eine Elfenromanze
Kutsche gespannt hat. Und das Kleid steht Euch wirklich ausgezeichnet, hochgeschätzte Fürstin! Aber niemand sagt ihr, dass sie einen Fleck auf ihrem Gesäß hat, weil sie sich in eine Heidelbeere gesetzt hat.“
Selina konnte nicht anders und kicherte verhalten.
Liones legte in einer theatralischen Geste den Handrücken gegen die Stirn und lehnte sich leicht zurück, sodass es aussah, als erleide er einen Schwindelanfall. „ Ach, hab ich Euch schon erzählt, geschätzte Gräfin, dass mein Hund vorgestern eine Zecke in seinem Fell gehabt hat? Schrecklich war das, sag ich Euch! “
Selina brach in schallendes Gelächter aus. Liones trat auf sie zu und hielt ihr den Weinkelch hin, damit sie mit ihm anstieß.
„Seht Ihr“, meinte er und trank einen Schluck. „Und genau aus diesem Grund genieße ich Eure Gesellschaft. Ihr könnt über dieses hochnäsige Getue noch lachen. Wenn ich den Wünschen Leothans und Aritas gerecht geworden wäre und Ingata, eine Adelige aus Nordthal, als meine Begleiterin für diesen Abend akzeptiert hätte, wären die Gesprächsthemen für mich jetzt auf die neue Gurken-Schönheitstherapie und die Karat von Diamanten beschränkt.“
„Das ist der Grund, warum Ihr Euch ihrem Wunsch widersetzt und lieber eine dahergelaufene Dienstmagd eingeladen habt? Ich meine, immerhin ist sie doch eine Adelige!“, bemerkte Selina. Zumindest war ihr jetzt klar, warum der Graf und die Gräfin sie derart gemustert hatten. Sie hätten lieber eine Andere an der Seite ihres Sohnes gesehenen.
„Blaues Blut garantiert noch lange nicht, dass man eine Frau auch ansehen kann, ohne dass einem übel wird“, erwiderte Liones trocken. „Da hilft auch ein ganzes Gurkenfeld nichts mehr.“
Selina kicherte. „Ist sie wirklich so hässlich?“
Liones verdrehte in übertriebener Abscheu die Augen. „Wenn es die Magersucht nicht bereits gäbe, hätte Ingata sie mit Sicherheit erfunden. Wenn sie nicht so hitzig wäre, würde ich mutmaßen, sie sei eine Untote.“
„Seid gegrüßt, Liones!“, ertönte da eine schrille Stimme neben ihnen, die dem jungen Elfen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
„Ingata“, stammelte er und drehte sich zu einer in quietschrosa Tüll gehüllten Elfenfrau um. Sie war groß und so schlank, dass Selina fürchtete, sie könne an der Taille auseinanderbrechen. Ihre Backenknochen traten spitz hervor und waren mit bleicher, beinahe transparent wirkender Haut überspannt. Schmale Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als die Elfe Liones auffordernd die Hand hinhielt.
„Welch eine Freude, Euch zu sehen!“, rief der Grafensohn überschwänglich, ließ sich vor Ingata auf ein Knie fallen und küsste in einer übertriebenen Geste ihre knochigen Finger, während er keine Sekunde daran zweifelte, dass die Elfe seine Unterhaltung mit Selina bereits seit Minuten belauscht hatte.
Der Blick der Adeligen glitt hinüber zu Selina und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Liones, wollt Ihr mir Euer neues Betthäschen nicht vorstellen?“
Selina erwiderte den giftigen Blick Ingatas, während der junge Emnesthar sich wieder erhob, an ihre Seite trat und beschwichtigend seinen Arm um ihre Schultern legte.
„Ihr Name ist Selina und sie ist meine Begleitung für dieses Bankett.“
„Selina? Und weiter?“
Liones entschied, die Frage zu überhören. Ingata wusste ohnehin, dass Selina keine Adelige war. Sie war bekannt dafür, jeden Tratsch von hier bis an die nördlichsten Grenzen von Nordthal zu kennen und sie wusste genau, wer welchen gesellschaftlichen Status genoss.
Ingata ließ ihren Blick indes forschend an der jungen Halbelfe auf und ab gleiten und musterte sie eingehend.
Liones konnte regelrecht spüren, wie seine Gefährtin sich immer mehr versteifte.
„Ihr hattet schon immer eine Vorliebe für derbe Kost“, bemerkte die Adelige spitz.
Selina zuckte zusammen, hatte sich jedoch weit genug unter Kontrolle, um ihr beharrliches Schweigen fortzusetzen.
Ingata heftete ihren Blick auf die Beine der Halbelfe. „Rustikal! Passend zu Eurer Jagdhütte!“
„Ingata, ich bitte Euch!“ Liones bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Ihm war klar, dass dies Ingatas Art von Rache war. Doch der Umstand, dass sie ihren Unmut an Selina ausließ, machte ihn wütend.
Doch die Elfe ignorierte ihn und wandte sich an Selina: „Hattet Ihr schon das Vergnügen, seine Jagdhütte zu besichtigen, meine Liebe?“, fragte sie mit ihrer schneidenden Stimme.
Selina schüttelte leicht den Kopf. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher