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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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recht auf seinen eher massiven Schädel, sondern will immer ein bisschen nach unten rutschen. Nachdem er sich versichert hat, dass keine unmittelbare Vogelgefahr droht, schlägt er erneut das Buch auf.
    §8
    Als Mithelfer von Joel Tammisto im Büro vom Stoß wurde Kaari Kivivuori gewählt.
    §9
    Es war ein einstimmiger Beschluss, dass eine schriftliche Bitte an den Patron Jakobsson geschickt wird, die neue Zeitung im Sägewerk verteilen zu dürfen.
    »Das wäre auch so ein Wunder, wenn der Patron uns die Erlaubnis zum Austragen unserer Zeitung erteilen würde«, sagt Joel.
    »Kann schon sein, dass der Kerl sie erteilt«, meint Osku. Vielleicht denkt der Patron ja so: Zeigt er in einer Angelegenheit seinen guten Willen, dann wird es nicht so schnell von ihm in einem anderen Fall erwartet. Zum Beispiel in der Lohnfrage.
    »Das kann auch sein, ja.«
    Joels Aufmerksamkeit ist zu Hilma hinübergeglitten, die jetzt hinter dem Rücken ihres Vaters rittlings auf der Holzbank sitzt und sich summend hin und her wiegt. Lennu wendet den Blick in Joels Richtung.
    »Treibt sich das Mädchen immer noch hier rum?«, grollt er. »Habe ich nicht längst gesagt, nach Hause, und zwar ein bisschen plötzlich!«
    Hilma steht widerstrebend auf und macht sich trödelnd auf den Weg. Dabei dreht sie sich immer wieder zu ihrem Vater um und sieht ihn flehenden Blickes an. Als ihr jedoch keine Barmherzigkeit widerfährt, marschiert sie mit schaukelnden Hüften den Hang hinunter.
    Zwischen den Füßen der Männer ist eine braune Katze aufgetaucht, nach dem Bauchumfang zu schließen, hochträchtig. Sie reibt sich zuerst an Joels Bein und springt dann Lennu auf den Schoß. Ein lautes Schnurren des Wohlbefindens ertönt, als der Mann seine große Hand aufs Fell legt und die Katze im Nacken krault. Verwalter Sundberg kommt auf seinen Stock gestützt aus dem Sägewerkkontor, vermeidet es aber, zu den Dorfbewohnern, die auf eine Antwort warten, hinüberzuschauen. Nur bei den Frauen, die den Tisch decken, lüftet er ansatzweise seinen Hut. Genau in dem Moment richtet sich alle Aufmerksamkeit auf die Straße, wo endlich die erwartete Pferdekutsche auftaucht und darauf die großköpfige Gestalt von Kustaa Vuorio.
    »Was fährt der so lahm? Und was zieht er für ein Gesicht?«
    »So sieht der doch immer aus.«
    »Nein, außerdem ist er noch lahmer als sonst.«
    Das Knirschen der langsam näher kommenden Wagenräder im Sand ist beinahe unerträglich. Kustaa hält unter dem Ahornbaum an und bindet das Pferd nach Meinung der Wartenden mit boshafter Gründlichkeit an. Alle sehen schweigend zu, wie der unförmige Kustaa leicht hinkend zur Treppe schwankt, seinen Hut zurechtrückt und sich räuspert.
    »Und, verdammt?«, drängt Osku.
    Kustaa räuspert sich noch einmal und beäugt die Leute:
    »Allgemein und gleich …«
    Jetzt lächelt er, übers ganze hässliche Gesicht.
    »Allgemein und gleich!«
    Kustaa reißt sich den Hut vom Kopf, wirft ihn in die Luft und drückt den Mann, der ihm am nächsten steht, fest an sich.
    »Was? Auch für Frauen?«
    »Ja, für alle gleiches Recht«, ruft Kustaa aus, und im nächsten Augenblick folgen fast alle Dorfbewohner, die sich vor dem Speicher versammelt haben, seinem Beispiel: Sie werfen ihre Hüte, Mützen und Kopftücher in die Luft, sie schreien und umarmen sich, tanzen wie Geisteskranke, die gleichzeitig einen Anfall bekommen haben.
    Irre vor Glück hüpft Joel vor der Treppe umher, Lennu schlägt ihm mit der freien Hand auf den Rücken, die andere Hand wedelt mit dem Protokollbuch, als wäre es ein großer, schwarzer Vogelflügel. Die Katze hat sich gründlich erschrocken unter die nächste Kiefer geflüchtet.
    »Den Reaktionären wurde allerdings so weit nachgegeben, als man die Altersgrenze um drei Jahre heraufgesetzt hat«, fügt Kustaa hinzu, als würde er die Umstehenden um Entschuldigung bitten. Die sind jedoch bereit, dem Bürger und dem Zar diese geringe Verschlechterung zu verzeihen, vor allem diejenigen, die sich glücklich jenseits der 24 befinden.
    Joel wischt den Stich der Enttäuschung weg, indem er entscheidet, sich von der ungerechten Altersgrenze nicht den historischen Feiertag verderben zu lassen. Er stürzt zu dem Tisch, den man im Freien aufgebaut hat, kauft als Erster eine Flasche Dünnbier und öffnet sie mit innigem Wohlgefühl.
    »So. Jetzt sind wir eine Million mehr.«
    Begeistert schwenkt er die Flasche, worauf ihm beim ersten Schluck Bier aufs Hemd schäumt, aber was spielt das in so einem

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