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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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wenigstens meine Umgebung nach meinen Wünschen zu verändern. Ich bin fest entschlossen, aus meinem unordentlichen ein ordentliches Heim zu machen. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, kommt in die Mülltüte: Klamotten, von denen ich glaubte, irgendwann mal wieder reinzupassen, Zeitschriften, aus denen ich Rezepte ausschneiden wollte, es aber nie getan habe, Schnickschnack, der mir irgendwann in meinem Leben einmal gefallen haben muss – alles wandert in schwarze Müllsäcke und dann in den Müllschlucker.
    Nachdem ich meine Wohnung bis in die letzte Ecke entrümpelt und geschrubbt habe, mache ich mich daran, Wäsche zu waschen.
    Zumindest die, die ich habe – mein Koffer ist noch immer bei Caro.
    Ich liege in ständigem Kampf mit meiner Waschmaschine. Wünsche ich mir sehnlichst, sie möge laufen, dann tut sie es nicht. Ich muss sie beiläufig befüllen, lässig wirken, sie glauben machen, es sei mir völlig egal, ob sie funktioniert oder nicht. Mich anschleichen und Sachen hineinstopfen. Wenn sie Wind davon bekommt, dass ich meine beste Bluse für den kommenden Tag brauche oder dass mir die Unterhosen ausgegangen sind, wird sie mich umgehend im Stich lassen.
    Ein durchtriebenes Miststück.
    Gerade ist es mir gelungen, meine schönsten weißen Dessous schäbig blaugrau zu verfärben, als ich die Türklingel höre und mitten im Fluchen innehalte.
    Ich erwarte niemanden.
    Es muss der Milchmann sein. Er holt das Milchgeld immer Freitag- oder Samstagabend. Diesmal erwischt er mich wenigstens in angezogenem Zustand. Ich schnappe meinen Geldbeutel vom Küchentisch und laufe in die Diele. Wie üblich kämpfe ich mit dem Schloss, bis es mir endlich gelingt, die Tür zu öffnen.
    »Entschuldigen Sie, das verdammte Schloss …«
    Mir fehlen die Worte. Vor meiner Tür steht Alex Christian. Er lächelt. Ich stehe einfach da, und zwischen Unter- und Oberlippe klafft ein riesiges Loch. Legt Verlangen immer das Gehirn lahm?
    »Es gibt wohl nichts, was du nur zur Hälfte erledigst, wie?«, sagt er schließlich.
    Verwirrt sehe ich ihn an, als er mir ein Paar Schuhe entgegenstreckt.
    »Bei Aschenputtel hat einer gereicht, aber du musstest gleich beide dalassen.«
    »Meine Schuhe«, sage ich überflüssigerweise.
    »Meine sind es wohl kaum.« Er lächelt freundlich. »Ich habe sie aus dem Garten des Hotels gerettet.«
    »Danke.«
    Das bedeutet, er ist zurückgekommen, um nach mir zu sehen. Ich bringe mein erstes Lächeln diese Woche zustande.
    »War mir ein Vergnügen.« Er blickt auf meinen Geldbeutel. »Du brauchst mich nicht zu belohnen, zumindest nicht mit Geld.« Er lacht trocken.
    Ich werde rot.
    Wieder sind wir an dem Punkt, wo das Gespräch versiegt. Wir stehen einfach da und sehen uns an. Ich muss daran denken, was das letzte Mal passiert ist, als wir uns einfach so angesehen haben, und die Röte auf meinem Gesicht wird noch intensiver.
    »Hör mal, es tut mir wirklich Leid wegen …«, platzen wir beide gleichzeitig heraus.
    Wir müssen beide lachen, und das Eis ist, na ja, nicht wirklich gebrochen, aber zumindest angeknackst. Ich trete zurück und öffne die Tür ganz.
    »Willst du nicht hereinkommen?«
    Wenn ich frage, und er nein sagt, werde ich mir blöd vorkommen, aber wenn ich nicht frage, werde ich mir später ernste Vorwürfe machen, das weiß ich.
    Er folgt mir ins Wohnzimmer und sieht sich um. Gott sei Dank habe ich gerade gründlich aufgeräumt. Die Wohnung sieht wirklich gut aus. Minimalistischer Chic.
    Was man von mir leider nicht behaupten kann. Putzfrauenstil.
    Er trägt verblichene Levis und ein loses weißes Hemd ohne Kragen. Sein Haar ist zerzaust, und er hat dunkle Ringe unter den Augen, doch er sieht noch immer erstaunlich und unverschämt begehrenswert aus.
    Plötzlich werde ich mir meiner alten, zerfetzten Jeans und des verblichenen blauen T-Shirts bewusst, meiner Putzklamotten, meiner schmutzigen, nackten Füße und des ungeschminkten Gesichts.
    Einen Moment lang stehen wir uns gegenüber und schweigen unbehaglich, dann erkundigt er sich nach Sally und Richard. Ich zeige ihm ihre Postkarte. Er sagt, sie müssen gemogelt und sie bereits am Flughafen eingeworfen haben, weil sie so schnell angekommen ist.
    Wieder verfallen wir in Schweigen.
    Mir fällt wieder ein, was sich gehört, und ich biete ihm einen Platz an.
    Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, sondern werfe ihm immer wieder einen verstohlenen Seitenblick zu, als wäre er das letzte Stück Cremetorte, bei dem man so tut, als wolle

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