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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zu können, falls ich noch blasser werde, als ich es ohnehin schon bin.
    Ich sehe wieder zu Richard und Sally-Anne und bemerke zum ersten Mal, dass sie tatsächlich Händchen halten.
    »Ach du meine Güte, es ist euch wirklich ernst, was?«
    »Das ist kein Scherz, Felicity.« Mutter lächelt gütig in Sally-Annes Richtung, die immer noch zu Boden starrt.
    »Wie konntest du nur, Sally!« Entsetzt sehe ich meine Schwester an.
    Man muss ihr zugute halten, dass sie zutiefst beschämt dreinblickt.
    »Es t-tut mir Leid, Flisss …«, stottert sie hektisch.
    »Mach dich nicht lächerlich! Es gibt absolut nichts, das dir Leid tun müsste. Und für Felicity gilt, wie man sich bettet, so liegt man.«
    Mutter kräht wie ein Gockel, und nicht einmal ich kann ihr heute Abend einen Dämpfer verpassen.
    »Es wäre kleinlich von dir, Felicity, das Glück deiner Schwester durch deine Eifersucht zu ruinieren. Du hattest deine Chance, jetzt ist Sally an der Reihe.«
    Ihre Worte hören sich an, als wäre Richard ein Kinderkarussell. Gerade bin ich abgestiegen, und jetzt darf Sally eine Runde drehen.
    »Ich bin nicht eifersüchtig«, fauche ich. »Nur total und absolut …«
    Ich ringe um ein Wort, das beschreibt, wie ich mich im Moment fühle. Ich kann es immer noch nicht fassen. Als Sally-Anne versprach, sie würde sich um alles kümmern, habe ich das ganz anders verstanden.
    Ich sehe von Gesicht zu Gesicht. Alle schweigen.
    Schließlich blicke ich meine Schwester prüfend an und wähle meine Worte mit Bedacht.
    »Bist du sicher, dass du das willst, Sally? Richard ist kein abgelegter Pulli, den du auftragen musst, weil ich aus ihm herausgewachsen bin.«
    Er will widersprechen.
    »Doch, das will ich, Fliss«, schneidet Sally ihm das Wort ab, weicht meinem Blick jedoch immer noch aus.
    »Ernsthaft?«
    »Ich weiß gar nicht, warum es dir so schwer fällt, das zu glauben«, mischt Richard sich entrüstet ein. »Je länger man darüber nachdenkt, desto plausibler ist es, dass ich Sally-Anne heirate und nicht dich. Wir passen viel besser zusammen, nicht wahr, Liebling?«
    Er drückt die Hand meiner Schwester und schenkt ihr ein warmes Lächeln.
    Liebling?
    Ich glaube, ich muss mich übergeben.
    Sally erwidert sein Lächeln ebenso warmherzig.
    »Eigentlich sollte ich mich bei dir bedanken, Fliss. Dass du mich sitzen gelassen hast, hat Sally und mich zusammengebracht und uns die Möglichkeit gegeben, unsere wahren Gefühle füreinander zu erkennen.«
    Das kann nicht wahr sein. Ich schlafe doch und habe einen Albtraum. Oder ich bin gerade auf dem Set eines echt gruseligen Remakes der Frauen von Stepford gelandet.
    »Das ist doch Wahnsinn. Ich war gerade mal drei Wochen weg! Wie kannst du in nur drei Wochen beschließen, dass du den Rest deines Lebens mit jemandem verbringen willst?«
    »Wir kennen uns genauso lange, wie du mit Richard zusammen warst. Wenn es dir gereicht hat, um ihn heiraten zu wollen, dann tut es mir das auch.«
    Sally hört sich jetzt entschlossener an.
    »Außerdem hatte ich immer eine Schwäche für ihn.«
    Bei diesen Worten lächelt Richard blasiert.
    »Natürlich hätte ich meinen Gefühlen nie nachgegeben, wenn du die Hochzeit gewollt hättest, Fliss, aber als du auf und davon bist … na ja, Richard brauchte jemanden zum Zuhören. Der Rest hat sich von selbst ergeben …« Sie bricht verzagt und verwirrt ab. »Du hast ziemlich deutlich gemacht, dass du ihn nicht heiraten willst!«, rechtfertigt sie sich schließlich.
    Das kann ich nicht leugnen. Darauf also hat Mutter an dem Abend angespielt, als sie mir das Glas Rémy Martin ins Gesicht geschüttet hat. Richard und Sally-Anne. Mein Kopf, der darum gekämpft hat, die Vorstellung, dass meine Schwester ihn heiratet, als real anzuerkennen, streckt die Waffen und ergibt sich bedingungslos. Er musste in den letzten Wochen bereits zu viel verkraften. Ein Kampf liegt im Augenblick entschieden jenseits seiner Möglichkeiten. Ich schwenke eine verbale weiße Flagge.
    »Wenn du es wirklich willst …«
    »Aber ja doch!«, rufen Sally-Anne und Mutter im Chor, und Sally lächelt mir hoffnungsvoll zu.
    »In diesem Fall«, ich suche nach den passenden Worten, »wünsche ich euch Glück.«
    Offen gesagt, meine ich das natürlich nicht, zumindest war es nicht das Erste, was mir in den Sinn kam. Aber ein weiterer Toast ist eine gute Entschuldigung, um das Glas mit dem Weinbrand zu leeren. Das leichte Zittern hat sich zu einem massiven Beben gewandelt. Ich reiche Dad mein leeres

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