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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Chiffren zuständig war, inbegriffen deren Nutzen für die britische Marine und deren bezahlte Agenten, sowie auch für die Auswertung der Chiffren der anderen großen Seemächte.
    «Es sieht mir ganz danach aus», sagte der Admiral an diesem Abend, «als ob der neue Geheimdienst alles an sich reißen will. Zum Glück haben wir ihnen für die Auslandsabteilung einen von unseren Leuten vor die Nase gesetzt. Über den haben wir wenigstens ein wenig Kontrolle.» Er sprach von Kommandeur Smith-Cumming, der jetzt dem Geheimdienst Vorstand, bekannt unter dem Namen MI ic. «Aber er braucht unsere Unterstützung. Was ist unser schwächster Punkt, Andrew?» Der Admiral funkelte ihn an.
    «Die geplante Reihe von Telegrafie-Stationen entlang der Küste, Sir.»
    «Sie finden also, wir sollten Druck dahinter setzen?»
    «Die Pläne für eine Reihe von Stationen entlang der Küste sind immer wieder auf die lange Bank geschoben worden, von der Armee wie von der Marine.»
    «Ich werde mich der Sache annehmen. In der Zwischenzeit verfassen Sie mir einen Bericht über andere Vordringlichkeiten.»
    Als Andrew nach Hause kam, umkreisten seine Gedanken den Bericht, den er am nächsten Morgen beginnen müßte.
    Ein Brief seines Neffen James lag oben auf einem kleinen Haufen Post auf dem Silberteller in der Halle. Andrew erkannte ihn sofort an den unbekümmerten Schnörkeln, die der junge Mann seiner ansonsten klaren Handschrift zufügte.
    Charlotte saß im Salon und unterhielt sich mit Mildred. Als Andrew das Zimmer betrat, hörten sie auf zu reden, als hätte er ein intimes Gespräch unterbrochen.
    Das Gespräch war tatsächlich intim gewesen. Sie hatten über Mildreds Schwangerschaft gesprochen. Charles’ Frau war vierunddreißig und machte sich berechtigterweise Sorgen. Charlotte, die mit ihrem Mann viel gereist und daher erfahrener als andere Frauen war, hatte in der Familie die Rolle der Vertrauten übernommen. Sie hatte Mildred etliche ihrer Bekannten aufgezählt, die ebenfalls in diesem fortgeschrittenen Alter Kinder bekommen hatten, die völlig gesund und kräftig geraten waren. Nachdem sich dieser Gesprächsstoff erschöpft hatte, sprachen sie über Sara.
    Die Railton-Frauen hatten, wie ihre Männer oft untereinander feststellten, ein bemerkenswertes Talent, selbst auf weitere Entfernung Familienklatsch aufzuschnappen. Und so wußte Mildred bereits über den Amerikaner Dick Farthing und James’ Unfall in Farnborough Bescheid. Aber Charlotte wußte noch mehr.
    «Sara ist reizend, und ich habe sie besonders gern, aber sie ist so jung!» Andrews Frau hatte eine lebhafte Sprechweise, aber jetzt war ihr Tonfall seltsam monoton, als sei sie nicht ganz aufrichtig.
    «Der Amerikaner kommt nach Redhill, wenn John nicht da ist?» fragte Mildred leicht schockiert und konnte es kaum abwarten, mehr zu hören.
    Charlotte seufzte. «Ja, es schickt sich nicht, obwohl James im Haus ist. Sara lebt ganz allein auf dem Land, es muß ihr schwerfallen nach all dem gesellschaftlichen Trubel in London. Jeder hat erwartet, sie würde ständig unter den fadenscheinigsten Gründen nach London fahren. Aber nein, sie bleibt klaglos in Haversage.»
    «Du meinst doch nicht etwa...?»
    «Um eine Frau wie Sara muß man sich kümmern», sagte Charlotte mit Nachdruck. «Mein Gott, Millie, du bist doch nun lange genug mit einem Railton verheiratet, um zu wissen, wie sie alle sind.» Sie verzog den Mund. «Laß uns offen reden, Millie, die Frauen der Railtons lernen schnell, auch diese Seite des Lebens zu genießen...»
    «Charlotte!» rief Mildred entrüstet.
    «Aber Millie, nun tu nicht so. Wir sind beide erfahrene Frauen. Unsere Männer haben einen gewissen Ruf auf diesem Gebiet. Wie lange bist du mit Charles verheiratet, sechzehn, siebzehn Jahre? Ich wette, er entfacht deine Begierde mindestens zweimal in der Woche, auch jetzt noch. Mir macht es Spaß; ich geb es offen zu. Ja, manchmal denk ich, in unserem Alter... Aber es gibt Abende, an denen ich Andrew herbeisehne, und dann tu ich auch alles, um ihn zu verführen.» Sie hielt einen Augenblick inne, als hänge sie köstlichen Gedanken nach. « Und nun stell dir mal Sara vor! John ist älter, viel älter und daher ein erfahrener Liebhaber. Denk ich mir wenigstens. Ich bezweifle, daß Sara ohne - du weißt schon was -auskommt. Er läßt sie zu oft allein. Und der Teufel macht sich müßige Hände zunutze - obwohl es nicht die Hände sind, über die ich mir Sorgen mache.»
    «Ich kann nicht glauben, daß sie so

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