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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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andere sagte zu James: «Wenn Sie aussteigen, beeilen Sie sich. Direkt vor Ihnen werden Sie ein Haus sehen, gehen Sie die Stufen hinauf und durch die grüne Eingangstür. Wir werden die ganze Zeit bei Ihnen bleiben.»
    James tat, wie ihm befohlen. Er ging die paar Steinstufen hinauf, die zu einer grün gestrichenen Eingangstür führten, die einen Spalt offenstand.
    Die Tür schloß sich hinter ihnen. Sie standen in einer teppichlosen, kahlen Halle.
    «Rechts, die Treppe hinauf, bitte.»
    «Dürfte ich wohl erfahren...» fing James an.
    Einer der Unbekannten gab ihm einen kleinen, aber freundlichen Stoß. «Jemand möchte Sie sehen.» Sie führten ihn durch das Haus, Korridore entlang und durch uneingerichtete Zimmer, dann blieben sie vor einer großen Tür stehen. Der Mann, der James ursprünglich angesprochen hatte, klopfte an die Tür. Eine kräftige Stimme rief: «Herein.»
    «Mr. Railton, Sir.» James betrat das Zimmer. Vor ihm saß ein Herr in einem bequemen Ledersessel hinter einem Schreibtisch. James schätzte sein Alter auf ungefähr fünfzig.
    «Gut gemacht, Jungens.» Der Herr hinter dem Schreibtisch nickte James’ zwei Begleitern wohlwollend zu. «Lassen Sie uns bitte jetzt allein. Ich werde Sie später rufen lassen.» Er forderte James mit einer Handbewegung auf, in dem alten Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    James’ Gesprächspartner war ein großer, freundlich wirkender Mann in einem eleganten grauen Anzug. Sein rundes Gesicht wirkte fast wie gegerbt, als sei er irgendwann einmal länger Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. James vermutete, daß er der Königlichen Marine angehört hatte. Er machte den gleichen Eindruck, den James oft bei Andrews Kollegen beobachtet hatte.
    «Ich hätte gern eine Erklärung, Sir...» fing James an. «Mein Onkel...»
    «Der bewundernswürdige Giles Railton.» Der Marine-Mann lachte vergnügt. Er strömte Charme förmlich aus. Sicher sehr begehrt bei den Damen, dachte James.
    «Giles Railton», fuhr sein Gegenüber fort, «hat mich auf Sie aufmerksam gemacht. Ich suche nach jungen Leuten mit Schwung und Schneid. Nach Männern mit Lust auf Abenteuer.»
    «Erlauben Sie, Sir, darf ich, bevor wir dieses Gespräch fortsetzen, erfahren, mit wem ich rede?»
    «Oh, verzeihen Sie.» Seine Entschuldigung klang aufrichtig. «Nennen Sie mich einfach C. Die meisten tun es. Und ich versichere Ihnen, Railton, Ihr Onkel Giles, der übrigens ein guter Freund von mir ist, hätte uns nie zusammengebracht, würde er sich von unserem Treffen nicht viel versprechen. Aber erst mal, haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle?»
    Später sollte James feststellen, daß nur wenige Menschen diesem geheimnisvollen Mann etwas abschlugen. Er war daran gewöhnt, daß man ihm gehorchte, und besaß die Fähigkeit, mit ruhigem Charme die Leute zum Gehorsam zu überreden. Trotz der zur Schau getragenen Liebenswürdigkeit ahnte James jedoch, daß sich unter dem Samthandschuh eine eiserne Faust verbarg.
    C erkundigte sich nach James’ Ausbildung, seinem Elternhaus, nach seiner Zeit in Sandhurst und nach seinen Zukunftsplänen.
    «Sie scheinen alles über mich zu wissen, Sir.»
    C lachte laut und herzlich. «Natürlich tu ich das. Ich war es schließlich, der die Sache mit dem Hampshire-Regiment und Ihrer Rückversetzung in die Militärakademie gedeichselt hat. Und das alles in der Hoffnung, daß Sie meinem kleinen Plan zustimmen. Wie steht es mit Ihrem Französisch und Deutsch?»
    Nachdem er sich von James’ guten Kenntnissen in beiden Sprachen überzeugt hatte, lächelte C freundlich und sagte, man habe ihm erzählt, daß eine baldige Heirat bevorstünde.
    «Im Vertrauen gesagt, Sir, wenn alles gutgeht, wollen wir Weihnachten heiraten.»
    «Großartig. Aber nun, wie steht’s mit der Fliegerei?»
    Sie unterhielten sich fast zwei Stunden lang. C fragte James über seine politischen Ansichten aus und ging dann auf Flugzeuge und deren eventuellen Nutzen im Krieg über.
    An einem gewissen Punkt sagte er: «Sie haben viele gute Ideen, Railton. Nehmen wir einmal an, ein Krieg bricht aus und wir müßten einen Spion per Flugzeug hinter der Frontlinie absetzen. Wäre das möglich?»
    «Wenn Sie sich das richtige Gelände aussuchen, wo man mit einiger Sicherheit unbemerkt landen und wieder aufsteigen kann, wäre das durchaus möglich.»
    C nickte zufrieden. Sie setzten ihr Gespräch fort.
    Schließlich richtete C sich kerzengerade im Stuhl auf. «Sie gefallen mir, Railton. Entschuldigen

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