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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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kam.
    Es ist ein windiger Spätsommertag. Ich bin mit Mamu und Opa in Vartsala zu Besuch bei einem befreundeten Ehepaar. Ihr ehemaliges Zuhause dient der Familie jetzt als Ferienhaus. Ich spiele draußen mit den Enkelkindern des alten Paars, mit zwei Zwillingsmädchen, die etwas älter sind als ich, und ihrem Cousin Anssi. Wir spielen mit Knöpfen, bis eine von den Zwillingen genug davon hat. Sie sammelt die Knöpfe ein und schlägt vor, sie bei Knopf-Arvi über den Zaun zu werfen. Der Vorschlag klingt lustig und einleuchtend in meinen Ohren, so wie alles, was die lebhaften Mädchen sich ausdenken.
    Aber als wir hinkommen, machen die beiden klar, dass sie die Regeln bestimmen, weil die Knöpfe ihnen gehören. Sie rücken nicht einen Knopf an mich und Anssi heraus. Wir müssen zuschauen, wie die Zwillinge juchzen und kichern, während sie ungeschickt versuchen, die Knöpfe über die hohe Hecke zu schleudern.
    Mit der Zeit ärgern wir uns ernsthaft über den unbeholfenen Wurfstil der Mädchen. Die müssten ab und zu mal einen Stein in die Hand nehmen! Millionen Trillionen Male müssten sie mit Steinen werfen, dann würden sie lernen, wie man richtig wirft. Dann kommt Anssi auf die Idee, dass die Strickjacke, die ich anhabe, eigentlich brauchbare Knöpfe besitzt und dass er passenderweise ein Taschenmesser dabeihat. Knöpfe ab, und dann zeigen wir den Mädchen, wie man etwas richtig wirft, sodass es auch dahin fliegt, wo man will.
    Lange hält das Vergnügen nicht an. Allen gehen die Knöpfe aus. Die Mädchen versuchen durch den Heckenzaun zu spähen, ob sich der Alte blicken lässt, aber auf dem Grundstück rührt sich nichts.
    Also führen die Geschwister das Spiel in die nächste Phase: Wir rennen am Tor vorbei und rufen »Spasti, Spasti«. Mir ist die neue Wendung des Spiels nicht ganz geheuer, und allmählich wird die Freude am Wurfwettbewerb von dem Bewusstsein getrübt, dass Mamu wahrscheinlich nicht begeistert sein würde, wenn sie den aktuellen Zustand meiner Strickjacke zu Gesicht bekäme. Ich ziehe die Jacke aus, und als wir zum Haus zurückkommen, stopfe ich sie zusammengeknüllt unter die Garderobe. Alles geht gut, bis Mamu mich im kurzärmeligen Hemd und mit Gänsehaut im Freien herumlaufen sieht. Mir bleibt nichts übrig, als die knopflose Jacke hervorzukramen.
    Zuerst bricht Mamu in Gelächter aus, wie so oft, wenn sie überrascht ist. Aber als ich ihr sage, wo die Knöpfe sind, nimmt ihr Gesicht einen Unheil verkündenden Ausdruck an. Sie spricht kurz mit der Gastgeberin, und wenig später ruft diese die Kinder herein. Mamu nimmt mich fest an der Hand, und wir marschieren zu Arvis Haus.
    Unterwegs muss ich mir anhören, was wir für furchtbar böse Kinder sind und wie enttäuscht sie von mir ist. Den Tränen nah versuche ich die Schuld am Schicksal der Strickjacke den Zwillingen und ihrem Cousin mit dem Taschenmesser aufzubürden.
    Mamu schnaubt daraufhin noch wütender als zuvor. Die Strickjacke sei egal, aber dass wir den alten Mann so grausam geärgert hätten!
    Ich verstehe nicht, was sie meint. Wir haben doch nur mit Knöpfen geworfen. Die Zwillinge hätten gesagt, das dürften wir tun, wo er doch nun mal der Knopf-Arvi sei.
    Mamu beugt sich zu mir herab und packt mich an den Schultern. Erst jetzt wird ihr klar, dass mir tatsächlich nicht bewusst gewesen ist, was ich angestellt habe.
    Es verhalte sich nämlich so: Onkel Arvi hat Angst vor Knöpfen.
    Das begreife ich nicht. Kein Mensch kann Angst vor Knöpfen haben. Erwachsene schon gar nicht.
    Doch, in diesem Fall ist das so.
    Mir fällt das Wort ein, das wir auf Kommando der Zwillinge gerufen haben.
    »Ist der Onkel … ein Spasti?«
    Mamu sagt, ich sei vielleicht zu jung, um das zu verstehen, aber ihrer Erfahrung nach setze es bei allen Menschen im Laufe des Lebens in bestimmten Situationen einmal aus. Auf die ein oder andere Art. Das sei bei jedem so, und bei dem armen Onkel setze es eben immer dann aus, wenn er einen Knopf sehe. Trotzdem sei er kein Geisteskranker. Nicht einmal annähernd.
    Aber es stimme, dass Knöpfe bei ihm Übelkeit auslösten. Und am allerschlechtesten gehe es ihm, wenn er irgendwo einen abgetrennten Knopf sehe. Erst recht, wenn es ein ganzer Haufen sei. Gott sei Dank habe sie Onkel Arvi noch beim Einholen seiner Netze gesehen, sodass wir hoffentlich alle verflixten Knöpfe hinter dem Zaun fänden, bevor er heimkäme.
    So wurde mir auch klar, warum Mamu normalerweise die Kleider für Arvi kaufte. Wenn sie Knöpfe hatten,

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