Eine eigene Frau
Arbeiter von den Fesseln der Sklaverei befreien wird. Der Mensch, der die Schwerkraft und die Unterdrückung besiegt, muss bereit sein, sich auch von den Ketten zu befreien, die Selbstsucht und Niedertracht geschmiedet haben. Die Fähigkeit zu fliegen wird uns am Ende in höhere Sphären der Geistigkeit erheben, dorthin, wo der Geist vollkommen frei ist.
Das Eindrucksvollste an dem Artikel ist die genaue Darstellung des historischen Ereignisses, welches den eigentlichen Anstoß zu der Schrift gegeben hat. Am 14. April ist in Finnland erstmals ein Experiment durchgeführt worden, bei dem man versucht hat, mit einem Flugapparat in die Luft aufzusteigen. Der Versuch hat auf dem See Pyhäjärvi bei Tampere stattgefunden.
»Leck mich!«
»Muss das sein?«
Hilmas Stimme klingt schläfrig. Joel erzählt ihr, dass in Finnland eine fliegende Maschine entwickelt worden ist.
»So. Aber muss man deswegen fluchen?«
Beim Weiterlesen wird Joel deutlich, dass der Versuch misslang, aber einzig und allein aufgrund unglücklicher Wetter- und Geländebedingungen. Der Verlauf des Ereignisses war dramatisch. Um neun Uhr morgens war der Flugversuch auf dem Eis des Pyhäjärvi gestartet worden. Es herrschte Hochdruck. Die Temperatur lag etwas über null, aber es wehte ein scharfer Südostwind. Der Start konnte darum nicht normal, also gegen den Wind durchgeführt werden.
Joel liest mit angehaltenem Atem, wie der Besitzer der Maschine, der Künstler Adolf Aarno, sich mit stoischer Ruhe auf die Steuerbank setzte. Als der Motor angelassen worden war und die Helfer losgelassen hatten, schoss die Maschine mit 90 Stundenkilometern über das Eis. Dem Lenker gelang es, die Heckflosse der Maschine in die Höhe zu bringen und das linke Rad vom Untergrund zu lösen, aber das rechte Rad schleifte weiterhin über das Eis, und die Maschine kam dadurch nicht hoch. Der Versuch endete, als am rechten Rad der Gummi platzte und die Maschine auf die Seite kippte. Der Flieger stoppte sofort den Motor. Als das Flugzeug stand, stellte sich heraus, dass der rechte Flügel an drei Stellen beschädigt war.
Aus dem Artikel ging hervor, dass der Flieger wenige Tage später gern seinen Flugversuch erneuert hätte, aber die Herren, die ihm assistieren sollten, trauten sich wegen des dünner werdenden Eises nicht an den Versuchsort. Daraufhin erklärte der tapfere Flugzeuglenker, er werde seine Versuche auf der Pferderennbahn fortsetzen, um bis zum nächsten Winter alle Launen seiner Maschine kennenzulernen.
Hilma holt tief Luft.
»Oh, er lächelt! Das Bübchen lächelt die Mama an!«
Joel beugt sich über Hilma. Natürlich eine Sekunde zu spät. Taisto hat sein erstes Lächeln schon wieder geschluckt.
Hilma bittet ihren Mann, die Öllampe zu löschen. Joel zieht sich aus und kriecht unter die Decke. Mit den Händen im Nacken liegt er regungslos da und lächelt vor sich hin. Endlich weiß er kristallklar, was er zu tun hat.
1912
1. Januar. Kostümabend des AVV
15. Januar. War in Tampere, blieb 2 Tage.
Familienabend des AVV am 21. Januar
19. Februar. Skiwettbewerb des AVV
20. Februar. Der Norweger Roald Amundsen hat als erster Mensch den Südpol erreicht.
13. März. War in Tampere, blieb 3 Tage.
1. April. Bunter Abend des AVV
Am 15. April stieß das Passagierschiff Titanic gegen einen Eisberg und ging unter.
1. Mai. Maifeier des AVV
12. Mai. Hilma war in Salo.
11. Juni. War auf Ausflug in Turku.
Hannes Kolehmainen gewann am 8. Juli den 10 000-Meter-Lauf bei der Olympiade in Stockholm.
9. Juli. Sommerfest der Genossenschaft
10. Juli. Kolehmainen gewann den 5000-Meter-Lauf. Kolehmainen gewann den Geländelauf.
30. Juli. Beim Ausflug von der Wohlfahrtspflege
Sportfest des AVV am 6. August
18. August. War in Salo beim Arzt.
23. September. Bunter Abend des AVV
4. Oktober. Auf dem Markt in Salo
2. November. War in Tampere.
20. Dezember. Kaufte per Postversand einen Fotoapparat, zahlte 14 Mark.
26. Dezember. Bunter Abend des AVV
Verdient: 1177,81.
Saida, 16
Herrenhaus Joensuu, Dezember 1912
Sakari Salin würde wohl kaum so anziehend auf Saida wirken, wäre er nicht von Trauer gezeichnet. Der Verlust der Ehefrau allein macht ihn freilich noch nicht zum Objekt von Saidas heimlichen Träumen. Mit einem Witwer verbindet sich zwar manch lustige Vorstellung, die von zahlreichen Liedern aufrechterhalten wird, in denen es heißt, an der Brust eines Witwers sei es immer warm und er nähme alle mit offenen Armen auf.
Sakaris Witwerschaft ist etwas
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