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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Popularität Tolstojs noch größer. Aus Angst, ihn zum Märtyrer zu machen und dadurch seinen Einfluß noch zu steigern, lassen sowohl Alexander III. als auch Nikolaj II. den Schriftsteller selbst zwar gewähren, seine Anhänger aber werden verfolgt. 1897 werden Wladimir Tschertkow und Pawel Birjukow des Landes verwiesen.
    Im Februar 1895 stirbt der jüngste Sohn der Tolstojs kurz vor seinem siebten Geburtstag. Beide Ehepartner durchleben eine schwere Krise. Sofja Tolstaja findet Trost in der Beschäftigung mit der Musik und in der Bekanntschaft mit dem Komponisten Sergej Tanejew. Die Eifersucht Tolstojs ist derart groß, daß er seiner Frau am 8. Juli 1897 einen Abschiedsbrief schreibt und sie verlassen will. Doch er bleibt. Erst nach seinem Tod wird Tolstaja des Briefes gewahr. Ihre Hinneigung zur Musik und ihre Gefühle für Sergej Tanejew verarbeitet Sofja Tolstaja in ihrem Roman Lied ohne Worte , mit dessen Niederschrift sie im Oktober 1897 beginnt.

1891
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [29. März 1891]
    [Moskau]
    Liebe Freunde, ich bin gut angekommen, obgleich mich die ganze Fahrt über Alpträume und der Gedanke an die Krankheit Wanetschkas peinigtens. Ljowa traf ich beim Tee an und berichtete ihm über den Stand der Aufteilung des Besitzes, er erregte sich sehr und schrieb sogleich an Ilja 1 . Auch Ljowa ist für die Aufteilung, damit er ein einfacheres Leben zu beginnen vermag und damit alle wissen, was ihnen zufällt.
    Ich war bei der Staatsbank und bei der Handelsbank, habe alles fristgemäß erledigt. Nunmehr bleiben noch zwei Stunden bis zur Abfahrt des Zuges, ich sitze mit Ljowa zusammen und schreibe Euch.
    Ein Telegramm aus Petersburg habe ich noch nicht erhalten, warte voller Unruhe darauf. Telegraphiert morgen sogleich nach Petersburg. Gebe Gott, daß Ihr alle wohlauf seid! Ich wünsche den Mädchen, daß sie erleuchtet werden und sich amüsieren. [...] Lebt wohl, ich fahre ganz ohne Kraft und jenes innere Feuer, welches ich in dieser Angelegenheit brauchte, nach Petersburg, viel lieber kehrte ich nach Hause zurück 2 !
    [...]
    Ich grüße alle Hausgenossen und küsse Papá und alle Kinder.
    S.T.
    1 Uhr am Mittag.
    29. März.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [7. Mai 1891]
    [Jasnaja Poljana]
    Nach Wanetschka hast Du gar nicht gefragt. Seine Magenverstimmung ist ganz und gar vorüber, er schlief früh und ruhig ein. Ich habe heute sehr gut gearbeitet – geschrieben – und fühle mich daher vergnügt und gut.
    Wie geht es Dir? Du warst, so schien es mir, als Du abreistest, traurig und nicht ganz wohlauf: Anrührend wehten Deine grauen Haare im Wind. – Ich hoffe, daß Du beruhigt und gesund zurückkommen wirst. Dir stehen ja keine allzu aufregenden Aufgaben bevor, und die halbe Familie ist bei Dir, was einen beruhigenden Einfluß haben sollte 3 .
    [...]
    Maschas Übersetzung des Buchs über den Vegetarismus ist nicht schlecht. Nun denn, lebe wohl, ich küsse Euch alle. Andrjuscha ist, wie ich hoffe, weiterhin so fleißig wie hier.
    L.T.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [7. Mai 1891]. Dienstag in der Nacht auf Mittwoch.
    [Moskau]
    Ihr Lieben Ljowotschka, Mascha und Ljowa, immer noch ist kein Brief von Euch gekommen, ich hatte so gehofft, heute einen zu erhalten. Wie ergeht es Euch? Mein Andrjuscha war so aufgeregt, daß er in der letzten Nacht überhaupt nicht geschlafen hat. Am Morgen kam dann Alexej Mitrofanowitsch [Nowikow], und um 11 Uhr machten wir alle uns zum Poliwanow-Gymnasium auf. Ich stellte die beiden vor, und sie wurden in die Liste eingetragen; ich unterhielt mich noch ein wenig mit dem Religionslehrer und brach dann auf, um meine Verlagsangelegenheiten zu erledigen, über die ich nicht schreiben werde, ich berichte mündlich davon, alles im Zusammenhangmit der Zensur. [...] Um 4 Uhr war ich wieder zu Hause und traf dort strahlende Söhne an, die berichteten, der Religionslehrer sei sehr nett und sie hätten die Prüfung bestanden. Um 6 wurden sie dann noch in Französisch geprüft, Mischa darüber hinaus auch in Latein. Morgen hat Mischa Arithmetik, Andrjuscha um 6 Griechisch.
    Obgleich wir den ganzen Abend Besuch hatten [...], habe ich etwas gearbeitet, allerdings nur ein Viertel dessen, was zu erledigen war, geschafft. Es gibt zahlreiche Subskriptionsanträge und auch Rechnungen, die durchgesehen werden müssen. Der Arbeit gibt es mehr und mehr, der Gesundheit indes immer weniger, der Husten ist

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