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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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hab mir schon gedacht, daß Kell Sie schicken würde, ich habe nur Konstabler Dobbs zu meiner Unterstützung hier, und wir sind, seit wir angekommen sind, ununterbrochen auf Posten.» Er führte Charles zu einem wartenden Taxi und sprach über unverfängliche Dinge, bis sich Charles im Queen’s Arms ins Hotelregister eingetragen hatte. Queen’s Arms war der Name eines alten, soliden Gasthofs mit fünf Gästezimmern. Er lag an der Südspitze der Stadt, an der Straße nach Norwich, mit Blick auf die Nordsee. Ein ideal gelegener Standort, der Charles’ volle Zustimmung fand.
    «Was halten Sie von der Sache?» Sie waren in Charles’ Zimmer. Wood hatte die Tür offen gelassen und sich auf einen Stuhl gesetzt, von dem aus er den Korridor überblicken konnte. Eine Vorsichtsmaßnahme, um nicht belauscht zu werden.
    Wood war ein vorsichtiger, erfahrener Polizeibeamter, der sich auf kein Risiko einließ. «Schwer zu sagen. Ich habe mir das Haus genau angesehen, in dem Mrs. Churchill wohnt. Es liegt nicht günstig für uns. Es gibt drei Eingänge...»
    «Wohnt nur sie dort und die Kinder?»
    Wood schüttelte den Kopf. «Leider nicht. Mrs. Churchill und ihre zwei Kinder, ihre Schwägerin Lady Gwendeline Churchill mit ihrem kleinen Sohn John, zwei Dienstmädchen, eine Köchin und der Butler.»
    Charles stöhnte. «Haben Sie vielleicht auch gute Nachrichten?»
    «O ja. Das Personal ist in Ordnung. Die Mädchen stammen aus dem Ort und haben die Familie schon früher bedient. Die Köchin arbeitet schon lange bei Lady Gwendeline, und der Butler ist ein Familienfaktotum.»
    «Und die örtliche Polizei?»
    Der Inspektor grinste. «Ich fand es besser, sie noch nicht einzuweihen. Wollte mich erst mal allein umschauen.»
    «Irgendwas Verdächtiges?»
    «Nein, bis jetzt nicht. Aber ich wäre nicht erstaunt, wenn die örtliche Polizei uns festnehmen würde. Sie sind hier alle ganz verrückt mit Spionen. Das zumindest hat man mir in der Bar erzählt - mit entsprechend anzüglichen Blicken. Wir sind Fremde, und allen Fremden wird erst mal mißtraut. Es gehen Gerüchte über Lichtsignale um und über Geräusche niedrig fliegender Flugzeuge.»
    «Nun, das Gelände ist flach und hat nur wenig Gebüsch und Bäume, sehr geeignet für ein Flugzeug. Es könnte ganz in der Nähe der Stadt landen.»
    Wood nickte und sah plötzlich besorgt aus. «Wenn an der Sache wirklich was dran ist, dann sind wir unterbemannt.»
    «Das ist nichts Neues in unserem Beruf. Und Ihr Konstabler Dobbs, bewacht er jetzt die Churchills?»
    Wood nickte gedankenverloren. Er war ein großer, derber junger Mann, der mehr wie ein Bauer als ein Polizeibeamter aussah. «Ich frage mich», sagte er nachdenklich, «ob wir nicht mit der hiesigen Polizei sprechen sollten. Muß natürlich den Chef erst um Genehmigung bitten.»
    «Wir müssen unser Wissen für uns behalten. Das Ganze ist verdammt kitzlig. Aber irgendwas sollten wir schon sagen.» Charles zögerte, die örtliche Polizei in die Aktion einzubeziehen, denn er traute ihr nicht ganz. Natürlich waren es gute, tüchtige Leute, die sich in der Gegend auskannten, aber wenn es um geheime Dinge ging, war gerade das ein Nachteil. Sie waren Einheimische, und Einheimische reden miteinander. Der Kreis der Mitwisser würde sich unweigerlich vergrößern. «Wir müssen uns irgendeine Geschichte zusammenschustern», sagte er schließlich zu Wood. «Womöglich brauchen wir ihre Unterstützung, wenn es zu einer Krise kommt.»
    Sie beschlossen, daß sie keinem Außenseiter die Bewachung der Churchills übertragen würden. «Das ist viel zu riskant.» Wood runzelte die Stirn. «Selbst wenn wir drei vierundzwanzig Stunden Dienst machen müssen. Die Sache muß geheim bleiben. Ich werde den Chef anrufen und ihm eine Geschichte vorschlagen. Aber so wie ich ihn kenne, fällt ihm eine bessere ein.»
    Eine Stunde später waren sie auf dem Weg zur Polizeistation von Cromer mit einer erfundenen Geschichte über anonyme Briefe, die vor Flugzeugen und nächtlichen Lichtsignalen warnten. Von der Bedrohung der Familie Churchill würde jedoch nicht die Rede sein.
    Polizeichef Dove erwartete sie bereits. «Der Oberkommissar hat mich angerufen. Bat mich um meine Unterstützung, die ich ihm natürlich zusagte.» Er war ein aufgeblasener, behäbiger Mann mit einem Schnauzbart und leicht vorquellenden Augen. Er funkelte Charles an: «Höre, Sie sind nicht einer der Unsrigen, sonderbar, was?»
    Charles sagte, daß er nicht verstünde, was der Polizeichef

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