Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Töpfe und Pfannen, und im Becken wartet ein fettverkrusteter Bräter. Es dürfte das einzige Mal in meinem Leben sein, dass ich mich über einen so riesigen Geschirrberg freue. Ich spüle alles, langsam und sorgfältig, und ich schrubbe, schrubbe und schrubbe.
Ich tue so, als sei Richard ein besonders hartnäckiger Fettspritzer, und es verschafft mir große Befriedigung, ihm mit Scheuermilch und Topfkratzer den Garaus zu machen. Nie hätte ich gedacht, dass Abwaschen therapeutische Zwecke erfüllen könnte. Könnte ich doch nur all meine Probleme zusammen mit der dreckigen Seifenlauge in den Abfluss spülen.
Die anderen sitzen bei einem weiteren Gläschen auf der Veranda. Ich kann Richard sprechen hören. Er ist also immer noch in den Klang seiner Stimme verliebt. Mutter lacht in angemessenen Abständen. Sally scheint sehr ruhig zu sein. Dad und Roger gesellen sich zu mir. Schweigend nimmt Dad ein Geschirrtuch und beginnt abzutrocknen.
»Es tut mir Leid, Fliss«, sagt er schließlich, »ich habe es selber erst heute Abend erfahren. Ich wusste, dass sie etwas im Schilde führen, weil sie schon seit einigen Wochen so geheimnisvoll tun, aber ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatten. Ich habe versucht, dich anzurufen, als sie es mir gesagt haben, doch Caroline meinte, du seiest gestern schon gefahren.«
»Du hast mit ihr gesprochen? Was hat sie gesagt?«
Dad wirft mir einen Seitenblick zu.
»Also ist da etwas im Busch? Ich fand, dass Caroline sich ziemlich seltsam anhörte. Sie bat mich, dich dazu zu bringen, sie anzurufen. Es schien ihr wichtig zu sein. Ist alles in Ordnung, Fliss?«
Ich denke zurück und sehe plötzlich Blakesley Hardingtons kleinen weißen Hintern. Brr! Ich konzentriere mich auf die Soßenschüssel, die ich gerade schrubbe, und glücklicherweise verblasst das Bild wieder.
»Nicht wirklich«, antworte ich zögernd, »aber das ist jetzt nicht so wichtig … Was um Himmels willen sollen wir wegen Sally-Anne unternehmen?«
»Was können wir denn tun?« Dad zuckt die Achseln. »Sie scheint wild entschlossen, den Kerl zu heiraten.«
»Es kommt mir so surreal vor. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass ich aufwache und sich herausstellt, dass das Ganze nur ein schlechter Traum war.«
»Ich bedaure, das sagen zu müssen«, Dad beugt sich über den sabbernden Roger und gibt ihm ein übrig gebliebenes Stück Lamm, »doch so ganz unerwartet kam das nicht. Ich meine, ich hatte keine Ahnung, doch als ich es erfahren habe, war ich nicht wirklich überrascht. Sally hatte immer eine Schwäche für Richard, eine ziemlich deutliche Schwäche – ich dachte, dass sie auch dir nicht entgangen ist.« Er richtet sich wieder auf, trocknet den nächsten rosenverzierten Teller ab und stellt ihn auf den Stapel im Küchenschrank.
Ich schüttele den Kopf.
»Ich war wohl zu sehr mit mir selbst beschäftigt, wie üblich.«
Ich spüre, wie Tränen in mir aufsteigen. Ich sage mir, dass es am Stress liegt. Ich verabscheue Heulsusen.
»Warum so traurig?« Dad ist voller Mitgefühl. »Du liebst diesen Richard doch nicht mehr, oder?«
»Nein.« Ich wische mit dem Geschirrtuch über meine Augen und putze mir die Nase mit einem Küchentuch. »Aber ich liebe Sally. Ich will, dass sie glücklich wird.«
»Sally liebt Richard. Sie ist glücklich.«
»Glaubst du wirklich?«
»Ich muss es glauben.« Er zuckt die Achseln, hängt das Geschirrtuch auf und sieht hinaus auf die Veranda zu Richard. »Sonst hätte ich ihn zerlegt statt des Bratens.«
Gegen Mitternacht bin ich endlich wieder zu Hause und denke sogar daran, meine widerspenstige, launische Katze, die alles andere als gern mit mir kommt, bei meiner Nachbarin abzuholen, die anscheinend nie zu Bett geht. Benommen falle ich in mein eigenes.
Das Leben ist so verwirrend. Da meint man, ich wäre Richard endgültig los, und prompt hat dieser Dreckskerl dafür gesorgt, dass er bleiben kann.
Schwager ist vermutlich besser als Ehemann, aber gar keine Verbindung wäre mir noch lieber.
Ich mache mir ernsthaft Sorgen um Sal.
Welcher Teufel hat sie geritten? Ich weiß auch, dass es so etwas wie stürmische Romanzen gibt, aber das ist doch lächerlich! Ich bin wirklich besorgt um sie. Ich kann einfach nicht glauben, dass Richards Motive romantischer Art sind.
Ich versuche nicht, mich aus purem Egoismus ins Zentrum der ganzen Angelegenheit zu stellen, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kommt es mir wie die ultimative Rache vor.
Wenn er den Rest seines Lebens
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