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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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schönste Zeit ihres Lebens, während sie rund um die Welt trampt.
    Und Sash? Tja, ich glaube, sie ist die Tapferste von uns allen. Sie arbeitet und hat Kinder.
    Muss man etwas erlebt haben, um es im Leben zu etwas zu bringen? Ich habe die Trennung von Richard erlebt. Ich denke, das sollte zählen, und WIE .
    Am nächsten Tag tauche ich erst nach Einbruch der Dunkelheit aus meinem Schlafzimmer auf. Ich komme mir vor wie ein Vampir, der aus seiner Gruft steigt. Mein Magen zwingt mich aus dieser selbst gewählten Isolation, indem er zu explodieren droht, wenn ich mir ein weiteres Mars reinzwänge. Da mein Kühlschrank jämmerlich leer ist, habe ich um diese Uhrzeit nur die Wahl zwischen einem Ausflug in einen Supermarkt, der abends geöffnet hat, oder noch mehr Junk-Food, das zwar auch fettig und kalorienreich, aber wenigstens nicht süß und schokoladig wäre.
    Doch auf halbem Weg zum Drive-In von McDonald’s biege ich plötzlich ab und steuere Richtung Clayton Avenue – zu meinem Vater. Mein Instinkt sagt mir, dass ich eine andere Art Nahrung brauche. Ich werfe einen Blick auf das Armaturenbrett, wo die Digitalanzeige der Uhr grün in der Dunkelheit leuchtet. Es ist fast zehn, und Dad dürfte im Schuppen am Ende des Gartens sein, um Mutter aus dem Weg zu gehen.
    Sein beruhigender Einfluss und seine wohltuende Normalität fehlen mir sehr, der Anblick meiner Mutter jedoch gar nicht. Doch ich kann ihr nicht für immer aus dem Weg gehen. Fast drei Wochen sind vergangen, vielleicht hat sie sich inzwischen etwas gefangen. Nichtsdestotrotz gebe ich der Feigheit nach und schlage den holprigen Weg ein, der hinter dem Grundstück entlangführt, sodass ich den langgestreckten Garten von hinten betreten kann. Als das rostige Schloss am Tor rasselt und ich mich hineinschleiche, taucht Roger aus dem dicht wachsenden Rittersporn auf. Er hat die Lefzen zu einem Hundegrinsen verzogen und wedelt begeistert mit dem Schwanz.
    Ich tätschele seinen Kopf, der klebrig vom Saft der Linden am Rand des Gartens ist. Er leckt meine Hand und versucht, seine raue, warme Zunge über mein Gesicht gleiten zu lassen. Sein Atem riecht nach Hundefutter. Wenn Roger frei im Garten herumläuft, wo ist dann Dad? Normalerweise stecken sie gemeinsam im Schuppen. Roger liegt meistens hechelnd in einer Ecke auf einer muffigen alten Pferdedecke, während Dad sich Pfeife rauchend in einem klapprigen alten Liegestuhl in der anderen Ecke zurück lehnt. Dazu hört er dann Radio Two auf dem knisternden Vorkriegsradio, das er an langen, glücklichen Winterabenden restauriert hat.
    Doch aus dem Schuppen dringt kein verräterischer Schein einer Gaslampe. Also gehe ich über den Gartenweg zum Haus. Es ist ein schöner Abend, doch ich zittere immer noch wie Espenlaub.
    Das Esszimmer und die Küche gehen auf die rückwärtige Veranda hinaus. In der Küche brennt Licht. Die schweren blauen Samtvorhänge, die normalerweise das fleckige Glas der Türen zum Esszimmer verhüllen, sind nicht zugezogen.
    Ich kann hell flackernde Kerzen sehen, in deren Schein ich durch das grüne und rote Buntglasfenster gerade eben die Umrisse meines Vaters erkenne, der am Kopfende des Tisches sitzt. Meine Mutter sitzt zu seiner Linken, Sally-Anne rechts von ihm. Ihm gegenüber sitzt mit dem Rücken zu mir ein Mann.
    Er kommt mir vage bekannt vor.
    Ich taste mich die drei Stufen zur Veranda hinauf, stolpere über eine knallrote Fuchsie in einem besonders harten Tontopf und drücke mir die Nase am Fenster platt.
    Verdammt!
    Ich fasse es nicht!
    Richard!
    Was für ein Pech, was für ein Begrüßungskomitee.
    Gerade will ich hastig den Rückzug antreten, als jemand anfängt zu schreien. Dieses Mal weiß ich, dass nicht ich es bin.
    »Da ist jemand im Garten! Da draußen ist jemand! Ich kann sein Gesicht sehen!« Es ist Sally, die da laut kreischt.
    Dad lässt seinen Teelöffel mit Nachtisch fallen, der auf halbem Weg zu seinem Mund war, und stürzt mit erhobenem Tranchiermesser zur Tür. Sein Gesicht ist so rot wie das eines Indianers auf dem Kriegspfad.
    Vorsichtig stößt er die Tür auf und tritt hinaus in die Dunkelheit.
    »Wir wissen, dass du hier draußen steckst!«, bellt er schroff. Die Klinge funkelt im Mondlicht. »Komm raus, du Schwein … zeig dich!«
    Roger fängt begeistert an zu bellen.
    Sallys Schrei hat mich unwillkürlich in den Schatten zurückweichen lassen.
    »Felicity?« Dad lässt das Messer sinken und blickt forschend ins Dunkel.
    Ich grinse dümmlich.
    »Fliss!« Er

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