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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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verbringen. «Es ist eine lange Strecke zu Fuß, und wenn du es nicht schaffst, dann ist es aus. Eine zweite Chance bekommst du nicht.»
    Denise sagte, sie würde es schaffen.
    Marguerite zuckte die Achseln. «Ich kann um elf Uhr fünfundvierzig per Funk deinen Entschluß weitergeben und habe noch vor Morgendämmerung die Antwort. Sieh dir inzwischen gründlich die Landkarte an, aber du mußt deinen Weg auswendig lernen, denn mitnehmen kannst du sie nicht.»
    Sie arbeitete bis drei Uhr früh. Marguerite half ihr dabei, indem sie ihr Fragen stellte. Um fünf Uhr erfuhren sie, daß ein Flugzeug sie abholen würde. «Mach dich um acht Uhr auf den Weg», sagte Marguerite.
    Die erste Nacht war nicht so schlimm. Sie war gut vorwärts gekommen und fand eine Scheune in der Nähe einer Farm. Das Stroh hielt sie warm.
    Der zweite Tag war nicht so gut. Der Wind blies bitter kalt und schneidend. Ihre Glieder wurden steif, aber sie marschierte weiter über das flache Land.
    Am Abend erreichte sie die Anhöhe, von der man das Dorf und das Feld sah. Ihre Erleichterung verwandelte sich in Furcht, als sie die zwei Lastwagen in der Dorfmitte erblickte und die Soldaten, die sich um das kleine Café scharten.
    Eine Staffel Sopwith Pups landete, als er zurückkam. In der vollen Offiziersmesse fanden die Einsatzbesprechungen statt.
    Die Pups waren zu seinem Schutz abkommandiert worden. Die Einsatzbesprechungen dauerten eine Stunde. Es gab eine Menge Fragen, und niemand schien sehr glücklich über den Plan. Cruickshank schloß die Bar um sieben Uhr und befahl Offizieren und Mannschaften auf dem Flugplatz zu bleiben.
    Sie starteten kurz vor der Morgendämmerung; benzingetränkte Lappen in Ölbehältern markierten die Feldgrenzen. Eine sehr unbequeme Art des Abfliegens, wie sich zeigen sollte, als zwei Piloten, die zu dicht aufgefahren waren, zusammenstießen. Zum Glück passierte beiden Männern nichts, aber ihre Einsatzfähigkeit war reduziert.
    Die Hälfte der Pups stieg steil auf mit einigen von Dicks eigener Staffel. Die anderen flogen unter ihm. Dick befand sich ungefähr in einer Höhe von tausendzweihundert Metern, zwei Pups bewachten sein Heck.
    Der Tag begann wie üblich mit blutrotem Glanz, untermalt von den orangen Mündungsfeuern der Geschütze. Einige Explosionen erleuchteten der: ganzen Himmel, und als die Sonne hinter den grauen Rauchwolken höher stieg, entfaltete sich unter ihm die vertraute Landkarte des Grauens: die braune, schwarze, sandfarbene Erde, zerrissen und wund.
    Sie überflogen die deutschen Linien, und der Flak-Beschuß begann. Dick vollführte ein Ausweichmanöver, vergaß aber einen Moment lang, daß er eine langsamere und schwerere Maschine flog, so daß er bei seiner ersten steilen Kurve fast aus dem Himmel getrudelt wäre.
    Der Feind schien es auf die über ihm fliegenden Maschinen abgesehen zu haben, denn bösartige schwarze Wölkchen erschienen rund um die Pups und DH-2. Dick zuckte zusammen, als eins der Flugzeuge seiner eigenen Staffel eine zu scharfe Wendung machte, das Rumpfende verlor, abstürzte und zwischen den zerschossenen Bäumen in Flammen aufging.
    Sie vermutete, daß sie eine halbe Stunde brauchen würde, um zu dem Wäldchen an der entferntesten Ecke des Felds zu gelangen. Das würde bedeuten, daß sie die ganze Nacht über wach bleiben und beim ersten Tageslicht das Feld überqueren müßte.
    Die Soldaten unten im Dorf machten eine Menge Lärm bis zum frühen Morgen. Dann kehrte Stille ein. Es gibt auf der ganzen Welt nur mich, dachte Denise, und die Kälte und irgendwo ein Flugzeug, das mich herausholen soll. Beim ersten Dämmerlicht bewegte sie sich vorsichtig auf das Wäldchen zu.
    Der Boden war uneben, und sie fiel mehrmals hin, schürfte sich ein Knie und die eine Handfläche auf. Es war jetzt hell, und sie fühlte sich nackt und bloß, eine innere Stimme sagte ihr, daß nicht alles zum besten stand.
    Sie erreichte die Straße, das schützende Wäldchen lag nur einen halben Kilometer entfernt. Sie begann zu rennen, als sie Motorengeräusch hörte. Zuerst dachte sie, es sei ein deutscher Lastwagen, dann wurde ihr klar, daß die Geräusche aus der Luft kamen. Sie waren gekommen, sie zu retten.
    Dann änderte sich das Geräusch, und diesmal war sie sicher, daß es ein deutscher Lastwagen war.
    Das Wäldchen lag rechts von ihr. Sie erspähte das Flugzeug, dann warf sie einen Blick zurück auf die Straße und sah den Lastwagen Tempo zulegen, Männer lehnten sich über die Rückwand.
    Die

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