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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Meter Bodengewinn. Unbekannte Orte wie Neuville und Givenchy waren plötzlich in aller Leute Mund und wurden auf den Landkarten in Wohnzimmern mit Stecknadeln markiert.
    «Setz dich hinter dein Russisch», ermahnte Giles seinen Neffen Roy. «Du wirst es eher brauchen, als du glaubst.»
    Am 20. August gebar Margaret eine Tochter, eine Schwester für den kleinen Donald. Sie wurde auf den Namen Sara Elisabeth getauft.
    Eine Woche später fuhr Giles mit C nach Redhill, um mit Sara zu sprechen. Sie hatten beschlossen, in der nächsten Woche Margaret über James’ Schicksal aufzuklären, und gefunden, daß Sara, als James’ Stiefmutter, als erste davon unterrichtet werden müsse.
    Die schreckliche Neuigkeit warf einen Schatten auf Saras Hochzeitsvorbereitungen. Dick war vom britischen Fliegerkorps angenommen worden, mußte seinen Dienst aber erst im Januar antreten. «Ich dachte, sie würden jeden Piloten mit Jubelschreien empfangen», sagte Dick verbittert.
    «Sei dankbar», flüsterte Sara. «So haben wir doch noch etwas Zeit für uns.» Doch plötzlich bedeckte sie ihr Gesicht und schluchzte. «Ich kann es nicht glauben, daß James tot ist. Bitte sag mir, daß es nicht wahr ist.»
    Aber es war Margaret, die ihnen sagte, daß er noch am Leben sei. Zwei Offiziere von C’s Dienststelle gingen zu Margarets Haus, und Sara hatte es so eingerichtet, daß sie zur gleichen Zeit anwesend war.
    Die zwei Offiziere entledigten sich ihres schweren Auftrags mit Takt und Mitgefühl. Sara legte den Arm um Margaret, um sie zu trösten, und war verwirrt, als sie den Anflug eines Lächelns auf den Lippen der jungen Frau sah, die langsam den Kopf schüttelte. Sie dankte den beiden Offizieren mit ruhiger Stimme und geleitete sie zur Tür.
    Sara unterbrach sie ungeduldig: «Wie kannst du so sicher sein, daß er noch lebt, Margaret?»
    «Er lebt, Sara.» Margarets Gesicht leuchtete auf, als sie das sagte. «Ich weiß, daß er lebt.»
    Sara fühlte sich plötzlich merkwürdig an Martha Crook erinnert. «Aber wieso bist du so sicher?»
    «James und ich wissen immer, was mit dem anderen los ist. Er ist bei mir, wenn ich Klavier spiele. Glaub es mir, Sara.»
    Im Dorf Ashford trafen sich Padraig O’Connell und Malcolm Railton in der üblichen Bar.
    Sie hatten sich schon eine Stunde unterhalten, als Malcolm seine Hand auf Padraigs Arm legte. «Sie haben mich noch nie hintergangen.»
    «Nein, weil ich Ihnen vertraue. Sie sind der erste Engländer, dem ich je vertraut habe. Aber was bedrückt Sie?»
    «Nichts Wichtiges. Aber Sie sollten es doch wissen. Ich muß an Weihnachten nach England fahren und Bridget ebenfalls. Es läßt sich nicht vermeiden, es ist eine Familienfeier, eine Hochzeit. Es würde Verdacht erregen, wenn wir absagen würden.»
    «Vielleicht habe ich Arbeit für Sie da drüben. Wie lange bleiben Sie?»
    «Eine Woche, höchstens zehn Tage.»
    «Gut, seien Sie Neujahr wieder zurück, denn dann geht die Sache hier los. Wie kann ich nur einem verdammten Engländer vertrauen? Das weiß der Himmel allein. Casement kommt nach Irland, und dann wird das Land in Flammen stehen. Um das zu wissen, braucht man keine Spione.»

20
    Es war Anfang Oktober - kurz nachdem die Krankenschwester Edith Cavell verraten und in Brüssel hingerichtet worden war-, als Giles mit Sicherheit wußte, daß sein Neffe Charles sich bloßgestellt hatte.
    «Cavell hatte nichts mit uns zu tun», wiederholte C zum soundsovielten Mal, als wollte er sich selbst überzeugen.
    «Wir haben sie aber benutzt.» Caspar war tief beunruhigt.
    «Gewiß, sie hat vielen zur Flucht verholfen. Eine mutige Frau. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß sie nicht offiziell für uns tätig war. Wenn das Publikum eine Märtyrerin aus ihr machen will, mir soll’s recht sein.»
    Später am gleichen Tag war Giles mit Vernon Kell und Charles zusammen. Sie sprachen ebenfalls über Edith Cavells Hinrichtung. «Verrat, Niedertracht - all das ist Teil unseres Gewerbes. Unser Markenzeichen, wenn Sie so wollen.»
    Giles fuhr in seinem Monolog fort. «Nehmen Sie zum Beispiel diesen Brasser. Er leistet uns im Gefangenenlager gute Dienste, aber er verrät damit seine eigenen Leute. Und dann die , sie verrät gleich zwei Länder.» Er hielt inne und versuchte, Charles’ Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. «Sie schickt interessantes Material, hat C mir gesagt.»
    Irgend etwas an Charles’ Haltung war unnatürlich -eine seltsame Steifheit, eine verkrampfte Kopfhaltung.
    Am Abend saß Giles

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