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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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in dem Huren-Schlafzimmer, schnurrte sie zufrieden und beugte sich nackt über ihn. «Findest du, ich habe gute Arbeit geleistet? G ist sehr zufrieden mit mir. Er meint, ich solle so weitermachen, bis er ein neues Rendezvous vereinbare. Habt ihr herausgefunden, wer er ist?»
    Sie hatten es herausgefunden. G war als Russe beim Ausländer-amt unter dem Namen Muller registriert. Er wohnte in Bloomsbury.
    «Hätten sie es herausgefunden, würde ich es dir nicht sagen, mein Schatz. Es wäre regelwidrig, und das weißt du so gut wie ich.» Charles lächelte und gab ihr einen Klaps auf die Kehrseite.
    Nach einigen Minuten fragte sie ihn, ob er ihren neuen Zeitplan für die Reisen der kommenden Woche hätte. G gab ihr nur die Ortsnamen an, Charles dagegen organisierte das Wann und Wohin.
    «Wie wär’s mit zwei Tagen London?»
    «Mit dir, Charles?»
    «Im Hotel Carlton. Eine Nacht kann ich mich freimachen.»
    Sie jauchzte wie ein Kind. «Oh, das ist fast schon wie Weihnachten ...»
    Er legte seine Hand auf ihren Mund. «Freu dich nicht zu früh. Die eine Nacht wird wunderbar sein, aber der folgende Tag mag dir nicht so gefallen. Ein hohes Tier will dich wegen Marie Grenot sprechen.» Sie müsse unbedingt bei der Geschichte bleiben, die sie ihm über Marie erzählt habe, bleute er ihr ein, andererseits müsse er sie aber warnen. «Bitte, vermeide unter allen Umständen, den Eindruck zu erwecken, daß unsere Beziehung mehr als nur rein beruflich ist. Es könnte uns beiden sehr schaden.»
    Es war an jenem Morgen, nachdem sie die «wunderbare» Nacht zusammen verbracht hatten, als Sara sie gemeinsam das Hotel verlassen sah. Zu diesem Zeitpunkt wußte Madeline noch nicht, daß Giles Railton sie verhören würde. Noch wußte sie, daß sie von Charles ein Kind erwartete.
    Das Dorf Ashford liegt an der Hauptstraße nach Dublin. Es hat sechs Pubs, und in einem davon saß Malcolm Railton mit Padraig O’Connell bei einem Bier.
    Es war zehn Uhr abends in der zweiten Dezemberwoche.
    «Soso, die Engländer glauben also, die Fenier-Bewegung hätte sich totgelaufen?» O’Connell blickte über den Rand seines Glases hinweg, seine Augen sahen rot aus im Widerschein des Torffeuers.
    «Nein, ich glaube nicht, daß sie so töricht sind. Aber sie stellen sich vor, daß sich alles hier beruhigt hat, nachdem die Iren an englischer Seite den gemeinsamen Feind bekämpfen.»
    O’Connell lachte schallend. «Können die Blödmänner nicht lesen? Oder ist die Irish Independent in England verboten?» Er sprach von einem Leserbrief, der vor ungefähr zwei Monaten publiziert worden war. Er stammte von einem in Dublin geborenen Foreign-Office-Diplomaten, Sir Roger Casement, in dem er alle Iren aufrief, gegen die Briten statt gegen die Mittelmächte zu kämpfen.
    «Doch, doch, aber meiner Meinung nach wird Casement nicht für voll genommen. Er ist untergetaucht, und wenn er sich hier in Irland oder in England blicken läßt, werden sie ihn festnehmen.»
    «Nun, Freund Malcolm, Sie finden heraus, wieviel Ihre Leute wissen, und ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Aus irgendeinem verdammten Grund vertrau ich Ihnen, obwohl Sie ein englischer Schweinehund sind. Werden Sie es für mich herausfinden?»
    «Ich werde mein Bestes tun. Sie können sich auf mich verlassen.»
    «Also gut. Und hier das Neueste...» Padraig sprach leise. «Die Engländer sind viel zu beschäftigt mit ihrem Krieg, um zu merken, daß die irischen Patrioten sich bewaffnen und organisieren, sich bereit machen, sie ein für alle mal aus diesem Land hinauszuwerfen.»
    Am folgenden Morgen wurden zwei Telegramme vom Dubliner Postamt in der O’Connell Street abgeschickt.
    Eins ging an Sara in Redhill. Bridget und Malcolm Railton drückten darin ihr Bedauern aus, zum Weihnachtsfest nicht kommen zu können.
    Das andere ging an Mr. Gordon Rainer in Paddington.
    Das zweite Telegramm war chiffriert und teilte dem Empfänger etwas mit, das dieser zum Teil schon wußte. Nämlich, daß Sir Roger Casement in Berlin war, um Deutschlands Unterstützung für einen irischen Auftrag zu erbitten.
    Giles Railton legte die dechiffrierte Nachricht in seinen abschließbaren Schreibtisch, als Charles Madeline Drew in sein Büro führte.
    Giles, üblicherweise so kühl und zynisch, wurde plötzlich zuvorkommend, fast herzlich, als er mit dem Mädchen allein war, nachdem er Charles fortgeschickt hatte. Giles hatte immer gefunden, daß es sich auszahlt, liebenswürdig zu sein, bevor er jemand verhörte. Jeder

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