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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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dreimal miteinander zu schlafen, bevor ich dir etwas erzähle.»
    «Wir können hier nicht lange bleiben. Das Haus wird überwacht, wie du wohl weißt.»
    «Das ist eine Sache, über die ich mit dir reden muß, Charles. Die Leute, die mich bewachen, sind ungeschickt. Sie sind zu offensichtlich. Es beunruhigt mich. Wenn mein , von dem ich dir gleich erzählen werde, zurückkommt, erkennt er einen von ihnen bestimmt wieder. Sie machen alles nach Schema, ohne jegliche Variante.»
    «Gut, ich werde mich darum kümmern», sagte er leichthin, aber innerlich war er zutiefst beunruhigt. Zu Paddy Quinns Zeiten wäre so etwas bestimmt nicht passiert.
    Madeline sagte: «Liebling, ich schwöre dir, ich bin in Gefahr. Diese Leute in Berlin sind alles andere als dumm.»
    Eine Weile lang konnte er ihren Redefluß nicht stoppen, aber allmählich brachte er sie dazu, ihm einen zusammenhängenden Bericht zu liefern. Sie saßen sich jetzt in den beiden Sesseln gegenüber.
    «Vor zwei Tagen kam ein großer Mann in einem dunklen Mantel und Hut zu mir. Eigentlich war es zum Lachen, er sah genau wie eine Groschenheftzeichnung von einem Spion aus. Er schob eine Karte unter die Tür und klingelte einmal, wartete aber nicht.»
    Die Karte war eine Reklame von einem Teesalon, auf der Rückseite stand klar und deutlich ihr Name. «Ich habe die Karte über eine Kerzenflamme gehalten, so wie sie es mir beigebracht haben. Unter dem Einfluß der Wärme ist die Geheimschrift zum Vorschein gekommen. Sie lautete: <2.30 heute nachmittag. Setzen Sie sich an einen freien Tisch.>»
    Sie war in den Teesalon gegangen und hatte sich an einen freien Tisch gesetzt. «Ungefähr Viertel vor drei Uhr kam der gleiche große Mann herein, lächelte, ging mit ausgestreckten Händen auf mich zu und rief erfreut: Er hat dunkle Haare, eine Hakennase, einen Bart und trägt eine Brille. Er spricht deutsch mit Akzent. Vielleicht ist er Russe oder Serbokroate, ich weiß es nicht. Er sagte, er könne nur fünfzehn Minuten bleiben und ich müsse zuerst gehen. Dann hat er mich gefragt, was in Cromer geschehen sei. Ich erzählte ihm die Geschichte, die wir uns zusammengebraut haben, und er sagte, ein Bericht müsse darüber verfaßt werden. Im übrigen könne es ein paar Wochen dauern, bis ich neue Instruktionen bekäme. In der Zwischenzeit soll ich warten. Er sei nur gekommen, um die Cromergeschichte von mir zu hören. Zum Schluß wies er mich an, ihn G zu nennen.»
    G hatte noch gesagt, sie würde einen Brief bekommen. «Aber ich habe das Gefühl, er könnte zum Haus meiner Tante zurückkehren. Deshalb bin ich so beunruhigt über die Untüchtigkeit deiner Leute. Der Mann ist nicht dumm.»
    « Kannst du ihn mir noch einmal beschreiben ? Versuch doch mal, seinen Akzent nachzumachen.»
    Schließlich waren alle Fragen beantwortet, und sie wollte wieder mit ihm schlafen. Er weigerte sich nicht.
    Charles fuhr nach London zurück und berichtete Kell. Das Leben ging weiter. Madelines Überwacher wurden neu organisiert.
    Zwei Wochen später war Charles wieder in Coventry. G hatte riskiert, Madeline im Haus ihrer Tante abzuholen, die Überwacher waren ihnen gefolgt. Als das Paar sich trennte, hatte ein Geheimpolizist den «Adler», wie man G nannte, beschattet, ihn aber in London am Euston-Bahnhof verloren.
    Für Madeline hatte sich nichts geändert. Sie würde ihre Befehle bekommen.
    In der folgenden Woche traf sie wieder mit G zusammen. Diesmal gab er ihr zu verstehen, daß die Befehle eingetroffen seien. Man erwarte von ihr, daß sie viel reise, zumeist mit dem Zug, teilweise nach London, teilweise in die Hafenstädte an der Südküste. Berlin wolle Einzelheiten über Truppenbewegungen wissen. Sie erhielt ein Büchlein mit Abbildungen der Regimentsabzeichen. Die Einteilung der Arbeit bliebe ihr überlassen. G würde sie in fünf Tagen wieder aufsuchen. Er gab ihr zweihundert Pfund für ihre Ausgaben.
    Nun, da sie wußten, worin ihre Aufgabe bestand, arrangierte Charles ein weiteres Treffen, um ihr zu sagen, daß sie G einige echte Informationen geben solle - wie Kell es nannte. Sie solle G’s Anweisungen ruhig befolgen, aber nur gewisse ausgesuchte Einzelheiten an ihn weiterleiten, die Charles ihr brieflich zukommen lassen würde.
    Dieses Treffen fand einen Tag nach Charles’ «Beichte» in Kells Büro statt. Er nahm wieder den Zug nach Coventry, um das Mädchen zu sehen, das seine Gedanken beherrschte.
    In Coventry,

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