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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Forst
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Zaum zu halten versuchte.
    „Arikor! Reiß dich zusammen!“, schrie er.
    „Diese Schlampe hat meine Ehre mit Füßen getreten. Kein Bürgerlicher hat das Recht, ungestraft die Klinge gegen mich zu richten!“, knurrte Arikor.
    „Sie wird ihre Strafe erhalten“, versuchte Leothan ihn zu beschwichtigen. „Doch nicht, indem du ihr Blut in meinem Haus vergießt! Schlimm genug, dass du deinen eigenen Bruder derart zugerichtet hast.“
    Sein Sohn entzog sich mit einem wütenden Ruck seinem Griff und ließ das Zierschwert sinken. Er funkelte Selina drohend an, die seinen Blick trotzig erwiderte. Ihr Herz raste wie verrückt und sie zitterte.
    Ein Stöhnen neben ihr lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Liones war zu sich gekommen und versuchte mühsam, sich aufzurichten. Blut rann ihm über die Schläfe und verklebte sein goldblondes Haar. Selina ließ das Schwert fallen und begann führsorglich seine Wunde zu untersuchen.
    „Wie fühlt Ihr Euch?“, fragte sie besorgt.
    „Als wäre ich von einem Sechsspänner überrollt worden“, brachte Liones gequält hervor und zwang sich zu einem Lächeln.
    Nun kam auch die Gräfin, Lady Arita, hinzu. Als sie die Schnittwunde auf Arikors Brust bemerkte, kreischte sie vor Schreck auf. „Wer hat dir das angetan?“
    Ihr Sohn zeigte mit anklagender Miene auf Selina.
    „Wachen!“, keifte die Gräfin. „Ergreift diese Göre!“
    Selina sah sich verschreckt um. Sie konnte mehrere gerüstete Männer ausmachen, die sich durch die Menge der Schaulustigen drängten, welche sich neugierig um sie geschart hatte. Wie würde die Anklage gegen sie wohl lauten? Versuchter Mord? Schon glaubte sie die Galgenschlinge um ihren Hals zu spüren, als ihr die Angst die Kehle zuschnürte. Konnte denn niemand sehen, dass sie Liones nur verteidigen wollte? Müsste sich Lady Arita nicht ebenso um ihn sorgen, wie um ihren älteren Sohn? Liones mochte eine ernsthafte Kopfverletzung haben und es ließ sie kalt. Doch diese lächerliche Schnittwunde versetzte sie in Hysterie. Selina überlegte, ob sie verhandeln konnte. Aber würde man einer einfachen Dienstmagd überhaupt zuhören?
    Da ergriff Liones ihren Arm. „Ihr müsst fliehen“, sagte er gepresst. „Lauft weg, Selina!“
    „Was?“ Sie sah ihn entgeistert an.
    „Diese Männer stehen nicht zuletzt unter Arikors Befehl. Er wird Euch auspeitschen lassen und noch mehr, wenn ihr nicht verschwindet. Bitte, Ihr müsst fort von hier! Im Stall findet Ihr eine schwarze Vollblutstute. Sie gehört mir. Ihr Name ist Ranora. Sie wird Euch gehorchen. Nehmt sie und reitet so schnell Ihr könnt.“ Liones versuchte, sich schwer atmend noch weiter aufzusetzen.
    „Ich kann Euch in diesem Zustand nicht zurücklassen“, klagte Selina. „Wenn Arikor ...“
    „Mir wird nichts geschehen“, unterbrach er sie. „Sorgt Euch nicht um mich.“
    Eine der Wachen tauchte soeben neben der Gräfin auf.
    Selina war sich nicht sicher, ob es klug war, was sie tat. Sie fühlte sich wie eine Schwerverbrecherin, als sie aufsprang und sich nach einem Fluchtweg umsah. Hinter ihr erstreckte sich die Tafel mit den kalten Häppchen an der Wand des Saals entlang bis zur nächsten Tür. Die Halbelfe sah darin den einzigen Weg nach draußen, ohne Gefahr zu laufen, von einem der Gäste festgehalten zu werden. Kurz entschlossen sprang sie in die Schinkenbrötchen, pflügte durch die Spargelspitzen in Dillsauce und beförderte mit einem Fußtritt die Mitternachtssuppe zu Boden. Die Wachen schreien und forderten im Namen des Grafen, sie solle stehen bleiben. Einige beherzte Gäste sprangen vor und versuchten, die junge Elfe einzufangen. Doch die meisten sahen nur neugierig aus sicherer Entfernung zu, da sie nicht Gefahr laufen wollten, dass ihre teuren Gewänder Bekanntschaft mit dem Heidelbeerdessert machten.
    Selina schaffte es mit viel Glück bis zur Tür und fand den Ausgang frei vor. Sie hechtete nach draußen, rannte den Korridor entlang und sprang in langen Sätzen die Treppe hinunter in die Eingangshalle. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen die große Flügeltüre.
    Von oben drangen aufgeregte Stimmen zu ihr herab. Ihre Verfolger waren ihr dicht auf den Fersen. Endlich öffnete sich das schwere Tor und die Halbelfe schlüpfte nach draußen.
    Sie lief durch die Dunkelheit auf die Stallungen zu. Insgeheim hoffte sie, Harras zu treffen. Doch um diese Uhrzeit hielt sich hier niemand mehr auf. Die Pferde dösten in ihren Boxen, als Selina in den Stall stürmte. In der Finsternis schienen

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