Eine ehrbare Familie

Haus entwickelt hat. Neulich hat sie den alten Froud kommen lassen und ist mit ihm durchs Haus gegangen, um neue Gardinen und Teppiche für das Arbeitszimmer des Generals auszusuchen.
    Lieber Papa, Du mußt bald kommen. Ich weiß, daß Sara Dich sehr vermißt. Sie ist zu mir mehr wie eine Schwester als eine Stiefmutter. Sie kümmert sich um alles, was auf dem Gut vorgeht und reitet oft mit Bob Berry über die Felder. Er bringt ihr viel bei über Ackerbau und Viehzucht.
    Mir scheint jedoch, daß sie sich mit Jack Hunter schlecht verträgt. Gestern sagte er dem Wildhüter, er solle Fußangeln im Gebüsch in der Nähe der Straße auslegen, weil sich dort Leute herumtreiben, und Hunter sagt, das müsse ein für allemal unterbunden werden. Zufällig kam Sara mit Bob Berry in den Stallhof und sah die verdammten Dinger aufgereiht am Boden liegen. Zuerst wußte sie nicht, was sie waren, aber als sie es erfuhr, dachte ich, sie würde einen Wutanfall bekommen. Sie ließ Hunter kommen und sagte ihm sehr unverblümt ihre Meinung. Sie verbot ihm, diese unmenschlichen Folterwerkzeuge zu benutzen, bevor er nicht mit Dir gesprochen habe.
    Hunter wurde sehr ärgerlich, aber sie wies ihn streng zurecht und setzte ihren Willen durch. Du wärst auf sie stolz gewesen.
    Bitte komm bald, Papa. Du fehlst uns sehr. Unser amerikanisches Flieger-As kommt am Dienstag wieder. Wir wollen Mittwoch morgen fliegen. Und so kommt er schon einen Tag früher, um mit uns zu Abend zu essen. Sara hat ein wahres Festessen bestellt: Hasensuppe, Seezunge à la crème, Kapaun und Mrs. Boltons köstliche Nachspeise. Ich wünschte, Du könntest dabeisein, weil das alles auch zu Ehren von meinem bestandenen Examen stattfindet.
    Komm bald,
    Dein Dich liebender Sohn James
    John Railton war sich des Altersunterschieds zwischen Sara und ihm nur zu bewußt. Am liebsten wäre er schnurstracks vom Club zum Bahnhof gefahren, um den nächsten Zug nach Haversage zu nehmen. Denn heute war Dienstag. Nicht mit einem Gedanken verdächtigte er Sara der Untreue, aber Richard Farthing wie auch Bob Berry waren beide gutaussehende, kräftige junge Burschen, und Frauen in Saras Alter waren einem Flirt nicht abgeneigt.
    Er hatte eine Menge Sorgen. Die Leute fingen an zu klatschen. Bob Berry war noch immer unverheiratet. Ein Skandal war nicht auszuschließen, besonders da Sara sich mit Hunter zerstritten hatte. Hunter war ein rachsüchtiger Mann, und seine sexuellen Neigungen waren John immer suspekt gewesen.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es nicht ein Fehler gewesen war, nach des Generals Tod seinen Parlamentssitz zu behalten, ganz zu schweigen von dem neuen Kabinettsposten, den er gerade angenommen hatte.
    Aber einstweilen konnte er nur nach Downing Street gehen und dem Premierminister Bericht über die Sitzung des Unterausschusses erstatten. Anschließend würde er Asquith um eine Woche Urlaub bitten, und mit etwas Glück könnte er noch den Abendzug nach Haversage erreichen.
    In der Klinik in Neuweißensee gab Steinhauer dem «Fischer» Anweisungen für seinen ersten Einsatz. In einigen Wochen sollte Ulhurt seine Erkundigungsfahrt nach England antreten, um sich mit Land und Leuten vertraut zu machen und sich unauffällig irgendwo einzunisten. Dann würde er einige Zeit in Irland verbringen müssen, um mit den Feniern Verbindung aufzunehmen.
    Steinhauer befahl ihm, keine Spionage zu betreiben, aber den Feniern seine Unterstützung anzubieten. «Wenn Sie gebeten werden, sich nützlich zu machen, werden Sie alles tun, was man von Ihnen verlangt. Aber» - und hier erhob Steinhauer warnend den Finger - «keine Saufereien! Kein Herumhuren! Sie stehen im Dienst des Vaterlands.»
    «Glauben Sie, ich werde mich in allen Londoner und Dubliner Kneipen vollaufen lassen und alle Frauen vögeln?»
    «Das halte ich für sehr möglich. Und wenn Sie das tun, werden Sie unberechenbar. Mein Leben steht genauso auf dem Spiel wie das Ihre. Also reißen Sie sich zusammen und bringen Sie mir einen ordentlichen Bericht zurück.»
    Ulhurt nickte. Es war unmöglich zu sagen, was er dachte.

8
    Der Direktor der Marine-Informationsdivision hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nach jeder Sitzung des Unterausschusses, dem Andrews Vater vorsaß, bei Andrew im Büro vorbeizuschauen. Der Direktor war ein höflicher Mann und hoffte, mit dieser Geste Andrew seine Hochschätzung zu zeigen.
    Andrews neue Aufgabe in der Division bestand darin, eine Abteilung aufzubauen, die für alle Arten von Codes und