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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Meter ab. Er fühlte, wie das Höhenruder die Hecke streifte. Aber durch irgendein Wunder flogen sie noch, zwar nur ein paar Meter über dem Boden, und ein Teil des Räderwerks schlug auf dem Gras auf.
    Dick berührte nicht den Steuerknüppel, aber trat auf die Pedale, um die Nase gerade zu halten. Sein rechtes Bein war so gefühllos, daß er nur hoffen konnte, daß er das Seitenruder bewegte. Die Geschwindigkeit nahm zu, aber unendlich langsam, sie gewannen an Höhe, aber nur zentimeterweise.
    Die Pup flog jetzt ungefähr in zweihundert Meter Entfernung neben ihm her. Dick stellte fest, daß seine FE-2 völlig aus dem Gleichgewicht war, aber langsam kletterten sie dennoch auf siebenhundert Meter Höhe. Sein Bein schmerzte, als schnitte ein stumpfes Messer in sein Fleisch. Auch fühlte sich das Bein feucht an.
    Sekundenlang verschwammen die Instrumente vor seinen Augen. «Konzentriere dich, Farthing», sagte er laut zu sich selbst. Zwei weitere Pups und eine DH-2 begleiteten ihn jetzt. Gemeinsam erreichten sie die deutschen Linien. Er bemerkte die Flak kaum, obwohl sie aus allen Rohren schoß.
    Dann tauchten die drei Albatros auf, aber jedes Ausweichmanöver war unmöglich, er konnte nur stur weiterfliegen und zu Gott beten, daß die Pups und die DH-2 sie abfingen. Anscheinend hatten sie Erfolg, denn plötzlich waren sie allein. Major Grouses DH-2 kam an seine Steuerbordseite und gab ihm ein Zeichen, daß er ihn nach Hause begleiten würde. Erst als sie fast bei der Flugbasis waren, wurde Dick klar, daß ihm das Schwierigste noch bevorstand.
    Er flog eine Maschine, die bekannt dafür war, daß sie bei langsamem Tempo und mit niedriger Tourenzahl schwer zu handhaben war. Und ihm fehlten die Räder, und Gott allein wußte, was für ein Gerümpel lose am Rumpf herunterhing.
    Der Major brachte ihn auf den richtigen Kurs und wünschte ihm mit einer Handbewegung Glück. Dick verlor langsam an Höhe.
    Sie schienen das Feld für ihn leergeräumt zu haben, und Dick wußte, es würde keine Landung aus dem Lehrbuch werden. Die Nase war zu schwer, sie hätten den großen Motor nicht hinten anbringen sollen, dachte er. Er drückt die Nase hoch, sobald man das Gas wegnimmt. Der Motor lief auf niedrigsten Touren, aber die Nase ragte hoch und höher. Den Steuerknüppel nach vorn, mehr, noch mehr, rief er sich selbst zu. Du willst doch Sara Wiedersehen! Er versuchte zu singen, aber seine Kehle war trocken.
    Wie eine Feder schwebten sie nach unten, berührten den Boden, wurden hochgerissen - zwei-, dreimal.
    Dann kam das Krachen, das Splittern von Holz, das grauenvolle Knirschen von Metall.
    Sie überführten Mildreds Leiche in das Dorf in Essex, wo sie geboren und aufgewachsen war. Das Pfarrhaus hat sich wenig verändert, stellte Charles bei sich fest. Zu großen Gefühlen war er nicht mehr fähig. Er war wie betäubt.
    Nachdem sie den Friedhof verlassen hatten, sah er sich um, und sein Blick fiel auf den kleinen Wald, der an den Pfarrgarten angrenzte. Dort fing alles an, dachte er. Ein kleines Mädchen, das in Furcht vor Sünde und der ewigen Verdammnis lebte, mit einem wichtigtuerischen Vater, der zweimal an jedem Sonntag Gottes Zorn von der Kanzel verkündete, wird von der Sünde angezogen wie eine Motte vom Licht.
    Er wandte sich an seine Tochter. «Wir müssen gehen, Mary Anne, der kleine William Arthur braucht uns beide jetzt.»
    «Er ist bei Sara. Wir haben Zeit, heute abend miteinander zu reden, Papa.» Mary Anne trug Uniform. Sie lächelte ihn an. Seine Miene hellte sich auf. Einen Moment war ihm zumute, als seien ihm alle Sorgen abgenommen.
    Als er nach Hause kam, erwartete ihn wieder eine Nachricht. Er machte sie auf, als er allein war. Sie wollten genaue Einzelheiten über die Verluste der britischen Flotte bei der Schlacht vor dem Skagerrak.
    Andrew war nicht zur Beerdigung gekommen, aber er würde mit Charlotte am Abend vorbeikommen. Sie hatten viel zu bereden.
    Giles hatte noch immer gute Beziehungen zu den Behörden, und so holte ihn ein Auto vom Kriegsministerium ab, um ihn nach Redhill zu fahren. Er brachte Sara die schlechte Nachricht schonungsvoll bei.
    «Ich dachte, es sei besser, es dir persönlich statt am Telefon zu sagen.»
    Dick sei verwundet worden, sagte er ihr. Sie brach in Tränen aus, so daß er ihr schnell versicherte, daß die Verwundung nicht lebensgefährlich sei. «Vielleicht kann er nicht mehr fliegen», setzte er hinzu. «Sein rechtes Bein hat ein Schrapnell abbekommen und ist beim Absturz

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