Brett. Ich versuche, seinen Schritten zu folgen, ohne ihm auf die Füße zu treten, was sich als ziemlich schwierig erweist. Endlich komme ich in den Rhythmus und blicke auf. Er sieht mich an. Seine Augen erinnern an Bernstein, schimmernde helle Flecken unter der Mähne aus goldblondem Haar. Er erinnert mich gefährlich an ein Tier, so dass ich beinahe damit rechne, dass er im nächsten Augenblick anfängt, den Mond anzuheulen.
Er ist attraktiv, aber trotzdem unattraktiv. Anziehend, und doch unangenehm. Wie ein Löwe, dessen Schönheit einen gefangen nimmt und dessen Wildheit einen abstößt. Beinahe hypnotisch.
»Woran denken Sie gerade?«
Peinlich berührt wird mir klar, dass ich ihn angestarrt habe. Hastig blicke ich wieder nach unten auf das kurze, feuchte Gras, das wir allmählich platt trampeln.
»Sie haben so versonnen ausgesehen«, fährt er fort, »deshalb dachte ich, es müsste etwas Interessantes gewesen sein. Wie gern würde ich die Gedanken der Menschen malen können. Das wäre einfach faszinierend. Ich frage mich, wie Ihre wohl aussähen. Konfus? Wären Sie ein Chagall? Ein Breughel? Oder vielleicht einen Hauch erotischer, wie ein Schiele vielleicht?«
»Wohl eher ein Rubens mit prallen Schenkeln und Grübchen im Hintern«, sage ich ohne nachzudenken.
Er grinst anzüglich. Ich werde knallrot.
»Du hast so eine schöne Haut«, flüstert er in mein Haar. Inzwischen ist er zum »Du« übergegangen. »Vielleicht erlaubst du mir eines Tages, dich zu malen.«
Mein Herz setzt einen Schlag aus.
Ich hatte ganz vergessen, wie schön es ist, angemacht zu werden. Ich entspanne mich ein bisschen. Gwillem merkt, dass ich nicht länger steif und verkrampft bin, und nutzt die Gelegenheit, um mich näher an sich zu ziehen. Seine Arme sind warm und stark. Er riecht gut nach einem kristallklaren und offensichtlich sehr teuren Aftershave. Er fängt an, mir höchst schmeichelhafte Dinge ins Ohr zu flüstern.
Vermutlich könnte ich mich daran gewöhnen.
Ich glaube, allmählich gewöhne ich mich ein bisschen an ihn. Vielleicht genieße ich es sogar.
»Ich kann dein Herz schlagen hören«, murmelt er. »Bumm, bubumm, bubumm.«
Ich versuche krampfhaft, ein Kichern zu unterdrücken.
Sofort fällt mir der Zeichentrickfilm ein, in dem das Stinktier sich in eine schwarze Katze verliebt, deren Schwanz mit einem weißen Streifen bemalt ist.
Gwillems Gemurmel ist längst nicht mehr romantisch. Die ganze Nummer – der Mondschein, die Musik, das Tanzen – erinnert mich einfach nur an eine schlechte Liebesschnulze.
Die Musik verklingt langsam. Aus dem Haus dringen Kreischen und Lachen zu uns.
»Die Spiele haben begonnen«, sagt Gwillem lächelnd. Offensichtlich hat er gar nicht bemerkt, dass er in meiner Wertschätzung, in der er gerade zu steigen begonnen hatte, auf ein immerwährendes Tief abgesackt ist. »Sollen wir zurückgehen und uns dem Spaß anschließen?«
Begeistert stimme ich zu und versuche, die Erleichterung darüber zu verbergen, nicht mehr mit ihm allein sein zu müssen.
Eines habe ich bei meiner Suche nach dem Glück gelernt: Die Romantik in einer Beziehung muss nicht unbedingt fehlen, es funktioniert nur einfach nicht mit der falschen Person.
Gwillem ist garantiert falsch.
Im Wohnzimmer ist das Licht abgedunkelt worden. Meine Augen brauchen eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Doch selbst als ich in dem schwachen Licht wieder klar sehe, blinzele ich mehrere Sekunden lang, als würde alles vor mir verschwimmen.
Ich schließe die Augen und öffne sie wieder. Schließe und öffne sie, schließe, öffne und schließe sie. Ich öffne
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