Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
anzurufen, was zum Teufel könnte ich sagen? Außerdem lande ich immer bei der unausweichlichen, unverrückbaren Wahrheit – er ist verheiratet.
Und sehen Sie nur, mit wem er verheiratet ist.
Wird die Ménage à treulos dann zu einem verqueren Quintett?
Das glaube ich nicht. Wenn ich meinen Gefühlen für diesen Mann nachgebe, könnte ich eine Kettenreaktion auslösen. Außerdem ist es nicht mein Ding, Ehen zu zerstören, und ich habe mich nie in der Rolle der Geliebten gesehen. Ich habe mich gerade erst aus einer zerstörerischen Beziehung befreit, und ich will nicht vom Regen in die Traufe geraten.
Nein, ich kann ihn nicht anrufen.
Ich sage mir das immer und immer wieder, während ich stundenlang neben dem Telefon sitze. Ich werde ihn nicht anrufen. Ich will zwar, aber ich kann nicht. Vielleicht ruft ja er mich an.
Als die Tage ohne Neuigkeiten vergehen, werde ich immer deprimierter und trübsinniger, glotze die Wände an, bevor ich sie hochgehe, starre aus dem Fenster und überlege mir, ob ich nicht lieber aus selbigem springen soll. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, macht sich ein kurzes Hochgefühl breit, und dann Enttäuschung, wenn nicht er es ist.
Das Telefon ist zu meinem Feind geworden. Es steht da und verspottet mich durch sein Schweigen. Ich kann nicht arbeiten, ich kann mich auf nichts konzentrieren. Nachts streife ich durch die Wohnung, unfähig, Schlaf zu finden. Ich kriege dauernd Hitzewallungen, werde fahrig und breche ohne erkennbaren Grund in Tränen aus. Ich hatte Recht, ich bin besessen. Entweder das oder ich bin in den reichlich verfrühten Wechseljahren.
Das vernünftige Stimmchen, das mir ständig einreden will, Alex zu vergessen und zur Wirklichkeit – und damit zu relativer Normalität – zurückzukehren, wird immer leiser. Je länger ich ihn nicht sehe, desto schlimmer wird es. Eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft könnte die Vernunft ihre Taschen packen und sich in einen längeren Urlaub verabschieden, und was mache ich dann? Ich wünschte, mein Gewissen packte ebenfalls seine Taschen, um mit der Vernunft durchzubrennen. Dann wäre die Entscheidung wesentlich einfacher.
Einfacher vielleicht, aber wäre es auch die richtige?
Seit neuestem weiß ich einfach nicht mehr, was ich tue, doch was immer es ist, es muss das Falsche sein. In den letzten Monaten habe ich meinen zukünftigen Ehemann verloren (kein großer Verlust, ich weiß), meine beste Freundin, bald wird auch mein Vater seine Sachen packen und gehen, und jetzt verliere ich auch noch den Verstand. Sogar meine Katze hat mich verlassen. Sie ist mehr oder weniger bei meiner Nachbarin von oben eingezogen, die stets einen Whiskas-Vorrat hat, brav die Zentralheizung aufdreht und kein seelisches Wrack ist. Und wenn ich dann schließlich einen Mann finde, der mich antörnt, den ich lieben könnte, einen Mann, der mir wirklich und wahrhaftig gefällt , ist er verheiratet.
Sash ist keine große Hilfe.
Mitte der Woche kommt sie auf einen Kaffee vorbei, um das Neueste zu erfahren und die Hochzeitsfotos anzusehen, die meine Mutter unbedingt vorbeibringen musste, nachdem sie sie all ihren Busenfreundinnen gezeigt hatte.
Sash kommt anscheinend immer noch nicht in den Genuss von Nialls Libido, die laut ihrer Aussage auf Nimmerwiedersehen in der Mitte des Bermudadreiecks verschwunden ist, das auch als sein Gehirn bekannt ist.
»Das solltest du mitnehmen, Fliss«, bedrängt sie mich, als sie ein Foto entdeckt, auf dem, o grausames Schicksal, auch Alex zu sehen ist. »Ich würde es tun, wenn er sich mir als Opfer anbieten würde. Mit dem kannst du es mal richtig krachen lassen.«
»Bei euch hängt der Haussegen wohl immer noch schief, was?«
»Wie hast du das erraten? Ehrlich gesagt ist es noch schlimmer geworden. Niall ist einfach immer so erledigt. Das bin ich zwar auch, aber wenigstens gebe ich mir noch Mühe, soweit es noch etwas nutzt. Sein Schwanz trägt im Moment ein Schild »Zutritt verboten«. Stell dir vor, neulich habe ich nachts einfach mal die Hand draufgelegt, um Hallo zu sagen und zu sehen, ob er noch mit mir spricht. Du hast noch nie jemanden so zusammenzucken sehen. Das war der größte Körpereinsatz, den ich seit Monaten bei ihm gesehen habe. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Vielleicht bin ich es, dessen er überdrüssig ist, und nicht der Sex.«
»Komm schon, Sash, ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt. Wir wissen doch alle, wie sehr Niall dich und die Kinder liebt.«
»Ich weiß, dass er
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