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Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Titel: Eine dunkle Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zurückkam. »Er will es machen wie die Erwachsenen, alles sehen, alles hören, alles wissen. Sie verderben mir meine Leute, Herr Violette.«
    »Mein Gott! Mein Gott!« rief Violette, »wer hat Ihnen denn die Zunge gelöst? So viel haben Sie noch nie gesprochen.«
    »Meinen Sie, ich ließe mich ausspionieren, ohne es zu merken? Sie stehen nicht auf der richtigen Seite, alter Violette. Wenn Sie, statt denen zu dienen, die mir schaden wollen, für mich wären, so täte ich noch mehr für Sie, als Ihre Pacht zu verlängern. ..«
    »Was noch?« fragte der habgierige Bauer und riß die Augen weit auf.
    »Ich würde Ihnen billig meinen Besitz verkaufen.«
    »Billig ist nichts, wenn man bezahlen muß«, sagte Violette spitz.
    »Ich will die Gegend verlassen und ich gebe Ihnen meinen Pachthof Le Mousseau mit Gebäuden, Saatkorn, Vieh für fünfzigtausend Franken.«
    »Wirklich?«
    »Ist's Ihnen recht so?«
    »Das wäre zu überlegen.«
    »Wir wollen darüber reden ... Aber ich verlange eine Anzahlung.«
    »Ich habe nichts.«
    »Ein Wort.«
    »Auch das noch!...«
    »Sagen Sie mir, wer Sie hergeschickt hat!«
    »Ich kam von da zurück, wo ich vorhin war, und ich wollte Ihnen kurz guten Abend sagen.«
    »Du kamst zurück – ohne dein Pferd? Hältst du mich für einen Tropf? Du lügst, du kriegst meinen Pachthof nicht.«
    »Na also, es war Herr Grévin. Er sagte zu mir: ›Violette, wir brauchen Michu. Geh ihn holen. Ist er nicht da, so warte auf ihn ...‹ Ich begriff, daß ich heute abend hier bleiben sollte ...«
    »Waren die Pariser Schnapphähne noch auf dem Schloß?«
    »Ach, ich weiß nicht recht, aber es waren Leute im Salon.«
    »Du sollst meinen Pachthof haben. Machen wir das weitere aus. Frau, geh und hole den Vertragswein. Nimm vom besten Roussillon, dem Wein des früheren Marquis ... Wir sind keine Kinder. Du findest zwei Flaschen davon auf dem leeren Faß am Eingang und eine Flasche Weißwein.«
    »Famos«, sagte Violette, der sich nie betrank.
    »Trinken wir!«
    »Sie haben fünfzigtausend Franken unter den Fliesen Ihres Schlafzimmers, soweit wie das Bett reicht. Die geben Sie mir vierzehn Tage, nachdem der Vertrag bei Grévin abgeschlossen ist.. .«
    Violette blickte Michu starr an und wurde kreidebleich.
    »Ha, du willst einen alten Jakobiner ausschnüffeln, der die Ehre hatte, Vorsitzender des Klubs in Arcis zu sein, und du meinst, er wird's nicht merken? Ich habe Augen im Kopf, ich habe gesehen, daß deine Fliesen frisch ausgegipst sind, und daraus zog ich den Schluß, daß du sie nicht aufgehoben hast, um Getreide zu säen ... Prosit!«
    Verwirrt trank Violette ein großes Glas Wein, ohne auf die Sorte zu achten. Der Schrecken hatte ihm gleichsam ein glühendes Eisen in den Bauch gestoßen; der Geiz verbrannte dort den Branntwein. Er hätte viel darum gegeben, zu Hause sein zu können, um seinen Schatz anderswo zu verbergen. Die drei Frauen lächelten.
    »Ist's Ihnen recht so?« fragte Michu ihn und füllte sein Glas nochmals.
    »Gewiß.«
    »Dann hast du eine eigne Scholle, alter Halunke!«
    Nach einer halben Stunde lebhafter Erörterungen über den Zeitpunkt der Besitzübernahme und die tausend Spitzfindigkeiten, unter denen die Bauern ihre Geschäfte abschließen, unter Beteuerungen, geleerten Weingläsern, Worten voller Versprechungen und Ableugnungen, – unter Ausrufen wie »Nicht möglich!« »Wahrhaftig!« »Mein Wort darauf!« »Was ich dir sage«, »Man soll mir den Hals abschneiden, wenn ...«, »Dies Glas Wein soll zu Gift werden, wenn ich nicht die reine Wahrheit sage ...« fiel Violette mit dem Kopf auf den Tisch, nicht berauscht, sondern völlig betrunken. Sobald Michu merkte, daß seine Augen sich trübten, öffnete er das Fenster.
    »Wo ist der Schlingel, der Gaucher?« fragte er seine Frau.
    »Zu Bett.«
    »Du, Marianne,« sagte der Verwalter zu seiner treuen Magd, »geh und stell dich vor seine Tür und bewache ihn. – Du, Mutter, bleibst unten und bewachst mir den Spion da. Sei auf der Hut und öffne nur, wenn Franz ruft. Es geht um Tod und Leben!« setzte er mit tiefer Stimme hinzu. »Für alle, die unter meinem Dach wohnen, habe ich mein Haus heute nacht nicht verlassen: das werdet Ihr auch mit dem Kopf unter dem Fallbeil aussagen. – Geh,« sagte er zu seiner Frau, »geh, Mutter, zieh deine Schuhe an, setze deine Haube auf und zieh ab. Keine Fragen, ich begleite dich.«
    Seit dreiviertel Stunden hatte dieser Mann in Blick und Gebärde einen despotischen, unwiderstehlichen Willen, der

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