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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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forderte Andrew nicht zum Sitzen auf und redete ihn formell an.
    «Fregattenkapitän Railton, unterhalten Sie intime Beziehungen zu Miss Grizelda Greatorex?»
    Andrew, noch immer nicht wissend, worum es ging, sagte ja.
    «Sie scheinen sich auch mehr als notwendig um mein Privatleben zu kümmern.» Er starrte Andrew wütend an.
    «Es tut mir leid, Sir, aber ich verstehe Sie nicht ganz.»
    «Ach, wirklich nicht? Haben Sie Miss Greatorex nicht speziell darum gebeten, herauszufinden, mit wem ich am vorletzten Abend im Hotel Savoy gegessen habe?»
    «Es war nicht ganz so, Sir.»
    «Nicht ganz so? Wie war es denn dann, Railton?»
    Andrew suchte nach den richtigen Worten. Er habe mit Miss Greatorex im Savoy gegessen und den DID gesehen. «Ich glaube, ich habe beiläufig gesagt, wer mag wohl der Herr in Zivil sein...»
    «Sie haben gesagt, wer mag wohl der Herr in Zivil sein, der mit dem Direktor der Marine-Informationsdivision ißt, nicht wahr?»
    «Ganz gewiß nicht, Sir. Ich mag zwar unvorsichtig in gewissen Dingen sein, aber nicht was Geheimhaltung anbelangt.»
    «Was Sie nicht sagen.» Hall klang noch immer mißtrauisch. «Kennen Sie den Vater der jungen Person?»
    «Nein, Sir, ich hatte nicht das Vergnügen...»
    «Kein Vergnügen, Railton. Alles andere als ein Vergnügen. Der Mann ist ein übler Kriegsgewinnler. Macht zweifelhafte Geschäfte. Kauft Land auf, um Luxusbungalows zu bauen. Sagt, nach dem Krieg würde er, wie er sich ausdrückt, «kräftig absahnen». Nein, Railton, kein angenehmer Zeitgenosse, aber aufgrund eines unverzeihlichen Fehlers des Aufnahme-Komitees ist er Mitglied meines Clubs. Ich gehe dem Ekel stets aus dem Weg, aber gestern abend hat er mich in ein Gespräch verwickelt. Sagte, seine Tochter hätte sich nach mir erkundigt, und dann kam die ganze Geschichte heraus -daß einer meiner Offiziere sich nach dem Namen des Mannes, mit dem ich zusammensaß, erkundigt habe. Greatorex’ Version ist, daß Sie seine Tochter nur aus dem Grund eingeladen haben, um Eddie Beils Namen herauszufinden. Streiten Sie das ab?»
    «Voll und ganz, Sir.»
    «Gut, Railton. Ich glaube Ihnen. Glaube Ihnen hundertprozentig. Ein ganz mieser Typ, dieser Mann. Setzen Sie sich.»
    Hall sprach jetzt mit fast onkelhafter Freundlichkeit. «Als mir die Sache zu Ohren kam, habe ich einige Erkundigungen eingezogen. Steht nicht alles zum besten zu Hause, was, alter Knabe?»
    «Nein, Sir, es gibt gewisse Schwierigkeiten...»
    «Geht mich natürlich nichts an, Railton. Aber ich möchte Ihnen doch den guten Ratschlag geben, das Greatorex-Mädchen fallenzulassen. Geschwätziges Flittchen!»
    «Danke für den Ratschlag, Sir.» Andrew kochte innerlich vor Wut über Grizeldas falsche Darstellung der ganzen Angelegenheit.
    «Wissen Sie was, Railton» - der DID lächelte gütig - «nehmen Sie zwei Tage Urlaub, wird Ihnen guttun.»
    Andrew salutierte und ging. Innerhalb einer Stunde war er in Grizeldas Wohnung und legte eine kurze Mitteilung zusammen mit dem Hausschlüssel auf den kleinen Tisch in der Halle. Dann begab er sich in die King Street.
    Charlotte war nicht zu Hause, und so machte er es sich in der vertrauten Umgebung bequem. Als Charlotte heimkehrte, warf sie ihm einen flüchtigen Blick zu und ging zur Treppe. Er rief sie zurück.
    «Charlotte, ich möchte mit dir reden. Wir müssen miteinander reden.»
    Sie blieb stehen, einen Fuß auf der untersten Stufe, und drehte sich halb um. « Wir? Wer sind wir? Das Greatorex-Hürchen und du, Andrew?»
    «Grizelda hat nichts damit zu tun.»
    «Du beliebst wohl zu scherzen.»
    «Sie bedeutet mir nichts, hat mir nie etwas bedeutet. Bitte, setz dich, Charlotte, und sprich mit mir. Ich will...»
    «Du willst? Du? Das kann ich nicht glauben, lieber Andrew, denn du hast immer alles bekommen, was du willst. Nie hast du gefragt, was ich will, oder der arme Rupert oder Caspar, ja nicht einmal Roy, der kaum noch den Mund aufmacht in diesem Haus.» Aber sie ging dennoch langsam auf ihn zu.
    «Ich will das ändern.» Seine Stimme blieb ruhig. «Ich möchte einen neuen Anfang machen.»
    Sie stand jetzt vor ihm und lachte ihm laut ins Gesicht. Dann fingen sie an zu streiten und zu brüllen, bis beide erschöpft waren.
    «Natürlich habe ich immer gewußt, daß er zurückkommt», vertraute Charlotte Sara am Telefon an. «Wir gehen morgen ins Theater und danach ins Ritz, wie in alten Zeiten.»
    Caspar war beunruhigt. Am frühen Nachmittag war ein Stoß Nachrichten aus dem Kriegsministerium eingetroffen,

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