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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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das Dienstmädchen mit einem Brief zum Briefkasten gehen und machte sich eine entsprechende Notiz. Am Abend schrieb sie ihrerseits einen Brief an Giles Railton, nur daß ihr Bericht sorgfältig chiffriert war.
    Sie tat dies zweimal wöchentlich. Und die Wochen vergingen wie im Flug. Bald würde der Frühling kommen.
    Auf Veranlassung seiner neuen militärischen Chefs verließ Gustav Steinhauer Berlin, um die wichtigsten Agenten in England aufzusuchen. Er wollte ihnen mitteilen, daß sie von nun an nicht nur von ihm, sondern auch von den Militärs Befehle erhalten würden.
    Er fuhr an die Südküste Schottlands und verbrachte einige Tage an den Flottenstützpunkten. Dann kehrte er nach London zurück, um dem Herrenfriseur in der Caledonian Road einen Besuch abzustatten, dessen Laden das «Postamt» für alle Instruktionen, die England betrafen, war.
    Danach gelang es Steinhauer, einige Tage für private Zwecke abzuzweigen. Seine militärischen Chefs würden es nie erfahren, denn er hatte seine Spuren sorgsam verwischt. Sogar die deutsche Botschaft war von seinen Ankunfts- und Abfahrtsdaten nicht unterrichtet worden.
    Er traf verschiedene Verabredungen und erkundete Verstecke für Sprengstoff, Zündkapseln und andere für seinen Agenten Ulhurt nützliche Dinge. Danach setzte er nach Irland über, wo er sich mit einem Vertreter der Fenier in einem Café in Dublin traf.
    Es war ein sehr nützlicher Gesprächspartner, da er der Mittelsmann zwischen den Anführern der irischen Rebellen und deren Gefolgschaft war. Steinhauer versprach ihm das Blaue vom Himmel, wie zum Beispiel eine geheime Waffenlieferung aus Deutschland.
    «Aber wie immer», sagte Steinhauer salbungsvoll,« hat alles seinen Preis. Sollten sich je - was ich für unmöglich erachte - gewisse Probleme zwischen Deutschland und England ergeben, dann wären wir natürlich daran interessiert, bei den Iren Unterstützung zu finden ... Ich denke dabei hauptsächlich an unsere Flotte...»
    «Oh, das versteh ich durchaus.» Padraig O'Connell nickte begeistert.
    «Ein guter Freund von mir wird sich bald bei Ihnen melden. Sie können offen mit ihm reden. Sollten Sie mir irgend etwas mitteilen wollen - über britische Manöver hier zu Land oder zu See - werden wir uns natürlich erkenntlich zeigen. Mein Freund ist gern bereit, alles... nun, sagen wir Unerfreuliche für Sie zu erledigen. Ich glaube, wir verstehen uns?»
    O’Connell nickte grinsend und sagte, er hielte es durchaus für möglich, für so einen Mann Beschäftigung zu finden.
    Nach diesem Gespräch kehrte Steinhauer nach Berlin zurück, wo er einen äußerst ungeduldigen Ulhurt vorfand.
    «Ich will mich endlich nützlich machen.»
    «Geduld, Geduld. Sie werden bald Gelegenheit dazu haben. Aber zuerst will ich mit Ihnen über Ihre Codenamen reden.»
    Der riesige Maat sah ihn verständnislos an.
    «Sie werden zwei Codenamen haben. Ich werde Sie den nennen, denn Sie werden im Meer nach Seelen fischen wie Sankt Petrus in der Bibel.»
    Ulhurt lachte höhnisch. Doch Steinhauer fuhr unbeirrt fort: «Ihr drahtloser Chiffriername wird sein für Sankt Petrus und der     «Halten Sie mich für’n Idioten?»
    «Nein.»
    «Na gut. Chiffriername, Codename ist in Ordnung. Aber mein lieber Mann, Sie scheinen in einer Welt von Gespenstern und Kobolden zu leben.» Ulhurt lachte wieder, diesmal fast feindselig.
    Steinhauers Gesicht erstarrte zu einer undurchdringlichen Maske. «Sie ahnen nicht, wie nah Sie der Wahrheit kommen.»
    Die Lichter brannten bis spät in die Nacht im «Versteck» auf dem zweiten Stock in Giles Railtons Haus in Eccleston Square.
    An diesem Abend hatte Giles keine Zeit für seine Zinnsoldatenspiele. Er beugte sich tief über den mit Papieren übersäten Tisch und machte sich Notizen für den kommenden Tag. Während er arbeitete, umkreisten seine Gedanken die Gefahren, die noch in der Zukunft lagen. Er vermutete, daß sich wohl jedes Land einen immerwährenden Frieden wünschte. Aber wünschen war nicht genug.
    Giles legte seine Notizen beiseite und schob einen anderen Papierstapel in den Lichtkegel der grün beschirmten Leselampe. Zuerst nahm er einen an Mr. Harding adressierten Brief von Bridget Railton zur Hand. Dort schien alles nach Wunsch zu gehen. Dann der Brief seiner Tochter Marie Grenot zusammen mit Moniques Bericht. Sie stimmten überein wie ein gut geführtes Kontobuch. Morgen würde er aufgrund dieser Informationen handeln. In der Angelegenheit

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