Eine Braut zu Weihnachten
liebe Frau, die mir das größte aller Geschenke machte« – er sah seine Tochter, deren Augen verdächtig glänzten, liebevoll lächelnd an – »und die Weihnachten über alles liebte.«
»Auf meinen geliebten Mann.« Sebastians Mutter hob ihr Glas. »Dessen Starrköpfigkeit ich in jedem meiner Kinder sehe. Er wäre stolz gewesen, an diesem Tisch zu sitzen.«
»Auf Richard«, sagte Adrian. »Der kein Weihnachtslied richtig gesungen hat.«
»Er war schrecklich«, sagte Diana lächelnd.
Veronica hob ihr Glas. »Auf Charles, einen sehr guten Mann.«
»Auf meinen verstorbenen Ehemann John«, sagte Miranda leise.
»Auf Jane, meine Frau.« Hugh lächelte.
»Und auf meinen lieben verstorbenen Ehemann, wo immer er auch sein mag«, sagte Lady Bramhall fest. »Auf einen Mann, der es nie zugab, wenn er unrecht hatte, immer das letzte Wort haben musste und einen guten Plumpudding zu schätzen wusste.« Sie warf Veronica einen scharfen Blick zu. »Muss ich noch mehr sagen?«
Die Männer nahmen schmunzelnd, leise lachend und mit Bemerkungen wie »Ich erinnere mich an …« und »Wisst ihr noch, wie …« ihre Plätze wieder ein. Sebastian begegnete Lord Bramhalls Blick und hob sein Glas. Veronicas Vater nickte dankend, lächelte, und Sebastian tat einen Seufzer der Erleichterung. Er war nicht sicher gewesen, wie Veronicas Vater auf die Enthüllung ihres Familienstandes reagieren würde. Er erinnerte sich schwach, dass Veronica gesagt hatte, ihr Vater habe nicht vor, ihn zu erschießen. Und Lord Bramhall war gestern und heute ganz höflich und freundlich zu ihm gewesen. Offensichtlich hatte Veronica ihm gesagt, dass sie wirklich vorhatten zu heiraten. Trotzdem konnte man nie wissen, wie der Vater einer Tochter reagieren würde.
»Dann findet die Aufführung also nach dem Abendessen statt?«, fragte Sebastian.
»Über diese Frage hat es einige Debatten gegeben«, gab Bianca zu. »Die Kinder hielten den morgigen Tag für besser, da es der zweite Weihnachtsfeiertag ist und sie nicht vom eigentlichen Weihnachtsfest ablenken wollen.«
»Von den Geschenken, meinen sie«, bemerkte James zu Hugh, der neben ihm saß.
»Ich liebe auch Geschenke«, murmelte Hugh.
»Dann machte jemand den Vorschlag, das Stück zu Onkel Sebastians Geburtstag aufzuführen, und alle hielten das für eine ausgezeichnete Idee.« Bianca zuckte mit den Schultern. »Ihr könnt euch also alle auf Sebastians Geburtstagsfeier übermorgen sowie auf die alljährliche Weihnachtsvorstellung der Hadley-Attwater-Schauspieltruppe freuen.«
»Es ist auf jeden Fall ein schöner Beitrag zu den Festlichkeiten«, sagte Miranda.
»Und ist bei diesem höchst bedeutsamen Geburtstag auch durchaus angebracht«, fügte Adrian hinzu.
»Mein jüngster Sohn wird dreiunddreißig.« Lady Waterston verzog die Lippen und wandte sich Miss Bramhall zu. »Ist Ihnen klar, wie alt uns das macht?«
Miss Bramhall schnitt ein Gesicht. »Ich würde es vorziehen, solche Erkenntnisse zu vermeiden, vielen Dank.«
»Gibt es bei euch auch Familienbräuche für Geburtstage?«, fragte Veronica und blickte sich in der Runde um.
»Nun …« Miranda legte die Stirn in Falten. »Als wir Kinder waren, bekam das Geburtstagskind eine Krone, die es den ganzen Tag lang tragen musste. Es durfte sein Lieblingsessen aussuchen, und wir anderen mussten alle sehr nett zu ihm oder ihr sein.«
»Was aber nur bis zu einem von Biancas Geburtstagen anhielt, an dem sie sich zur Königin erklärte und nicht sehr weise regierte.« Hugh schüttelte den Kopf. »Die Macht war ihr zu Kopf gestiegen.«
»Und ich wurde sehr rüde gestürzt, indem mich jemand in den Teich stieß.« Mit zusammengekniffenen Augen blickte Bianca von einem ihrer Geschwister zum nächsten. »Ich habe immer noch einen Verdacht.«
»Das brauchst du nicht«, sagte Diana fröhlich. »Es war eine unserer seltenen gemeinschaftlichen Bemühungen.«
»Trotzdem erwarte ich eine Krone.« Sebastian grinste. »Und obwohl ich mit strenger Hand zu regieren gedenke, werde ich es auch mit großer Weisheit und großem Wohlwollen tun.«
»Das kann man ja wohl auch von dir erwarten«, beschied Diana ihn. »Immerhin wirst du endlich dein Erbe erhalten.«
»Erbe?«, echote Veronica.
»Das ist nur ein weiterer unserer unsinnigen Familienbräuche«, Bianca zuckte mit den Schultern. »Kaum der Rede wert.«
»Aber ärgerlich«, warf Diana ein. »Vater in seiner grenzenlosen Weisheit bestimmte, dass jeder seiner jüngeren Söhne – nicht der älteste, da er
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